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FC Bayern und Alphonso Davies: Der Plan droht jetzt zu scheitern


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Topstar vor Abschied
Bayerns Zukunftsplan droht zu scheitern


Aktualisiert am 20.12.2023Lesedauer: 6 Min.
Alphonso Davies: Der Kanadier spielt seit 2019 für den FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Alphonso Davies: Der Kanadier spielt seit 2019 für den FC Bayern. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Alphonso Davies sollte eines der Gesichter der zukünftigen Mannschaft des FC Bayern werden. Die Vertragsgespräche drohen jetzt aber zu scheitern.

Nach dem 3:0 gegen den VfB Stuttgart und der anschließenden weihnachtlichen Laserlichtershow drehte Alphonso Davies mit dem FC Bayern noch eine Ehrenrunde in der Allianz Arena. Wie im letzten Heimspiel des Jahres üblich, trugen er und seine Teamkollegen dabei rot-weiße Nikolausmützen. In dem abgedunkelten Innenraum funkelten ihnen von den Tribünen Tausende Handylichter entgegen.

Doch weder Davies noch Thomas Müller nutzten diese stimmungsvolle Gelegenheit, um ihre von den Fans ersehnte Vertragsverlängerung zu verkünden – so wie das Bastian Schweinsteiger 2010 an gleicher Stelle mal via Stadionmikrofon getan hatte.

Während im Fall von Müller die Vertragsverlängerung dennoch am Dienstag via Klubmitteilung folgte, steht die Zukunft von Davies in München dagegen mehr und mehr in den Sternen.

Muss Bayern Davies im Sommer verkaufen?

Nachdem bislang alle Versuche gescheitert sind, die Zusammenarbeit mit dem Publikumsliebling langfristig fortzusetzen, müssen sie sich beim Rekordmeister langsam, aber sicher darauf einstellen, sich von ihrem "Phonzie" zu verabschieden. Und ihn, wenn sie ihn nicht ein Jahr später ablösefrei verlieren wollen, möglicherweise bereits im kommenden Sommer verkaufen.

Dabei war die anvisierte Verlängerung seines noch bis Mitte 2025 gültigen Kontrakts im Frühjahr bereits weit vorangeschritten. Gemeinsam mit seinem Kumpel Jamal Musiala (20) sollte Davies schließlich zu einem der Gesichter der Bayern-Mannschaft der Zukunft werden.

Die beiden Jungstars sind gut befreundet und auch in ihrer Freizeit häufig gemeinsam unterwegs. Unter anderem in der Halle der Bayern-Basketballer sind sie regelmäßig zusammen zu sehen – durchaus auch mal auf dem Court bei ein paar Wurfversuchen. Präsident Herbert Hainer stattete den beiden auch mal einen Besuch ab, um ihnen ihre enorme Bedeutung für den Rekordmeister zu verdeutlichen.

"Alphonso hat ja noch einen Vertrag bis 2025. Ich finde, er ist zu einem der weltbesten Verteidiger bei uns geworden", sagte Hainer am Rande der Jahreshauptversammlung im November. "Ihn wollen wir natürlich bei uns behalten. Ich hoffe, dass er es auch will."

Bayerns Zukunftsplan mit Davies droht zu scheitern

Doch der Zukunftsplan der Bayern droht zu scheitern. Die Vertragsverhandlungen mit Davies stocken nämlich seit Monaten und kamen zuletzt sogar komplett zum Stillstand. Die Davies-Seite fühlt sich offenbar nicht mehr an die noch mit dem im Juni entlassenen Sportvorstand Hasan Salihamidžić bereits getroffenen Absprachen und Vereinbarungen gebunden. Dabei war laut "Sport Bild" bereits festgelegt worden, dass Davies' Gehalt von derzeit rund neun auf dann etwa zwölf Millionen Euro pro Jahr angehoben werden soll.

