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Lina Magull gab Kapitänsamt beim FC Bayern auf: Sie verrät die Gründe


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DFB-Star spricht nach WM-Aus
"Unfair, es an einzelnen Spielerinnen festzumachen"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 23.11.2023Lesedauer: 5 Min.
Lina Magull: Die Bayern-Spielerin blickt auf ein persönlich schwieriges Jahr zurück.Vergrößern des Bildes
Lina Magull: Die Bayern-Spielerin blickt auf ein persönlich schwieriges Jahr zurück. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Jones)
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Nach ihrer Verletzungspause will Lina Magull neu angreifen – im Klub, aber auch beim DFB. Im Interview mit t-online spricht sie über ihre neue Rolle.

Die Länderspielmaßnahme im Oktober verpasste Nationalspielerin Lina Magull verletzungsbedingt. Für die kommenden Duelle mit Wales und insbesondere den Showdown gegen Dänemark ist die 29-Jährige aber bereit. Dann will sie wieder auf dem Platz stehen und ihren Teil dazu beitragen, dass der Traum von Olympia weiterlebt.

Zunächst geht es für sie im Verein aber in der Champions League weiter. Am Donnerstagabend gastiert sie mit Meister Bayern München bei Top-Klub Paris Saint-Germain. Nach dem Remis zum Auftakt gegen Rom stehen die Bayern unter Druck. t-online sprach zuvor mit dem Münchner Mittelfeldass – über Nachwirkungen einer verkorksten WM sowie ihre veränderte Rolle im Klub.

t-online: Frau Magull, Glückwunsch zum Abschluss Ihres Sportmarketing-/Sportjournalismus-Studiums. Kürzlich haben Sie ihre letzte Klausur geschrieben. Wie lief's?

Lina Magull: Vielen Dank. Meine Bachelorarbeit habe ich übrigens auch schon abgegeben, da muss ich nur noch das Kolloquium absolvieren, dann sollte ich hoffentlich bestanden haben und fertig sein. In der Klausur ging es um das Thema "Unternehmensführung", um Modelle und Ansätze im strategischen Management. Alles ein wenig trocken.

Trotzdem irgendetwas dabei, was man für den Direktoren-Posten beim DFB verwenden könnte?

Da müsste man tiefer in die Materie einsteigen (lacht). Im Studium werden viele Dinge nur angekratzt. Da braucht es noch ein wenig mehr, um in eine Führungsposition beim Verband einzusteigen.

Die sportliche Aktualität ist möglicherweise ohnehin relevanter. In der Liga ist der FC Bayern Tabellenführer, das Topspiel gegen den Dauerrivalen Wolfsburg wurde gewonnen. Ist ihr Verein in der Saison angekommen?

Seit dem Sieg in Leipzig (3:0, Anm. d. Red.) sind wir so richtig drin. Dazu kam der von Ihnen angesprochene enorm wichtige Dreier gegen Wolfsburg, wo wir es sehr gut gemacht haben. Auch spielerisch läuft es jetzt besser. Was uns noch etwas abgeht, ist die Effizienz vor dem Tor.

Am Donnerstag geht es nun in der Champions League gegen PSG, beim Duell mit der AS Rom im ersten Gruppenspiel wurde ein Sieg knapp verpasst.

Es ist eine unfassbar spannende Gruppe. Generell ist die Champions League noch mal attraktiver und offener geworden. Das sieht man allein daran, dass die Vorjahreshalbfinalisten Arsenal und Wolfsburg bereits in der Qualifikation gescheitert sind. Mein persönliches Ziel – und das des Vereins – ist natürlich, die Champions League zu gewinnen. Das wäre auf Vereinsebene das Größte.

Wenige Tage vor Beginn der aktuellen Spielzeit teilte der Klub mit, dass Sie das Kapitänsamt abgeben würden. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Die Entscheidung fiel bereits zum Ende der vergangenen Saison. Das Jahr war für mich nicht einfach. Die Saison hat mir viel abverlangt und das Amt war auf eine gewisse Art und Weise belastend für mich. Ich wollte mir mit diesem Entschluss ermöglichen, den Fokus wieder stärker auf mich selbst richten zu können.

Was meinen Sie damit konkret?

Ich wäre eben nicht dazu in der Lage gewesen, das Amt so zu bekleiden, wie ich es für richtig halte. Natürlich war es eine große Ehre, die Kapitänsbinde zu tragen. Aber in meinen Augen hängt für mich nicht alles davon ab. Ich setze mich weiter ein für mein Team und gehe meinem Anspruch nach, auf und neben dem Platz eine Führungsspielerin zu sein. Nur die Kapitänsbinde tragen nun Teamkolleginnen, die das mit ein wenig mehr Leichtigkeit tun.

Spiele

Nach der Meisterschaft mit dem FC Bayern ging es zeitnah in die WM-Vorbereitung. Haben Sie diesen mentalen Rucksack auch mit zum DFB-Team genommen?

