Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Davies war nur der Auslöser Bayern-Boss in Rage: So hat man ihn noch nie erlebt
Die schwere Verletzung von Alphonso Davies erhitzt beim FC Bayern weiter die Gemüter. Selbst der sonst so besonnene Sportdirektor redet sich in Rage.
Der Kreuzbandriss von Alphonso Davies schlägt beim FC Bayern noch immer hohe Wellen. Weil das Ärzteteam der kanadischen Nationalmannschaft die Diagnose der schweren Verletzung, die erst nach Davies' Rückkehr nach München erfolgte, versäumt hat, drohen die Bayern jetzt auch mit rechtlichen Konsequenzen in Form einer Klage.
Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen sagte der "Bild": "Wir behalten uns juristische Schritte ausdrücklich vor." Und Sportdirektor Christoph Freund legte am Freitagvormittag bei der Spieltagspressekonferenz der Bayern noch einmal in der Causa Davies nach.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Es ist nicht korrekt, wie das abgelaufen ist. Wir wollen das einfach lückenlos aufklären. Wir wollen wissen, wie es wirklich abgelaufen ist. Er hat vor dem zweiten Spiel über Müdigkeit geklagt. Sein Einsatz war grenzwertig", sagte Freund, der sich für seine Verhältnisse bei diesem brisanten Thema fast schon in Rage redete. So hat man den Bayern-Boss bislang noch nie in München erlebt.
Freund klagt an: "Das ist fahrlässig, das geht nicht"
"Dann gibt es diese Verletzung und der Phonzy fliegt 12 Stunden mit dem Flieger zurück. Wir gehen davon aus, dass es nur ein Schlag war und es nicht schlimm ist. Dann kommt so was raus", fuhr der 47-Jährige in bestimmtem Ton fort. Das Thema wühlte auch den ansonsten eigentlich eher ruhigen und besonnenen Freund emotional sichtlich auf. "Ich finde das einfach fahrlässig. Das ist nicht professionell. Das geht nicht. Darüber muss man sprechen, das muss man aufklären", sagte er.
Freund machte seinem Ärger weiter Luft. Denn umgekehrt gibt es immer wieder Vorwürfe der Nationalverbände in Richtung der Bayern. Zuletzt machte Südkoreas Nationaltrainer Myung-Bo Hong den FC Bayern öffentlich für den Ausfall von Abwehrspieler Min-jae Kim verantwortlich. "München hat es versäumt, ihn in puncto Verletzungsprävention richtig zu schützen", sagte Hong vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen den Oman am vergangenen Donnerstag. Kim plagen Probleme an der Achillessehne, der FC Bayern rechnet laut Trainer Vincent Kompany mit einer mehrwöchigen Zwangspause.
Freund fuhr in seiner Brandrede folgendermaßen fort: "Wir schauen extrem auf unsere Spieler. Gesundheit ist das Wichtigste. Wir machen sehr, sehr viel. Und dann passiert so was. Das ist natürlich schon hart." Und weiter: "Und dann wird dem Verein auch noch öffentlich vorgeworfen, wir würden den Spielern verbieten, dort und dort hinzugehen."
Dem hielt Freund entgegen: "Wir ermöglichen ihnen fast alles, aber wir wollen fitte Spieler. Und dann kommt so was dabei raus. Das ist echt, echt bitter." Abschließend vergaß der Österreicher nicht zu betonen: "Wir sind übrigens der Arbeitgeber und zahlen auch die Spieler. Darum werden wir dem mal genau nachgehen." Das letzte Wort im Fall Davies ist also noch längst nicht gesprochen.
"Diesem Thema müssen wir uns wirklich stellen"
Das Thema zieht aber noch viel weitere, übergeordnete Kreise. Freund kritisiert nämlich auch grundsätzlich, wie eng der Spielplan durch den Weltverband Fifa und europäischen Verband Uefa getaktet werde: "Ich finde es grundsätzlich grenzwertig. Wir wissen, wie viele Spiele die Top-Jungs haben. Die haben dann Abstellperiode. Spielen dann Donnerstag und Sonntag zwei richtig toughe Spiele", führte er aus.
27. Spieltag
Freitag, 28.03.
Samstag, 29.03.
Als konkretes Beispiel nannte er das Viertelfinalrückspiel in der Nations League zwischen Frankreich und Kroatien "zwei Tage nach dem ersten Spiel noch einmal mit der Nachspielzeit und Verlängerung 120, 130 Minuten", sagte Freund. Bei einer derartigen Taktung der Spiele könne man laut Freund "die Uhr danach stellen", wann die nächste Verletzung eines Spielers kommen werde. "Da muss man sich grundsätzlich etwas überlegen. Es geht nicht nur um Bayern München, es geht um die Gesundheit der Spieler. Das muss man wirklich groß diskutieren", sagte Freund.
"Ansonsten verliert der internationale Fußball seine besten Spieler." Es sei ja schließlich das Ziel, "dass die Fans ins Stadion kommen und die besten Spieler sehen und nicht, dass, ich weiß nicht wie viel Prozent dann immer wieder verletzt ausfallen", schloss Freund. "Das ist ein Thema und dem müssen wir uns wirklich stellen."
Bei dem besagten Spiel von Frankreich gegen Kroatien hatte Dayot Upamecano noch den entscheidenden Elfmeter für Frankreich verwandelt. Der Abwehrchef kehrte mit Schmerzen und einem geschwollenen Knie zurück nach München. Dort folgte dann die bittere Diagnose: Der 26-Jährige hat freie Gelenkkörper in seinem Knie und droht deshalb nun ebenfalls den Rest dieser Saison verletzungsbedingt zu verpassen. Davies fällt nach t-online-Informationen sogar wohl mindestens sieben Monate aus. Viel schlimmer hätte es die Bayern in dieser Länderspielpause nicht erwischen können. Kein Wunder, dass all das sogar Freund derart aufwühlte.
- Reporter vor Ort bei der Pressekonferenz des FC Bayern am 28. März
- Aussagen von Christoph Freund bei der Pressekonferenz des FC Bayern am 28. März