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Leverkusen-Star Amine Adli über Bayern-Interesse, Xabi Alonso und Saudi-Arabien


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Leverkusen-Star vor Topspiel
"Das wäre bei Bayern nicht so schnell möglich gewesen"

InterviewVon William Laing

14.09.2023Lesedauer: 8 Min.
Gefährliches Duo für Bayer Leverkusen: DFB-Star Florian Wirtz (l.) und Amine Adli.Vergrößern des Bildes
Gefährliches Duo für Bayer Leverkusen: DFB-Star Florian Wirtz (l.) und Amine Adli. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn)
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Bayer Leverkusen ist bisher die positive Überraschung der Saison. Mit t-online sprach Werkself-Angreifer Amine Adli darüber, was Trainer Xabi Alonso ausmacht und was der junge Marokkaner bereut.

Drei Spiele, drei Siege: Bayer Leverkusen ist mit der Maximalausbeute von neun Punkten in die Bundesliga-Saison gestartet. Am Freitagabend trifft das Team von Trainer Xabi Alonso nun auf die einzige andere Mannschaft im deutschen Oberhaus, die ebenfalls alle bisherigen Partien für sich entscheiden konnte. In der BayArena geht es für die Werkself gegen den großen FC Bayern (ab 20:30 Uhr im Liveticker bei t-online).

Die Münchener hatten angeblich auch mal Interesse an einem jungen Leverkusen-Star: Amine Adli. Der 23-Jährige entschied sich für den Weg ins Rheinland. Und hat das bis heute nicht bereut. Außerdem erzählt Adli im Gespräch mit t-online von seinem Trainer Xabi Alonso, welche Aktion aus der vorherigen Saison noch an ihm nagt und was er über die vielen Wechsel von Top-Stars nach Saudi-Arabien denkt.

t-online: Herr Adli, Bayer Leverkusen hat einen perfekten Saisonstart mit neun Punkten aus drei Spielen hingelegt. Die nächste Bundesligapartie ist das Spitzenspiel gegen den FC Bayern Mitte September. Der deutsche Rekordmeister hatte angeblich auch mal Interesse an Ihnen. Haben Sie mit Leverkusen die richtige Entscheidung getroffen?

Amine Adli: Auf jeden Fall. Bei Leverkusen habe ich früh die Chance auf viel Spielzeit erhalten. Dadurch konnte ich mich schon deutlich verbessern. Wenn du dich weiterentwickeln willst, dann musst du spielen. Das wäre beim FC Bayern vielleicht nicht so schnell möglich gewesen, deshalb war es eine gute Entscheidung für mich. Zumal Leverkusen ja auch jedes Jahr um die Top-Plätze in der Liga mitspielt. Deshalb bin ich auch nur auf meine Aufgaben hier fokussiert.

Sie konnten aufgrund einer Roten Karte am letzten Spieltag der vergangenen Saison in dieser Spielzeit noch nicht mitwirken. Sind Sie noch sauer auf sich selbst wegen der Tätlichkeit gegen den damaligen Bochumer Dominique Heintz?

Ich bin nach wie vor wütend und denke weiterhin über diesen Fehler nach, der mich die ersten Bundesligaspiele in dieser Saison gekostet hat. Das muss ich jetzt aber lernen zu vergessen. Ich habe mich bei meiner Mannschaft, dem Gegner und dem Schiedsrichter entschuldigt. Mit dem Trainer habe ich mich auch unterhalten. Er hat mir diesen Fauxpas verziehen.

Vergangene Saison sammelte Leverkusen mit sieben Roten Karten die meisten in der gesamten Spielzeit. Seit Mainz 05 im Jahr 2017 hat keine Mannschaft so viele Platzverweise gesehen. Hat das Team sich in der neuen Saison besser im Griff?

Wir alle sind Menschen, denen auf dem Platz auch mal die Emotionen einen Streich spielen können. In einigen Situationen kann das auch mal zu viel sein. Dann macht man dumme Sachen, weil man sich gerade nicht selbst kontrollieren kann. Aber auch hier gilt: Wir müssen daraus lernen und dürfen diese Fehler möglichst nicht noch einmal machen.

Es gab in der vergangenen Saison eine kuriose Situation mit Ihnen und Schiedsrichter Tobias Stieler. Im Spiel gegen den FC Bayern zeigte er Ihnen zweimal die Gelbe Karte wegen einer Schwalbe, korrigierte dann aber seine Entscheidung mithilfe des Videobeweises und entschied jeweils auf Elfmeter für Bayer. Im Anschluss versprachen Sie ihm Ihr Trikot. Hat er das jemals erhalten?

Ich glaube, er hat mein Trikot bekommen (lacht). Ich habe auf jeden Fall eines unterschrieben und ihm schicken lassen.

Schiedsrichter stehen unter enormem Druck. Werden die Referees nicht genug gewertschätzt?

Sie haben einen äußerst schwierigen Job, keine Frage. Als Spieler sollte man sich dessen immer bewusst sein und das respektieren. Trotzdem gibt es auch zwischen Schiedsrichtern und Fußballern auf dem Platz emotionale Auseinandersetzungen. Da versteht man sich manchmal nicht so ganz. Das gilt es in Zukunft zu verbessern. Der Fußball ist da aber auf einem guten Weg.

