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Kevin Volland: "Sie denken, sie hätten Anspruch auf einen fetten Vertrag"


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Volland kritisiert Talente
"Sie denken, sie hätten Anspruch auf einen fetten Vertrag"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 23.01.2021Lesedauer: 6 Min.
Kevin Volland: Seit Sommer 2020 geht der Ex-DFB-Nationalspieler für die AS Monaco auf Torejagd.Vergrößern des Bildes
Kevin Volland: Seit Sommer 2020 geht der Ex-DFB-Nationalspieler für die AS Monaco auf Torejagd. (Quelle: Panoramic/imago-images-bilder)

Im Interview mit t-online spricht der deutsche Torjäger der AS Monaco, Kevin Volland, über junge Spieler und die Unterschiede zwischen französischer Liga und Bundesliga.

Kevin Volland, dieser Name steht für Torgefahr. Der gebürtige Allgäuer war in 247 Bundesliga-Einsätzen an 139 Treffern direkt beteiligt (77 Tore, 62 Assists). Im Spätsommer 2020 kehrte er Bayer Leverkusen und der Bundesliga den Rücken und schloss sich dem französischen Erstligisten AS Monaco um Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac an – und sorgt seitdem auch dort konstant für Gefahr vor dem gegnerischen Kasten.

Im Interview mit t-online spricht Volland über sein Leistungshoch an der Cote d'Azur, wie hart das Training unter Coach Kovac ist – und welchen Aspekt sich deutsche Talente von ihren französischen Altergenossen abschauen sollten.

t-online: Herr Volland, was war für Sie der augenfälligste Unterschied, den Sie nach den ersten Partien für Monaco zwischen der Bundesliga und Ligue 1 ausgemacht haben?

Kevin Volland (28): Die ersten sechs Spiele hatte ich meine Probleme mich zurechtzufinden. Die Gegner in der Ligue 1 sind sehr schwer zu bespielen. Die Teams in der Liga sind physisch deutlich stärker als in Deutschland, das Tempo in den Partien ist enorm. Dafür ist das Balltempo höher und sauberer in der Bundesliga.

Wie sind Sie mit diesen Umstellungen zurechtgekommen?

Zu Beginn habe ich natürlich etwas Anlaufzeit benötigt. Das war auch dem Umstand geschuldet, dass ich überhaupt keine Vorbereitung mit der AS Monaco hatte; ich bin ja direkt im Anschluss an das Europa-League-Finalturnier gewechselt. Aber es ist mir gut gelungen, die neue Umgebung und Mannschaft kennen- und verstehen zu lernen – das erkennt man nicht zuletzt an meinen Leistungen in der Ligue 1.

Haben Sie spezielle Abläufe, die Sie bei jedem Ihrer bisherigen Vereinswechsel durchgegangen sind?

Das Wichtigste für mich ist immer, so schnell wie möglich aus dem Hotel herauszukommen und eine passende Wohnung vor Ort zu finden. Das ist meiner Frau und mir auch hier in Monaco wieder gut gelungen. Ansonsten bin ich im Verein darauf bedachtet, nicht direkt auf die Kacke zu hauen, sondern die Teamkollegen und Mitarbeiter kennenzulernen und sie mit meiner Arbeit zu überzeugen.

Vergangenes Jahr betonten Sie im t-online-Interview, wie wichtig Ihnen Ihre Familie und ihre Tochter ist. Wie nahm diese nun Einfluss auf Ihre Entscheidung pro Monaco?

Für mich versteht es sich von selbst, dass ich einen Wechsel immer mit meiner Frau abspreche und auch dahingehend überprüfe, ob es für die Kinder eine gute Entscheidung wäre. Mir bringt es überhaupt nichts, wenn ich irgendwohin wechsle und meine Familie bleibt totunglücklich zurück. Da könnte ich auch meine Leistung nicht bringen, weil ich immer im Hinterkopf hätte, dass etwas fehlt und nicht stimmt.

Was hat Sie und Ihre Frau konkret von Monaco überzeugt?

Es ist für uns eine neue Erfahrung im Ausland zu leben. Meine Frau hat früh gesagt, dass sie darauf Bock hätte. Zudem sind unsere Kinder in einem Alter, in dem sie im besten Fall sogar dreisprachig – also Deutsch, Englisch, Französisch – aufwachsen können.

Sie stehen nach 18 absolvierten Ligue-1-Spielen bereits bei zehn Treffern und sieben Assists, sind damit aktuell der beste deutsche Scorer im Profifußball. Warum läuft es für Sie persönlich so gut bei der AS Monaco?

Der Klub ist höchstprofessionell aufgestellt, die Trainingsbedingungen sind hervorragend. Wir Spieler können uns voll und ganz auf unsere Arbeit als Fußballer konzentrieren. Meine individuellen Statistiken spiegeln also nur unsere gute Arbeit als Team wider. Worüber ich mich übrigens noch mehr freue als über meine Tore, sind meine Assists. Schließlich bedeuten sie, dass ich als Stürmer auch aktiv am Spiel teilnehme.

Inwiefern kommt es Ihnen zugute, dass Sie als Wunschspieler Niko Kovacs gelten? Er wollte Sie ja bereits zu seiner Zeit beim FC Bayern gerne verpflichten.

Wenn ich den Rückhalt des Coaches habe, performe ich wesentlich besser. Niko Kovac vertraut mir und ich versuche es ihm mit guten Leistungen zurückzuzahlen. Das klingt jetzt simpel, aber es ist sehr wichtig, dass man sich als Spieler an die Pläne und Vorgaben des Trainers hält. Solange ich das gewährleisten kann, bin ich zufrieden. Wenn am Ende sogar einige Tore und Assists für mich abspringen und ich dem Team so noch mehr weiterhelfen kann, ist es umso schöner.

