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Berti Vogts geht auf Mats Hummels los: "Wir sind nicht beim Tennis!"


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Kritik an Nationalspieler
Vogts geht auf Hummels los: "Wir sind nicht beim Tennis!"

MeinungDie Kolumne von Berti Vogts bei t-online.de

Aktualisiert am 08.06.2018Lesedauer: 4 Min.
Mats Hummels sagte zuletzt über junge Profis: „Es ist schon auffällig, dass öfter ein 18-Jähriger nicht versteht, warum er das Tor oder die Bälle tragen soll. Es ist gerechtfertigt, das zu hinterfragen.“ Berti Vogts sieht das anders.Vergrößern des Bildes
Mats Hummels sagte zuletzt über junge Profis: "Es ist schon auffällig, dass öfter ein 18-Jähriger nicht versteht, warum er das Tor oder die Bälle tragen soll. Es ist gerechtfertigt, das zu hinterfragen." Berti Vogts sieht das anders. (Quelle: imago-images-bilder)
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Vogts hinterfragt in seiner neuen Kolumne nicht nur den vorläufigen 27-Mann-Kader von Löw, er findet auch deutliche Worte für Abwehrchef Hummels.

Warum fährt Sané nicht zur WM? Diese Frage bestimmte in den letzten Tagen die Schlagzeilen und beschäftigte ganz Deutschland. Doch die eigentliche Frage, die ich mir stelle, geht einen Schritt zurück: zur Nominierung des vorläufigen WM-Kaders.

Ich hätte es grundsätzlich anders gemacht als Joachim Löw und hätte nicht 27, sondern 23 Spieler nominiert. Warum handhabt er das so? Wenn einer verletzungsbedingt ausfällt, kann man immer noch einen Sané nachträglich nominieren. Das ist deutlich angenehmer, als vier Spieler nach Hause zu schicken. Ich habe das als Trainer früher so gemacht und es war viel einfacher.

Löws Entscheidung hat für Unruhe gesorgt

Man kennt ja die Problematik: Die Spieler sehen das gar nicht ein, wenn sie gehen müssen. Erst recht, wenn sie Spieler von Manchester City sind. Das führt nur zu Problemen. Es ist eine unheimliche Unruhe reingekommen, seit über die Streichkandidaten diskutiert wird. Und das ist eine große Gefahr. Wenn es gegen Saudi-Arabien keinen deutlichen Sieg gibt, wird doch gleich wieder diskutiert, ob Sané als Außenspieler fehlt – mit seinen Tempo-Dribblings bei stark defensiv orientierten Mannschaften.

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Der einzige Vorteil ist, dass die Diskussion um Sané rechtzeitig stattfindet. Das wird vielleicht noch ein, zwei Tage so weitergehen, dann war es das aber auch. Ich hoffe, dass das Spiel gegen Saudi-Arabien mit einem klaren Ergebnis endet. Spätestens dann wird auch wieder Ruhe einkehren.

Deutschland braucht junge Spieler

Was wir aber auf jeden Fall weiterhin brauchen, sind junge Spieler in der Nationalelf. Die Jungen sind eine Bereicherung. Es ist wichtig, dass immer wieder frisches Blut in ein Team kommt. Ich kann die jüngsten Äußerungen von Mats Hummels zu jungen Fußballern deshalb überhaupt nicht nachvollziehen. Grundsätzlich sagte er nach der Nicht-Nominierung von Sané, es sei auffällig, dass ein 18-Jähriger häufig nicht versteht, warum er das Tor oder die Bälle tragen soll. Es sei gerechtfertigt, das zu hinterfragen. "Aber es gehört auch dazu, zu wissen, dass man sich seinen Platz erst erkämpfen muss."

Es ist schon interessant, dass ausgerechnet Hummels so etwas sagt. Er kam schon mit 19 Jahren zu Borussia Dortmund und hat recht schnell einiges von sich gegeben, das in jungen Jahren erstaunlich forsch war. Mit 29 Jahren sieht er sich nun offenbar schon in einem Alter, in dem er auf die jungen Wilden herunterschaut.

Ich sage es ganz deutlich: Es ist nicht angebracht, in den Medien über die jungen Spieler von heute zu sprechen. Wenn er etwas zu bemängeln hat, sollte er das gefälligst intern tun. In meinen Augen ist es seine Aufgabe, als erfahrener Abwehrspieler und Führungsspieler die jungen Spieler zu führen und zu erziehen. Wenn die zu forsch sind, liegt das nicht unbedingt an den Spielern, sondern auch an Hummels.

Früher gab es konkrete Ansagen an die Jungen

Ich bin auch mit 19 Jahren in die Nationalmannschaft gekommen. Damals hat man es mit anderen Spielertypen zu tun gehabt. In meinem Fall waren die Älteren Karl-Heinz Schnellinger und Helmut Haller. Vor meinem ersten Spiel habe ich die Aufwärmübungen gemacht, die ich normalerweise bei Mönchengladbach gemacht habe. Da kam gleich ein Mitspieler zu mir und blaffte mich an: "Du musst das anders machen auf internationalem Parkett."

In Hinblick auf die heutige Nationalelf erwarte ich von den Abwehrspielern Boateng und Hummels, dass sie die Mannschaft zusammenhalten. Wir sind nicht beim Tennis. Wir haben elf Leute auf dem Platz und die müssen sich verbinden. Das ist beim Fußball sehr wichtig.

Testspiel gegen Österreich: Wir waren im absoluten Tief

Mich persönlich hat auch das 1:2 gegen Österreich nicht überrascht. Was haben wir von dem Spiel erwartet? Die Spieler waren mitten in der WM-Vorbereitung – und dabei irgendwie im Tief. Für unsere Nachbarn war es ein Highlight in ihrem Leben, gegen Deutschland zu spielen und Deutschland zu schlagen. Hätte man gegen eine Mannschaft gespielt, die auch bei der Weltmeisterschaft antritt, dann hätten beide das gleiche Level gehabt.

Mit Saudi-Arabien ist der nächste Gegner tatsächlich ein WM-Teilnehmer – und kein schlechter. Die Saudis haben sich über eine starke Gruppe qualifiziert. Hier kann Jogi Löw noch einmal wichtige Ansatzpunkte herausfinden, die unheimlich wichtig sind für den Erfolg bei der Weltmeisterschaft sind.

Deutschland spielt um den Titel

Und an diesen Erfolg glauben viele, auch ich. Deutschland zählt neben Frankreich, Argentinien und Brasilien zu den Top-Favoriten. Wir spielen mit um den Titel. Dazu wird es möglicherweise einen Geheimfavoriten geben. Für mich könnten es die Belgier sein, weil sie glänzend durch die Qualifikation gegangen sind. Es gibt aber aus meiner Sicht einen Haken: Je länger die Spieler Belgiens zusammen sind, desto schwächer werden sie. Aber unserer Mannschaft wird es nicht so gehen.

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