Siegtreffer gegen Schalke Derbyheld Sancho: Darum ist sein Torjubel so traurig
Borussia Dortmund hat nach dem Derbysieg auf Schalke allen Grund zum Jubeln. Aber für Siegtorschütze Jadon Sancho war es eine besonders emotionale Woche.
Derbyheld Jadon Sancho streifte sich das gelbe Siegershirt über und stürzte sich in die wilde Kabinenparty. Doch nach einer höchst emotionalen Woche war die Freude des englischen Jungstars von Borussia Dortmund nicht ungetrübt. "Das Tor war für meine Großmutter, sie ist vor kurzem gestorben", sagte der 18-Jährige nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg im 175. Ruhrpottklassiker beim Erzrivalen Schalke 04.
Favre: "Sancho wollte unbedingt spielen"
Der Siegtorschütze (74.) war wegen des Todesfalls nach London geflogen und erst am Tag vor dem Derby zurückgekehrt. "Er wollte unbedingt spielen", berichtete Trainer Lucien Favre. Sportdirektor Michael Zorc zog "den Hut vor einer Ausnahmeleistung".
Mit seinem fünften Saisontreffer bescherte der Jung-Nationalspieler dem BVB den ersten Sieg auf Schalke seit fünf Jahren. Die Herbstmeisterschaft ist dem enteilten Bundesliga-Spitzenreiter schon drei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde kaum noch zu nehmen.
BVB-Party in der Kabine
"Dieser Sieg gibt uns eine Menge Selbstvertrauen und Kraft für die nächsten Spiele", sagte Kapitän Marco Reus und gab die Richtung bis Weihnachten vor: "Wir wollen ungeschlagen bleiben."
Auf Schalke gelang dies trotz kurzer Probleme am Ende souverän. Aus der Kabine dröhnte danach Rockmusik, Reus und Co. tanzten in ihren Shirts mit dem Aufdruck: "Die Nummer eins im Pott sind wir." Und das eindeutig.
Tedesco: "Es fehlt die Durchschlagskraft"
22 Punkte beträgt der Vorsprung auf den kriselnden Vizemeister, der mit 14 Zählern aus 14 Spielen im unteren Tabellendrittel feststeckt. Während Thomas Delaney mit seinem Führungstreffer (7.) schon zum 16. BVB-Torschützen in dieser Saison avancierte und damit einen Ligarekord zu diesem Zeitpunkt aufstellte, trifft Schalke derzeit nur vom Elfmeterpunkt.
"Es fehlt die Durchschlagskraft", klagte Trainer Domenico Tedesco: "Wenn du in den letzten drei Spielen nur durch Elfmeter triffst, dann wird es schwierig." Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Daniel Caligiuri (61.) nach Videobeweis war gegen einen nicht restlos überzeugenden Tabellenführer zu wenig.
BVB-Torwart lobt Mentalität
Schon vor der Pause hatte Tedesco Guido Burgstaller und damit seinen "letzten nominellen Stürmer" verletzt auswechseln müssen. Drei weitere Angreifer fehlten ohnehin schon. Mit dem defensiven Mittelfeldspieler Weston McKennie und Linksverteidiger Hamza Mendyl im Angriff spielten die Gastgeber "einen komischen Fußball", wunderte sich Reus. Davon ließ sich der BVB nach dominanter Anfangsphase "ein wenig einschläfern".
Es zählt aber zu den Qualitäten der Schwarz-Gelben in dieser Saison, dass sie auch in schwierigen Phasen die Ruhe bewahren und Lösungen finden. "Die Mentalität stimmt. Spiele, die wir im letzten Jahr verloren hätten, gewinnen wir", sagte Torhüter Roman Bürki.
Dortmund hält sich mit Sprüchen zurück
Neben dem Offensiv-Spektakel hat daran die Defensive einen großen Anteil. Mit 14 Gegentreffern verfügt das Favre-Team über die zweitbeste Abwehr der Liga. "Sie finden meistens eine gute Lösung", lobte Bürki seine Innenverteidiger Manuel Akanji und Abdou Diallo. Der Lohn: Mit 36 Punkten nach 14 Spielen stehen die Dortmunder so gut da wie seit dem Meisterjahr 2010/11 (37) nicht mehr.
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Mit großen Sprüchen halten sich die Derbysieger aber weiterhin zurück. "Wir werden alles tun, um da oben zu bleiben", ließ sich Bürki lediglich entlocken. Doch die neunte deutsche Meisterschaft ist nach dem Erfolg beim Erzrivalen ein weiteres Stück nähergekommen.
- Nachrichtenagentur sid