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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein geheimnisvoller Mann im Bayern-Trikot Was hat er vor?
Am Mittwochabend zeigte Jamal Musiala wieder einmal eindrucksvoll, warum er für die Bayern so wichtig ist. Doch bei der Frage nach seiner Zukunft lässt er sich nicht in die Karten schauen.
Aus Mainz berichtet Julian Buhl
Gemeinsam mit Leroy Sané, Michael Olise und Alphonso Davies schlenderte Jamal Musiala um 23.25 Uhr zufrieden durch die Katakomben der Mainzer Arena Richtung Mannschaftsbus. Den Spielball hatte er dabei lässig unter seinen rechten Arm geklemmt. Den hatte er sich nach seinem Dreierpack beim 4:0 im Pokal gegen Mainz 05 – genau wie Torjäger Harry Kane das immer tut, wenn er drei Tore in einem Spiel erzielt – von allen seinen Teamkollegen unterschreiben lassen. Weil er den dann auch noch in einer Dankesrede mit einem Augenzwinkern imitierte, amüsierte er die Kabine gleich doppelt.
Bevor Musiala in den Teambus stieg, war der erste Dreierpack seiner Karriere auch im Interview in der Mixed Zone ein großes Thema. "Ich bin happy, dass ich endlich die Dreier-Celebration von Steph Curry machen konnte. Darauf habe ich mich am meisten gefreut", sagte Musiala. Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger – mit diesem Jubel und einem breiten Lächeln hatte er den Basketballstar aus den USA unmittelbar nach seinem dritten Treffer nachgeahmt. Ob er denn vor dem Spiegel geübt habe? "Jahrelang!", scherzte Musiala.
Er verriet auch gleich noch, welchen Ehrenplatz sein erster Hattrick-Ball bekommen wird. "Ich glaube, er geht einfach zu meiner Mama. Sie wird in ihrem Haus einen guten Platz dafür finden", sagte der 21-Jährige und lachte. "Das ist das Beste. Bei mir würde er irgendwo rumfliegen."
"Jamal hat sich das auch vorgenommen"
Mit seinem bisweilen magischen Galaauftritt in Mainz setzte Musiala ein weiteres dickes Ausrufezeichen hinter seine beeindruckende Entwicklung beim FC Bayern. In elf Pflichtspielen sind ihm in dieser Saison bereits sieben eigene Treffer und zusätzlich vier Assists gelungen.
Diese Entwicklung ist auch Teamkollege und Mentor Thomas Müller nicht entgangen. Besonders gefallen hatte dem Routinier, dass Musiala seinen zweiten und dritten Treffer erst per Kopf und dann mit dem rechten Fuß jeweils aus kurzer Distanz mit einem schnörkellosen Abstauber erzielt hatte.
Die Magie, die Zauberfuß Musiala in Mainz ausstrahlte, lag dieses Mal vor allem in den einfachen Dingen, die ihm mit beeindruckender Effizienz gelangen.
Müller, dessen Spezialität genau solche Tore sind, sah darin das Ergebnis einer "Co-Produktion". Er sei da ja schon länger dran, ihm das zu vermitteln, führte Mentor Müller aus. "Aber Jamal hat sich das auch vorgenommen, dass er deutlich mehr diese Tore schießt, die man halt in der Box macht – wo es vielleicht vorher kein Dribbling braucht, sondern du einfach da sein musst."
Genau das habe man im Sommer mit Musiala auch trainiert. "Aber er will da auch noch öfter hin in diese Räume", so Müller. Es sei natürlich schön, "wenn es dann mit dem Erfolgserlebnis auch bestätigt wird, dass man auch das nächste Mal dann wieder dort auftaucht." Müller scheint in Musiala auch seinen persönlichen Erben als Raumdeuter, als der er in seiner Karriere bekannt war, gefunden zu haben.
Auch Präsident Herbert Hainer sagte zuletzt schon über Musiala: "Nach meinem Dafürhalten könnte er gerne der zweite Thomas Müller werden bei Bayern und die nächsten 20 Jahre hier spielen."
"Kann ich mir das vorstellen?"
Dafür müsste Musiala seinen nur noch bis 30. Juni 2026 laufenden Vertrag aber erst einmal verlängern. Gespräche darüber laufen bereits. Die Bayern sehen in Musiala das Gesicht ihrer Mannschaft der Zukunft. Damit er das möglicherweise tatsächlich werden will und wird, müssen sie ihn wohl aber neben Kane zum absoluten Topverdiener des Teams machen. Man wolle "alles versuchen", sagte Hainer, "um ihn langfristig an den FC Bayern München zu binden".
Die Verhandlungen gestalten sich bislang allerdings trotzdem nicht unkompliziert. Auch, weil die Musiala-Seite den Wert ihres Schützlings sehr genau kennt und in den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Bayern nach t-online-Informationen auch dementsprechend extrem selbstbewusst auftritt. Unter anderem auch Real Madrid und Manchester City sollen sehr an Musiala interessiert sein.
Ob er sich vorstellen könne, seinen Vertrag zeitnah zu verlängern, wurde Musiala nun gefragt. Der Jungstar reagierte verdutzt: "Kann ich mir das vorstellen? Ja, natürlich schon", sagte er. "Wir sind in Gesprächen, ich bin happy und ich genieße die Zeit hier. Ich hoffe, ihr seht das auch."
Viel mehr könne er dazu jetzt nicht sagen. "Es ist besser, ein bisschen mystery (auf Deutsch: mysteriös; Anm. d. Red.) zu bleiben", befand der teilweise in England aufgewachsene Musiala in seiner ihm eigenen Mischung aus Deutsch und Englisch. Erst magisch einfach, dann mysteriös trat Musiala an diesem Abend also in Erscheinung.
Einen festen Zeitplan für seine Zukunftsplanung verfolge er nicht, ließ er noch wissen. Sein Fokus liege nach seiner überstandenen muskulären Verletzung jetzt zunächst darauf, gut durch die Hinrunde zu kommen und in vielen Spielen "available", also verfügbar, zu sein. In der Winterpause könne er dann "mehr darüber nachdenken".
Für die Bayern ist Musiala zweifellos die wichtigste Personalie, die es momentan zu klären gilt – die wichtigste seit vielen Jahren.
"Jamal weiß, welchen Stellenwert er hier bei den Fans hat, wie ihn die Leute lieben – nicht nur bei Bayern, sondern in ganz Deutschland", sagte Müller. "Und ich glaube, er wird gut daran tun, wenn er sich das drei-, vier-, fünfmal überlegt, falls er über überhaupt Gedanken daran verschwendet, nicht hierzubleiben." Ob Musiala auch dabei Müllers Beispiel folgen wird, bleibt aber noch abzuwarten.
- Eigene Beobachtungen vor Ort in Mainz
- Mixed-Zone-Gespräche mit Jamal Musiala, Max Eberl und Jamal Musiala
- Aussagen von Herbert Hainer bei einem Pressetermin in München