Salihamidžić hatte ihn 2019 einst gemeinsam mit seinem Vertrauten Marco Neppe aus Kanada von den Vancouver Whitecaps für eine Ablösesumme von 18,8 Millionen Euro (inklusive Bonuszahlungen) nach München gelotst. Ein Jahr später wurde der in einem Flüchtlingslager in Ghana geborene und in Kanada aufgewachsene Davies mit Bayern Champions-League-Sieger.

Vom Flügelspieler hat sich Davies auch dank seiner Schnelligkeit mittlerweile zu einem der besten Linksverteidiger der Welt entwickelt. Und gleichzeitig zum wertvollsten, sein Marktwert ist auf die Bestmarke von 70 Millionen Euro gestiegen. Nun droht das Fußballmärchen, das Davies und die Bayern bislang gemeinsam schreiben, allerdings zu einem Abschiedsdrama zu werden.

Real Madrid lockt Davies

Diese erstaunliche Entwicklung ist natürlich auch den anderen europäischen Topklubs nicht verborgen geblieben. Das Interesse von Real Madrid an ihm ist längst kein Geheimnis mehr. Davies' Berater Nedal Huoseh befeuerte entsprechende Spekulationen über einen bevorstehenden Wechsel zu den Königlichen bereits mehrfach selbst.

"Es gibt Interesse von vielen Mannschaften. Ich bin mir sicher, dass Real Madrid einer der Vereine sein könnte, die Davies gerne verpflichten würden", hatte Huoseh erst Anfang Oktober bei "365Scores" behauptet. Bei den Verantwortlichen der Bayern kamen diese Äußerungen alles andere als gut an.

"Ich habe von Alphonso nichts dergleichen gehört. Was Berater machen, um ihr Geld zu verdienen, da hat er ja keinen Einfluss drauf", sagte Hoeneß noch im Sommertrainingslager am Tegernsee über den Linksverteidiger. "Ich bin zuversichtlich, dass er lange bei uns bleibt. Dieses ewige Verlängern? Ich bin da total ruhig." Diese Ruhe begründete Hoeneß mit dem damals noch fast zwei Jahre gültigen Kontrakt.

Vertragspoker geht nicht spurlos an Davies vorbei

Aber auch an Davies scheint der sich im Hintergrund zuspitzende Vertragspoker nicht spurlos vorüberzugehen. Die Topform, in der er sich zu Saisonbeginn noch präsentierte, hat er jedenfalls längst verloren.

Seinen drei Torvorlagen, die ihm in den ersten beiden Bundesligaspielen gelangen, folgte bislang keine weitere mehr. In der Offensive verlor er seine Unbekümmertheit und Effizienz und in der Defensive wirkte er zunehmend anfällig. Seinen auch persönlich negativen Höhepunkt erreichte er beim 1:5 in Frankfurt, wo er in der ersten Halbzeit ein absoluter Unsicherheitsfaktor war und folgerichtig auch zur Pause von seinem Trainer Thomas Tuchel ausgewechselt wurde.

Die Zweifel an Davies wachsen

Die Bayern-Bosse sollen aufgrund der negativen Entwicklung und der vermehrt schlechten Leistungen sogar daran zweifeln, ob die kostspielige Vertragsverlängerung und der damit verbundene Gehaltssprung überhaupt noch gerechtfertigt ist. Zumal die Davies-Seite nun deutlich mehr Geld fordern soll als noch im Frühjahr.

"Der Phonzie hat wie viele andere auch in Frankfurt kein gutes Spiel gemacht", sagte Sportdirektor Christoph Freund anschließend und verwies gleichzeitig auf viele gute Partien, die Davies "auch schon für uns gemacht" habe.

Deshalb sei er auch "davon überzeugt, dass wir in den letzten drei Spielen jetzt noch mal einen anderen Phonzie sehen werden". Gesagt, getan. Sowohl am Dienstag beim 1:0 in der Champions League bei Manchester United als auch beim 3:0 am Sonntag gegen Stuttgart zeigte sich der kanadische Nationalspieler wieder deutlich verbessert. Gegen den VfB erinnerte er mit seiner Dynamik und seinem enormen Offensivdrang fast schon wieder an beste Zeiten und verdiente sich die t-online-Note 2.