Sie sagten im Interview mit dem "Kicker", das Training unter Kovac sei "sehr, sehr hart", Erholung sei nötig. Was ist daran denn so "hart"?

Ich wusste ja, wie er in Frankfurt und beim FC Bayern gearbeitet hat. Hart trainieren bedeutet für mich auch eher gut trainieren. Da gehört natürlich auch eine hohe Intensität dazu – und die haben wir hier in Monaco unter Kovac.

Also hat Kovac nicht den Ruf des "deutschen Schleifers" unter Ihren französischen Teamkollegen weg?

(lacht) Von einem "Schleifer" ist Kovac weit entfernt – allein schon, weil er menschlich ein super Typ ist. Er erwartet einzig, dass wir im täglichen Training eineinhalb, zwei Stunden mit eiserner Disziplin an unser Limit gehen – und das Recht hat er auch. Wir sind alle Vollprofis, die hier sind, um erfolgreich Fußball zu spielen und für jüngere Spieler ein Vorbild zu sein. Ich bin nicht hier, um die Sonne Monacos zu genießen.

Nach der Meisterschaft 2017 und der Vizemeisterschaft 2018 folgte für Monaco der Fast-Abstieg. Kovac und Sie wurden auch verpflichtet, um ein neues Kapitel der AS Monaco aufzuschlagen und zu gestalten. Wie schwer lastet dieser Druck auf Ihnen?

Die Erwartung ist definitiv, dass wir als AS Monaco international vertreten sein müssen. Das sollte ehrlich gesagt auch unser Ziel sein. Das hat für mich auch den Reiz an der AS Monaco ausgemacht: dass ich Teil eines Umbruchs sein kann, der den Klub wieder in erfolgreiche, europäische Jahre führt.

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Nach 20 Spieltagen stehen Sie auf Platz vier der Ligue 1, die Champions-League-Qualifikation ist möglich. Muss das nächste Ziel dann nicht zwangsläufig heißen, PSG vom Thron zu stoßen?

Wir sind aktuell auf einem guten Weg, aber wir sollten deswegen nicht sofort durchdrehen. Unser Minimalziel ist und bleibt Platz sechs und damit der Einzug in den Europapokal.

Junge Spieler wie Benoit Badiashile und Sofiane Diop gehören bereits zu den Leistungsträgern. Wie würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrung und Ihres Alters Ihre Rolle im Teamgefüge beschreiben?

Ich will mit meiner Art, wie ich Fußball spiele, vorangehen und die jüngeren Spieler mitreißen. Ich kann unseren Talenten sicher einiges mit an die Hand geben und sie so in ihrer Entwicklung weiter unterstützen.

Andererseits: Was können Sie als gestandener Profi noch von einem Weltmeister und zweifachen Europameister wie Cesc Fabregas lernen?

Ich bin zwar mit 28 Jahren nicht mehr der Spieler, der sich noch brutal weiterentwickelt, aber ich bin trotz meiner bisher gesammelten Erfahrung immer noch lernfähig. Mich treibt etwa die Frage an: "Wie bringe ich noch mehr Konstanz in mein Spiel?" Da tausche ich mich auch mit Cesc aus. Aus solchen Gesprächen ziehe ich vor allem wichtige, kleine Erkenntnisse, etwa, wie er regeneriert, wenn er angeschlagen ist.

Trotz Spielern wie Fabregas, Stevan Jovetic und Wissam Ben Yedder wird in Monaco besonders Wert auf Jugendarbeit gelegt. Erkennen Sie im Vergleich mit Deutschland Unterschiede im Umgang mit Jungprofis?

Ein großer Unterschied ist, dass wenn wir hier in Monaco im Training Alt gegen Jung spielen, 22-, 23-Jährige bereits zum Team der Alten gehören. Die 18-, 19-Jährigen derweil sind wesentlich ehrgeiziger als ihre Altersgenossen in Deutschland. Ich sehe ihnen hier jeden Tag im Training an, dass sie alles dafür tun wollen, um den nächsten Entwicklungsschritt zu nehmen. Sie drängen sich extrem auf, schieben Extraschichten vor und nach dem Training. In Deutschland hatte ich häufiger das Gefühl, dass die Spieler, die aus der Jugend hochgezogen wurden, es für selbstverständlich angesehen haben, dass sie bei uns Profis mittrainieren dürfen. Da herrschte oftmals der Gedanke: "Jetzt gehöre ich dem Profikader an, also habe ich auch Anspruch auf einen fetten Vertrag." Das Gefühl hatte ich bisher in Monaco kein einziges Mal.

Wie ausgiebig verfolgen Sie den deutschen Fußball seit Ihrem Wechsel?

Ich gucke jedes Leverkusen-Spiel, das ich kann. Ich habe viele Freunde in der Bundesliga zurückgelassen. Deshalb freue ich mich immer, wenn ich denn mal die Konferenz am Samstag um 15.30 Uhr gucken kann, die Jungs wieder spielen sehen und mich im besten Fall mit ihnen danach austauschen kann.

Kann sich Ihr Ex-Klub Bayer Leverkusen in der Rückrunde zu einem ernstzunehmenden Titelkandidaten entwickeln?

Ob Bayer im weiteren Saisonverlauf noch einmal in den Titelkampf eingreifen wird, kann ich nicht einschätzen – dafür müssten die Bayern weiter schwächeln und Leverkusen Kontinuität beweisen. Ich hoffe vor allem, dass sich Bayer wieder für die Champions League qualifiziert. Das sollte das primäre Ziel des Klubs sein.

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