Der Videobeweis, auch VAR genannt, bleibt in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Einige finden, er gehört abgeschafft. Andere wollen, dass er bleibt. Wie sehen Sie das?

Der VAR sollte nicht abgeschafft werden. Wenn ich an das Spiel gegen Bayern vergangene Saison zurückdenke, dann sind durch den Videobeweis zwei entscheidende Szenen korrigiert worden, die uns am Ende den Sieg gebracht haben. Der VAR ist grundsätzlich also eine gute Sache.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen haben die Schiedsrichterinnen ihre Entscheidungen nach Videobeweis über die Stadionlautsprecher bekannt gegeben. Was halten Sie davon?

Diese Idee wurde auch bei der U21-EM getestet, bei der ich mit Frankreich am Start war. Als Spieler auf dem Feld möchtest du immer schnell weiterspielen. Aktuell dauert die Entscheidungsfindung in schwierigen Situationen aber viel zu lange. Der Rhythmus wird dadurch jedes Mal unterbrochen. Für die Fans im Stadion macht die Erklärung der Entscheidung über die Stadionlautsprecher aber sicherlich alles transparenter.

Apropos U21-EM: Die war im Sommer und Sie liefen für die französische Nationalelf auf. Jüngst entschieden Sie sich aber dazu, künftig für Marokko zu spielen. Wie haben Sie den Erfolg des Teams bei der WM 2022 wahrgenommen?

Ich habe mich unfassbar darüber gefreut, dass Marokko es als erstes afrikanisches Team in der Geschichte ins Halbfinale geschafft hat. Für Afrika war das eine große Sache. Nicht nur für Marokko, sondern für alle Länder des Kontinents.

Im Halbfinale traf Marokko dann ausgerechnet auf Frankreich und schied aus. Wem haben Sie in diesem wichtigen Spiel eigentlich die Daumen gedrückt?

Ich habe zwar zu diesem Zeitpunkt noch für die französische Nationalmannschaft gespielt, aber meine Eltern kommen nun mal aus Afrika. Im Halbfinale war ich deshalb vielleicht sogar ein bisschen mehr für Marokko. Für das Land war dieser Moment historisch. Das habe ich als unglaublich schön empfunden.

Aufgewachsen sind Sie jedoch in Frankreich. Genauer gesagt im Süden des Landes, nicht weit entfernt von Montpellier. Wie sind Sie von dort aus im Profifußball gelandet?

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Als ich klein war, habe ich irgendwann angefangen, im Hof des Gebäudes, in dem ich aufgewachsen bin, mit den anderen Kindern aus der Gegend Fußball zu spielen. Wir haben uns dort immer nach der Schule getroffen und gekickt. Der erste größere Klub, bei dem ich gespielt habe, war dann AS Béziers. Von dort aus ging es dann in die Jugendabteilung von Toulouse, als ich 15 Jahre alt war. Dort konnte ich mich etablieren und später meine ersten Schritte im professionellen Fußball gehen.

Sie sind seit 2021 bei Bayer. Ein langjähriger Leverkusener Leistungsträger verabschiedete sich im Sommer wiederum vom Klub: Moussa Diaby. Sind Sie traurig, dass er den Verein in Richtung Premier-League-Klub Aston Villa verlassen hat?

Ich finde es zumindest sehr schade, dass er weg ist. Mit ihm habe ich einen guten Freund im Team verloren. Er hat mir vom ersten Tag an in Leverkusen geholfen. Trotzdem freue ich mich für ihn, dass er jetzt nach England wechseln konnte. Er wollte diesen Schritt gehen.

Birgt der Abgang von Diaby für Sie persönlich dennoch auch Vorteile?

Sicherlich. Moussa und ich sind beide auf dem Flügel zu Hause. Ich habe durch seinen Wechsel also die Chance auf noch mehr Spielzeit als zuvor. Ich kann in der Mannschaft in Zukunft auch zusätzliche Verantwortung übernehmen. Mein Ziel in dieser Saison ist es, in noch mehr Partien den Ausschlag zu geben.

Gerüchten zufolge hatte Moussa Diaby nicht nur Angebote aus England, sondern auch aus Saudi-Arabien. Dort sind in diesem Sommer viele Top-Stars hingewechselt. Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal in der Wüste zu spielen?

Ich weiß es nicht, damit habe ich mich nicht beschäftigt. Sicherlich zieht es aktuell eine Menge Stars dorthin. Der Fußball befindet sich im Wandel. Auf allen Kontinenten entwickelt sich etwas. In meinem Kopf zählt aber nur Bayer Leverkusen. Es gibt für mich keinen anderen Verein.

Seit Cristiano Ronaldo im vorigen Winter nach Saudi-Arabien ging, ist ein regelrechter Hype um Wechsel in den Golfstaat entstanden. Ist das etwas, das bleibt oder handelt es sich um ein Phänomen für wenige Jahre?