Freund verwies auf den noch eineinhalb Jahre gültigen Vertrag und bestätigte immerhin, dass es mittlerweile wieder Kontakt der beiden Lager gebe. "Es gibt Gespräche, da werden wir sehen, was passiert in den nächsten Wochen", so Freund. Ausgang allerdings offen.

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So plant Bayern, wenn Davies gehen sollte

Komplett überraschend und unvorbereitet würde der Abschied von Davies die Bayern jedenfalls längst nicht mehr treffen. Mit Neuzugang Raphaël Guerreiro hat man seit Sommer eine hochkarätige Alternative im Kader, auch wenn der Portugiese unter Tuchel bevorzugt im zentralen Mittelfeld spielt.

Und dann wäre da ja noch der zum Linksverteidiger umgeschulte Jungprofi Frans Krätzig, der sich mit mutigen und starken Auftritten bereits in dieser Saison den Status als Back-up auf dieser Position erkämpft hat. Sollte Davies den Klub am Ende tatsächlich verlassen, würden sich die persönlichen Perspektiven für ihn in München wohl sogar deutlich verbessern.

Und mit dem frisch gekürten U17-Weltmeister Maximilian Hennig, bietet der Nachwuchs-Campus eine weitere vielversprechende Alternative für die Zukunft. Der 17-Jährige, der aufgrund seiner Qualitäten bisweilen schon mit Philipp Lahm verglichen wird, verlängerte erst kürzlich seinen Vertrag bei Bayern vorzeitig bis 2026.

Sollten sowohl Davies als auch Guerreiro und Krätzig bei Bayern bleiben, müsste der Klub wohl zwangsläufig über ein Leihgeschäft nachdenken, um seinem Juwel eine passende Entwicklungsperspektive bieten zu können. Auch Hennig würde aber mit Sicherheit von einem Davies-Abschied profitieren. Gemeinsam mit seinen drei U17-Weltmeisterkollegen wurde er vor dem letzten Heimspiel der Bayern in der Allianz Arena geehrt.

Hainer erklärt Bayerns neuen Jugendstil

"Das muss auch unser Ziel sein, dass wir der Jugend, die wir im Campus entwickeln, mehr Chancen geben", sagte Präsident Herbert Hainer nach dem 3:0 gegen Stuttgart, bei dem der 19 Jahre alte Aleksandar Pavlović im zentralen Mittelfeld als Ersatz für den erkrankten Joshua Kimmich begeistert hatte.

"Wir haben ja heute vor dem Spiel vier U17 Weltmeister geehrt, die aus dem FC Bayern Campus kommen und wir müssen als Klub auch darauf achten, dass wir denen eine Chance geben, dass sie auch zu Spielpraxis kommen", sagte Hainer. "Auf der Bank ist noch keiner besser geworden." Sowohl bei Pavlović als auch "beim Frans" habe man gesehen: "Wenn die ihre Chance kriegen, dann nutzen sie die."

Es sei ja auch einer der Gründe, warum man Freund als Sportdirektor geholt habe, beantwortete Hainer die Frage danach. "Weil wir den Campus und die Nachwuchsarbeit stärken, Kräfte wieder selber entwickeln wollen." Man werde freilich "immer wieder auch mal Geld ausgeben, um einen internationalen Topstar zu holen. Aber wir wollen tendenziell mehr Leute aus der eigenen Jugend entwickeln".

Der Nachwuchscampus soll ein Teil der bayerischen Antwort auf den immer verrückter werdenden Transfermarkt sein, bei dem 100-Millionen-Deals längst zur Tagesordnung gehören. Und auch dabei helfen, vielleicht den ein oder anderen schmerzhaften Abgang zu kompensieren. Möglicherweise auch im komplizierten Fall von Alphonso Davies.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Mixed-Zone-Stimmen von Christoph Freund am 11. November
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