Nein, das hatte keinerlei Einfluss auf die WM. Ehrlich gesagt, habe ich aber die Kritik nicht so wirklich nachvollziehen können. Es waren insgesamt keine guten Leistungen von uns als Team. Ich empfand es als ein bisschen unfair, es teilweise an einzelnen Spielerinnen festzumachen. Aber natürlich habe auch ich mich nach der WM hinterfragt, das war keine einfache Zeit. Ich weiß, dass ich alles gegeben habe.

 
 
 
 
 
 
 

Es wurde viel geschrieben über Risse zwischen Mannschaft und Trainerteam. War dem so?

Es war fußballerisch zu sehen, was uns gefehlt hat. Viele Abläufe haben nicht gepasst. Zwischen EM und WM hat sich viel verändert. Es hat nicht genug Weiterentwicklung stattgefunden. Statt auf das zu setzen, was uns stark gemacht hat, haben wir neue Dinge ausprobiert.

Wirkt dieses aus deutscher Sicht enttäuschende Turnier noch nach?

Man merkt der ein oder anderen Spielerin vielleicht an, dass ab und zu die Kräfte schwinden. Das ist nur verständlich und soll keine Ausrede sein. Der Frauenfußball hat sich stark und schnell entwickelt. Es sind immer mehr Spiele, die physische und mentale Belastung wird höher. Leistungsschwankungen gehören dann teils auch im Profisport dazu.

Anfang November teilte der DFB die Trennung von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit. Die richtige Entscheidung?

Es ist immer wichtig, dass Klarheit herrscht. Die haben wir jetzt. Wir wollen das, was nicht so gut war, hinter uns lassen. Unser Ziel ist es, wieder eine absolute Top-Nation zu sein. Wir müssen uns darauf besinnen, was uns stark gemacht hat.

Wie lief die Kommunikation nach der WM mit der Bundestrainerin ab?

Ich hatte nach der WM zunächst keinen Kontakt mit Martina, weil uns ja auch kommuniziert wurde, dass sie krankgeschrieben ist. Das habe ich so akzeptiert und die Priorität lag natürlich darauf, dass Martina gesund wird.

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Gab es dann nach der Vertragsauflösung noch einmal Kontakt zu ihr?

Sie hat sich kürzlich bei der gesamten Mannschaft gemeldet. Das fand ich dann auch gut. Man muss auch bedenken, dass auch sie nach der WM eine schwierige Zeit hatte. Sie hat nun diesen Weg für sich gewählt. Insgesamt ist das jetzt geklärt. Weiter geht's.

Weiter geht's beim DFB seit Oktober mit Horst Hrubesch. Den ersten Lehrgang unter ihm mussten Sie jedoch verletzungsbedingt absagen.

Horst und ich haben mehrmals telefoniert, seit er im Amt ist. Er war auch beim Spiel gegen Wolfsburg in München, da haben wir uns ausgetauscht. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und ich schätze ihn wirklich sehr als Persönlichkeit. Schon 2018, als er zu uns kam, hat er uns unfassbar gutgetan, weil er ein absoluter Menschenfänger ist. Er versucht, das Spiel einfach zu halten und nicht alles zu verkomplizieren. Das ist das, was wir jetzt brauchen.

Anfang Dezember steht der Showdown mit Dänemark an. Die Olympiaqualifikation steht auf dem Spiel.

Der Druck ist da. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir das packen und mit mehr als einem Tor Unterschied gewinnen werden. Und wir haben in Rostock unsere Fans im Rücken. Ich hoffe, dass ich gegen Dänemark auf dem Platz stehen und meinen Beitrag dazu leisten kann, dass wir die Basis dafür legen, unser großes Ziel zu erreichen.

Sie selbst sind bereits Olympiasiegerin, waren bei den Spielen 2016 in Rio aber nur als Back-up mitgereist. Welche Erinnerungen haben Sie an den Gewinn der Goldmedaille?

Olympia 2016 war ein unglaublich tolles Erlebnis. Das war mit das Beste, was ich als Fußballerin erlebt habe. Auch wenn ich die Partien nur von der Tribüne aus verfolgt habe, war es großartig, ein Teil dieses Teams und des Events gewesen zu sein. Und nebenbei konnte ich alles ein wenig entspannter angehen.

Inwiefern?

Ich konnte zum einen mehr trainieren als die anderen, musste nicht so sehr auf eine Belastungssteuerung achten, was zur Folge hatte, dass ich in der darauffolgenden Bundesliga-Saison sehr, sehr fit war (lacht).

Ich habe mich als Teil des Teams gesehen und konnte damals eine gewisse Leichtigkeit reinbringen, von der möglicherweise dann auch die Mannschaft profitiert hat. Alles in allem war das ein Erlebnis, das ich unfassbar genossen habe.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Lina Magull
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