Das kann man jetzt noch nicht sagen. In China haben sie vor ein paar Jahren auch versucht, viele Top-Spieler zu holen, aber das hat nicht wirklich funktioniert. Bei Saudi-Arabien sieht es aktuell ein bisschen anders aus.

Was genau meinen Sie?

Sehr viele große Stars wie Neymar, Sadio Mané oder Riyad Mahrez sind in die Saudi Pro League gewechselt. Deshalb kann es gut sein, dass die Liga langfristig attraktiver wird. Trotzdem müssen wir erst mal die nächsten Jahre abwarten, ob diese Spieler auch wirklich dort bleiben wollen und vor allem, ob neue Stars nach Saudi-Arabien wechseln möchten. Wenn das passiert, dann wird die Saudi Pro League vielleicht irgendwann eine größere Bedeutung haben.

Zurück zu Bayer Leverkusen: drei Ligaspiele, drei Siege. Vater des Erfolgs ist Trainer Xabi Alonso, der früher für Weltklasse-Teams wie Liverpool, Bayern und Real Madrid kickte. Was macht ihn aus?

Der Trainer ist sehr nah an den Spielern dran und legt eine außerordentliche Positivität an den Tag. Das bringt wiederum eine spezielle Energie ins Team. Vor allem ist er aber gut darin, das Selbstvertrauen der Spieler aufzubauen. Wenn mal etwas im Training nicht gut läuft, ein Abschluss beispielsweise nicht sitzt, dann pusht er dich so weit, dass du beim nächsten Mal definitiv wieder triffst.

Was hat er bis jetzt speziell Ihnen mit auf den Weg gegeben?

Er hat mir von den besten Spielern erzählt, mit denen er zusammen auf dem Feld stand, vor allem von den Stürmern. Es ging also auch um Cristiano Ronaldo und um Karim Benzema. Der Trainer möchte, dass ich wie sie vor dem Tor mehr Entscheidungen treffe und den Abschluss suche.

Medial sind alle Augen meist auf Xabi Alonso gerichtet. Nimmt das den Druck vom Team?

Der Trainer ist auf jeden Fall ein großer Star. Über ihn wird viel gesprochen. Das nimmt aber nicht den Druck von uns Spielern, denn am Ende geht es darum, wie wir auf dem Spielfeld abschneiden. Das schauen sich die Leute an und darum geht es auch, wenn wir eine gute Saison spielen wollen.

Der neue Anführer der Werkself ist Granit Xhaka. Was für ein Typ ist er?

Granit ist ein ausgezeichneter Spieler mit einer unglaublichen Erfahrung. Auf dem Platz übernimmt er bei uns das Kommando, redet viel. Man merkt, dass er schon eine große Anzahl an Spielen mit hoher Intensität auf dem Buckel hat. Außerdem kommt er gerade aus einer hervorragenden Saison mit dem FC Arsenal. Für uns ist er ein absoluter Gewinn. Granit steht hinter jedem Einzelnen in der Mannschaft, ist ein echter Spielmacher und Teamplayer. Von ihm profitieren wir alle.

Neben Granit Xhaka haben auch noch andere Top-Spieler im abgelaufenen Transferfenster den Weg nach Leverkusen gefunden. Dazu zählen zum Beispiel Victor Boniface oder Jonas Hofmann. Hat sich das Team trotz namhafter Abgänge also verbessert?

Wir sind auf jeden Fall stärker geworden. In der Bundesliga brauchst du solche Leute wie Jonas, Victor oder Granit, wenn du etwas reißen möchtest. Leverkusen hat aber nicht nur arrivierte Stars geholt, sondern auch junge Profis mit viel Potenzial verpflichtet. Dazu zählen Gustavo Puerta oder Arthur. Wir haben mit Moussa Diaby oder auch Mitchell Bakker zwar gute Leute verloren. Die Qualität der Mannschaft hat aber nicht gelitten.

Im kommenden Jahr findet die Europameisterschaft in Deutschland statt. Auch, wenn Sie nicht für Frankreich spielen werden: Holt Ihr Geburtsland den Titel?

Frankreich hat gute Chancen, die Europameisterschaft zu gewinnen. Sie haben immer ein hervorragendes Team. Ob sie den Titel holen, weiß ich nicht. Das Finale können sie aber mit Sicherheit erreichen. Jeder erwartet, dass sie es schaffen.

Die DFB-Elf stolpert aktuell ein bisschen durch die eigenen Länderspiele. Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Nationalelf bei der Heim-EM?

Deutschland hat ebenfalls eine starke Mannschaft. Im Team sind einige junge Spieler mit viel Talent. Mein Teamkollege Florian Wirtz ist dafür das beste Beispiel. Aber auch andere Spieler, die ich kenne, wie Jonas Hofmann und Jonathan Tah, haben eine enorme Qualität. Das Turnier im nächsten Sommer ist hier, das wird die DFB-Elf sicherlich beflügeln. Auch wenn es zwischenzeitlich nicht gut lief: Man kann von Deutschland bei der Heim-EM große Dinge erwarten.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Amine Adli
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