Formel 1 in China Wildes Rennen: Verstappen siegt – Hülkenberg stark
Der Weltmeister fährt in Shanghai vorne weg. Dahinter aber gibt es spektakuläre – und wilde – Szenen. Ein Routinier schafft eine starke Aufholjagd.
Max Verstappen bleibt in der Formel 1 das Maß aller Dinge. Der Weltmeister gewann auch den Großen Preis von China am Sonntag und feierte damit den vierten Sieg im fünften Rennen der laufenden Saison. Zweiter in Shanghai wurde Lando Norris (McLaren), Verstappens Red-Bull-Teamkollege Sergio Pérez belegte Rang drei. Verstappen baute seine Führung im Klassement mit der nahezu optimalen Punkteausbeute am Wochenende dank seines Sprintsiegs bereits am Samstag weiter aus. Nur den Punkt für die schnellste Rennrunde musste er Aston Martins Fernando Alonso überlassen. "Das war fantastisch", sagte Verstappen über Funk, "wir haben es an diesem Wochenende richtig gut gemacht."
Der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton konnte indes etwas Wiedergutmachung für das schwache Qualifying leisten: Der Mercedes-Pilot, der am Samstag nur Rang 18 belegt hatte, machte neun Plätze gut, wurde Neunter.
Aus deutscher Sicht fuhr Nico Hülkenberg erneut ein achtbares Rennen: Der Haas-Pilot erkämpfte sich einen Punkt, kam als Zehnter ins Ziel – bereits das dritte Mal in dieser Saison, dass der 36-Jährige im unterlegenen Auto in die Punkte fahren konnte.
So lief das Rennen
Bei der China-Rückkehr nach fünf Jahren coronabedingter Pause steuerte Verstappen seinem ersten Shanghai-Sieg von Beginn an meisterlich entgegen, die Attacke von Fernando Alonso in der ersten Kurve wehrte er locker ab. Der spanische Altmeister, der schon 2004 beim ersten China-Rennen am Start gestanden hatte, schob sich von Startrang drei aus an Pérez außen vorbei und griff in einem Schwung auch noch Verstappen an. Auf der Innenseite ließ der 26 Jahre alte Niederländer mit drei Titeln dem 42 Jahre alten Spanier mit zwei Titeln aber keine Chance.
Dahinter erwischte auch Hülkenberg eine gute erste Runde und verbesserte sich nach Startrang neun in der Qualifikation vorübergehend auf den siebten Platz. China-Rekordsieger Hamilton kam indes nach der Riesenenttäuschung als Quali-18. nach dem zweiten Platz im Sprintrennen gar nicht gut weg. Der Sieger des bis dahin letzten Großen Preises von China 2019 rutschte zunächst sogar auf den vorletzten Platz ab und klagte über die soften Gummis an seinem Mercedes: "Ich komme mit den Reifen nicht von der Stelle."
Das konnte Verstappen über die Medium-Reifen nicht sagen. Nach der fünften Pole für den fünften Grand Prix des Jahres lieferte er ein neuerliches Bravourstück ab. Bevor er in der 14 Runde in die Box kam zum Reifenwechsel, hatte er bereits rund zehn Sekunden Vorsprung auf Pérez. Das Gute daran: Die Zeit reichte, damit auch der Mexikaner fix nach Verstappen an die Box kommen konnte. Wie gewohnt bei Red Bull fertigte die Crew beide Autos in rasantem Tempo ab.
Binnen weniger Runden hatte Verstappen auch die Führung zurückerobert, ohne dass die dabei vor ihm gelegenen Piloten selbst an der Box gewesen wären. Wie auf Knopfdruck spulte er schnellste Rennrunden ab. Die Konkurrenz blieb machtlos. Lediglich bei der Regen-Qualifikation am Freitag für den Sprint hatte er – für seine Verhältnisse – geschwächelt und war nur auf Rang vier gekommen. Nach den 19 Runden der Renn-Kurzversion hatte er dann über 13 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei gehabt.
Das Safety Car musste raus
Nach 19 Runden von 56 im Grand Prix hatte er auch wieder die Führung übernommen und steuerte seinem 58. Karrieresieg entgegen. Als die Formel 1 vor fünf Jahren in China zuletzt angetreten war, hatte er gerade mal fünf auf dem Konto stehen gehabt. Spätestens seit seinem ersten WM-Triumph 2021 fährt Verstappen aber in einer eigenen Liga. Der Sieg in China war der vierte im fünften Rennen in diesem Jahr. In Australien war er mit einem Defekt ausgefallen. Von den vergangenen 49 Rennen seit dem Auftakt 2022 gewann Verstappen 38.
Vor den ausverkauften Rängen auf dem Shanghai International Circuit hielt trotz der Verstappen-Übermacht der Unterhaltungswert aber an. Schon am Freitag und Samstag hatten sich die begeisterten Fans nicht über mangelnde Action und die Formel 1 über prächtige PR im Land des wichtigsten Automarkts der Welt freuen können.
Nach einem Motordefekt und dem Aus von Valtteri Bottas im Sauber musste das Safety Car raus, flugs wurden die Reifen noch mal gewechselt, die Rückstände und Vorsprünge waren dahin. Auch für Verstappen, der Lando Norris im McLaren, Charles Leclerc und Pérez hinter sich hatte, als das Safety Car wieder in die Box fuhr. Binnen weniger Kilometer hatte er schon wieder anderthalb Sekunden Vorsprung, ehe Bernd Mayländer erneut mit dem Safety Car auf die Strecke musste. Als dieser dann wieder reinfuhr, wiederholte sich das Spielchen: Verstappen fuhr davon Richtung Sieg.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa