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Ajax Amsterdam: Die Sensation als Vorbild für die Bundesliga?


Halbfinale der Champions League
Die Ajax-Sensation – ein Vorbild für die Bundesliga?

Von t-online, lr

Aktualisiert am 17.04.2019Lesedauer: 2 Min.
Sensation geschafft: Die Ajax-Stars Daley Blind (vorne) und David Neres jubeln vor der Fankurve.Vergrößern des Bildes
Sensation geschafft: Die Ajax-Stars Daley Blind (vorne) und David Neres jubeln vor der Fankurve. (Quelle: VI Images/imago-images-bilder)

Ajax Amsterdam hat sich dank exzellenter Talentausbildung und einer neuen, cleveren Transferstrategie zurück in Europas Fußball-Elite gekämpft. Deutsche Klubs können davon einiges lernen.

Ajax Amsterdam ist die nächste große Überraschung gelungen: Nach Titelverteidiger Real Madrid haben die Niederländer mit Juventus Turin einen weiteren europäischen Top-Klub ausgeschaltet und sind sensationell ins Halbfinale der Champions League eingezogen. Das erste Mal seit der Saison 2004/05 steht wieder eine Mannschaft unter den letzten Vier, die nicht in einer der fünf europäischen Top-Ligen (Spanien, England, Italien, Deutschland, Frankreich) spielt. Damals gelang das der PSV Eindhoven.

Der erst 19 Jahre alte Kapitän Matthijs de Ligt sagte: "Es ist bizarr, nicht normal. Ich habe keine Worte. Wir haben zwei Titelkandidaten besiegt, Real und Juve. Ich war noch gar nicht geboren, als wir zuletzt im Halbfinale waren (1997, Anm. d. Red.)."

Transferbilanz wie der VfB Stuttgart

Wie konnte das passieren?

Vor dieser Saison machte Ajax Amsterdam eine Ausnahme: Erst zum zweiten Mal in den vergangenen zehn Jahren investierte der Klub mehr für neue Spieler als er selbst durch Verkäufe einnahm. 50 Millionen Euro bezahlte der aktuelle Tabellenführer der niederländischen Eredivisie, das Minus betrug am Ende geschätzte 33 Millionen.

Zum Vergleich: Diese Transferbilanz entspricht damit etwa dem Ergebnis des VfB Stuttgart (-30 Millionen). Langfristig hat Ajax geschafft, was kaum einem deutschen Klub im vergangenen Jahrzehnt gelungen ist – einen dauerhaften und deutlichen Transferüberschuss bei nun auch sportlichem Erfolg.

Ganz entscheidend dabei ist die eigene Nachwuchsarbeit. Jedes Jahr kommen mehrere internationale Top-Talente aus der eigenen Akademie ins Profi-Team. Wahnsinn ist vor allem der geschaffene Marktwert: Ohne heute schon fast übliche Mega-Transfers wird der Ajax-Kader auf etwa 420 Millionen Euro taxiert. Damit wären die Niederländer hinter Bayern, Dortmund und Leipzig die Nummer vier in der Bundesliga – bei gleichzeitig geringeren Investitionen. Ein reiner Ausbildungsklub will Ajax allerdings nicht mehr sein.

Spieler werden länger gehalten

Die jüngsten Erfolge, also der Einzug ins Finale der Europa League 2017 und nun ins Halbfinale der Champions League, hängen auch mit einer neuen Transfer-Strategie zusammen. Während die Top-Talente früher nach einer guten Saison häufig für hohe Summen ins Ausland abgegeben wurden, wird nun auf mehr Kontinuität geachtet.

Spieler wie beispielsweise Hakim Ziyech, David Neres oder Donny van de Beek wurden seit ihrem Durchbruch 2016/2017 zuletzt trotz hoher Angebote gehalten. So entsteht mehr Kontinuität und ein eingespielteres Team. Das hilft die übergeordnete fußballerische Strategie umzusetzen. Offensives, auf Ballbesitz und Geschwindigkeit ausgerichtetes Spiel gehört zur DNA des Klubs. Verkauft wird nicht mehr beim ersten hohen Angebot, sondern erst wenn mögliche Alternativen verfügbar sind.


Mit dieser klaren strategischen Ausrichtung hat Ajax die wirtschaftlichen Nachteile kompensieren und die Gesetze der Champions League aushebeln können. Trainer Erik ten Hag, zuvor unter anderem bei der U23 des FC Bayern, sagte: "Mit unserer Philosophie können wir unsere Grenzen überschreiten. Es ist ein fantastischer Abend für den niederländischen Fußball:"

Damit dürften sie als Vorbild auch für einige Bundesliga-Klubs dienen, deren wirtschaftlicher Nachteil gegenüber der englischen Premier League in dieser Saison international mehr als deutlich geworden ist.

Verwendete Quellen
  • Transfersummen via transfermarkt.de (teilweise geschätzt)
  • mit Material der Nachrichtenagentur sid
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