Der Kniff zur Halbzeit So zerlegte der FC Bayern Topklub Tottenham
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der FC Bayern hat am Dienstagabend einen spektakulären Sieg in London errungen. Doch wie ist das gegen ein englisches Topteam in dieser Höhe überhaupt möglich? Die Taktik-Analyse zum Spiel.
In einer denkwürdigen Europapokalnacht zerlegt der FC Bayern München den Champions-League-Finalisten der Vorsaison. Beim 7:2-Sieg gegen die Tottenham Hotspur drehen die Münchner am Dienstagabend erst so richtig auf, als sie den Ball kontrollieren und die Oberhand im Mittelfeld erlangen. Wie ist dieser spektakuläre Erfolg zu erklären?
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Interessanterweise entscheidet sich Cheftrainer Niko Kovac vor der Partie für einen personellen Wechsel im zentralen Mittelfeld. Statt Thiago bekommt der laufstärkere Corentin Tolisso den Vortritt. Diese Maßnahme entpuppt sich allerdings sehr schnell als Fehlgriff. Denn ohne Thiago fehlt es den Bayern an der notwendigen Ballsicherheit in der Mitte.
Genau das weiß Tottenham in den ersten 35 Minuten immer wieder auszunutzen. Die beiden Halbspieler im Mittelfeld, Moussa Sissoko und Tanguy Ndombélé, belauern die Passwege durchs Zentrum und setzen gerade den entscheidungsschwachen Tolisso gehörig unter Druck. Es ergeben sich immer wieder schnelle Umschaltangriffe, bis das 1:0 nach einem Abspielfehler von Tolisso fällt.
Die Wende durch Ballbesitz
Die Bayern kommen erst so wirklich ins Spiel, als sie den Ball mit Geduld durch die eigenen Reihen laufen lassen und die erste Pressingwelle von Tottenham ausmanövrieren. Setzen sich die Münchner einmal in der gegnerischen Hälfte fest, haben ihnen auch die Engländer nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen.
Natürlich sind es zudem starke Einzelaktionen – etwa von Joshua Kimmich und Robert Lewandowski vor den ersten beiden Bayern-Toren –, die den Bundesligisten auf die Siegerstraße führen. Aber ohne die sichtlich höhere Dominanz am Ball wäre dies keinesfalls möglich.
Zunächst funktioniert der Matchplan von Tottenham hervorragend. Die angriffslustigen Außenverteidiger Danny Rose und Serge Aurier setzen Bayerns Flügel unter Druck. Das recht passive 4-4-2-Pressing des deutschen Rekordmeisters wird mit Leichtigkeit umspielt. Aber wie so oft in dieser Saison fehlt es den Spurs an der Konstanz über 90 Minuten.
Die Spielentscheider: Thiago und Gnabry
Zudem macht Bayern-Trainer Kovac zur Halbzeit das einzig Richtige: Er wechselt Thiago ein und baut die Dominanz im Mittelfeld weiter aus. Mit dem Spanier als Strippenzieher attackieren die Bayern immer häufiger die Schwachstellen der Spurs – also vor allem die Flügel. Denn aufgrund der Mittelfeldraute – einem System mit vier zentralen Mittelfeldspielern – sind die beiden Außenverteidiger bei schnellen und langen Pässen oft auf sich gestellt.
Das bringt gerade Serge Gnabry ins Spiel. Der 24-Jährige muss in der ersten Halbzeit noch jede Menge Defensivarbeit gegen Aurier verrichten, revanchiert sich aber in den zweiten 45 Minuten mit ständigen Läufen im Schatten Lewandowskis oder mit Sprints direkt hinter die Tottenham-Abwehr. Gnabry nutzt seine Schnelligkeit und bestraft die Spurs dafür, dass sie sich nicht rechtzeitig mit den Mittelfeldspielern zurückziehen.
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Zum Ende der Partie wird die ganze Angelegenheit dann zum Selbstläufer, weil Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino offensiv einwechselt und das Mittelfeld komplett aufgibt, während bei Gnabry und Co. nahezu jeder Angriff zum Torerfolg führt. Die Folge: Sieben Tore des deutschen Rekordmeisters beim Topspiel in London.