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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Neuer beendet DFB-Karriere Das machte ihn zum Albtraum für seine Gegner
Manuel Neuer tritt aus dem DFB-Team zurück. Mit ihm geht einer, der das Torwartspiel revolutioniert hat. Und einer, den es so zuvor noch nie gegeben hat.
Die deutsche Abwehr wird überspielt, der Ball immer länger. Manuel Neuer schaltet blitzschnell, setzt rund 35 Meter vor seinem Tor zum Sprint an und grätscht den Ball weg. Es hätte das vorzeitige Achtelfinal-Aus in der 89. Minute bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bedeuten können. Kompromisslos schmeißt sich der Torhüter aber in den Ball und rettet Deutschland gegen Algerien in die Verlängerung (2:1).
Auf dem Weg zum WM-Titel verwunderte der damals 28-jährige Neuer ein ums andere Mal mit seinem hohen Stellungsspiel, er wirkte wie ein elfter Feldspieler. Doch mit seinem Stil, der damals nicht dem typischen Leitbild eines Torwarts glich, zeigt er, dass nicht nur die beste Technik zum Erfolg führen kann. Sondern auch das Timing, das Neuer perfekt beherrscht.
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So auch am Mittwochnachmittag, als der inzwischen 38-Jährige seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben hat. Nach 124 Länderspielen ist nun endgültig Schluss. In den vergangenen 15 Jahren im DFB-Trikot revolutionierte Neuer nicht nur das Torwartspiel, er wurde zum Vorbild einer ganzen Generation.
"Manu, der Libero"
Jeder, der einmal Fußball in einem Verein gespielt hat, weiß, wie wichtig es ist, einen Teamkollegen hinter sich zu haben, auf den man sich verlassen kann. Einen, der Ruhe am Ball ausstrahlt. Einen, der souverän agiert und keinen Druck verspürt. Einen, der mutig ist und sein Team unabhängig von der Position anführt. So einer ist Manuel Neuer.
Im März 1991 kreuzt ein fünf Jahre alter Junge beim Training vom FC Schalke 04 auf, dem die Weltkarriere damals nicht anzusehen ist. Mit den Jahren geht dann aber alles ganz schnell: Es folgt der Aufstieg als A-Jugendspieler in die zweite Mannschaft und zur Saison 2005/06 der Sprung in den Profikader. Nach einer Verletzung vom damaligen Schalke-Torwart Frank Rost spielt sich Neuer als Stammkeeper fest, zeigt spektakuläre Paraden in der Bundesliga und in der Champions League – und ist mit 13 Spielen ohne Gegentor maßgeblich an der Vizemeisterschaft beteiligt.
Mit seiner Leistung beeindruckt er auch den damaligen Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw, der Neuer 2009 erstmals in die Nationalmannschaft beordert. Nur ein Jahr später schlägt erneut das Schicksal zu: Nach dem tragischen Suizid von Robert Enke ist eigentlich René Adler als Stammkeeper für die WM vorgesehen. Doch der Leverkusener verletzt sich wenige Monate vor Turnierbeginn. Neuer übernimmt für die WM – und lässt im Anschluss nie wieder einen Konkurrenten wirklich an sich heran.
In der Folge revolutioniert Neuer das Torwartspiel und führt den Fußball damit ein Stück weit in die Moderne. Er ist "Manu, der Libero". Über sein Tor denkt Neuer hinaus, leitet das Offensivspiel seiner Mannschaft ein wie wohl nie ein Keeper je zuvor. Zeitgleich verhindert er mit seiner Spielweise gefährliche, lange Bälle bereits kurz hinter der Mittellinie. Und: Neuer bleibt cool, verzichtet auf große Emotionen. Seine Paraden und mutigen Rettungsaktionen beschreit er nicht – er holt sich einen Brustcheck bei seinen Mitspielern ab und fokussiert sich umgehend wieder auf das Spielgeschehen.
Die Gegner verzweifeln reihenweise an ihm
Auch den Sechzehner hat er im Griff. Ob Schüsse aus der Distanz oder Eins-gegen-Eins-Situationen, Neuer stellt seine Weltklasse immer wieder unter Beweis. Der Fünfmeterraum in der Box gehört allein ihm. Flanken, Heber, alles, was dort landet, wird von Neuer abgefangen oder weggefaustet. Auf der Linie vereitelt er Großchancen mit einer für ihn charakteristischen Fußabwehr – auch wenn er schon am Boden liegt. Die Gegner verzweifeln reihenweise an ihm. Er ist ihr persönlicher Albtraum.
Neuer erarbeitet sich mit seinem Auftreten über die Jahre eine unvergleichliche Autorität auf dem Platz. Selbst die Stars der größten Teams zollen der deutschen "Wand" immer wieder Respekt. Der Keeper hat sich zu einem absoluten Weltstar entwickelt, der sich mit seinem Torwartspiel von Legenden wie Oliver Kahn oder Peter Schmeichel sichtbar abhebt. Doch nicht nur sportlich untermauert Neuer seinen Status. In der Nationalelf und beim FC Bayern etabliert er sich als Führungspersönlichkeit und wird auf Jahre zum Anführer. Das spiegelt sich mit der Zeit auch im Kapitänsamt bei den Münchnern und beim DFB wider.
Neuer bleibt Neuer
Titel sammelt Neuer spätestens seit seinem Bayern-Wechsel übrigens wie Briefmarken. Mit Schalke hatte er 2011 einmal den DFB-Pokal geholt. Mit den Bayern folgen fünf weitere Triumphe in diesem Wettbewerb. Deutscher Meister wird Neuer mit seinem Team sogar elfmal – Stand jetzt. Denn für seinen langjährigen Klub, mit dem er auch zweimal die Champions League gewinnen konnte, wird er noch weiterspielen und dürfte in Zukunft auf zusätzliche Trophäen hoffen.
Sein größter Erfolg wird aber wohl immer der Titelgewinn bei der WM in Brasilien 2014 mit der DFB-Elf sein. Seit Jahren ist der Weltmeister Manuel Neuer deshalb für die nachfolgenden Generationen ein Idol. Er wird es auch nach seinem Karriereende beim DFB bleiben. Fußballbegeisterte Kinder, die eine Karriere als Torhüter anstreben, denken an Neuer. Sie wollen so spielen wie er – obgleich sie hoffentlich auf den bekannten Reklamier-Arm verzichten werden.
Er wird das perfekte Timing finden
Dabei waren trotz der Erfolge auch immer mal wieder Zweifel am zweimaligen Fußballer des Jahres aufgekommen. Denn: Neuer verletzte sich in seiner bisherigen Karriere bereits 21-mal, fehlte deshalb immer mal wieder im Klub und im DFB-Team. Weil er sich nach dem WM-Aus 2022 beim Skifahren den Unterschenkel brach, verlor er die DFB-Kapitänsbinde an İlkay Gündoğan.
Neuers Denkmal verzeichnete seitdem erste Risse. Eine Umfrage von t-online vor der Europameisterschaft in Deutschland 2024 zeigte, dass sich die Mehrheit Marc-André ter Stegen als neue deutsche Nummer eins wünschte. Doch Bundestrainer Julian Nagelsmann sprach trotz Neuers Unsicherheiten in den Vorbereitungsspielen gegen die Ukraine und Griechenland diesem das Vertrauen aus – und das letzten Endes zurecht. Neuer stellte bei der EM einmal mehr seine fußballerischen Qualitäten unter Beweis und holte im Turnierverlauf die deutschen Fußball-Fans wieder auf seine Seite. Nun findet er auch noch den perfekten Abschluss für seine DFB-Laufbahn.
Der letzte Weltmeister von 2014 macht Platz für eine neue deutsche Nummer eins – und beendet eine wohl in der Form nicht wiederholbare Ära beim DFB. Im Verein geht es für Neuer noch für mindestens ein Jahr weiter. Sein Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2025. Ob er im kommenden Sommer eine weitere Saison dranhängt oder seine Karriere gänzlich beendet? Neuer wird das perfekte Timing finden.
- Eigene Beobachtungen
- transfermarkt.de: Profil von Manuel Neuer
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID