Der 912 wird 60 Dieser Kenner-Porsche ist der bessere Elfer
Vom belächelten Vierzylinder zum gesuchten Klassiker: Vor 60 Jahren startete der Porsche 912 als Sparversion des 911 – heute ist er ein Geheimtipp für Kenner.
Im April 1965 schob Porsche den 912 ins Rampenlicht – ein 911 fürs schmalere Portemonnaie, mit Vierzylindermotor im Heck und 90 PS. Die Presse nannte ihn spöttisch den "Arme-Leute-Porsche". Die Käufer dachten aber nicht daran, sich zu schämen.
Ein Sportwagen für alle, die rechnen konnten
Der 912 war das, was der Markt brauchte: sportlich, solide, bezahlbar. Er hatte fast 40 Prozent weniger Leistung als der Sechszylinder-Elfer – und war doch 185 km/h schnell. Das reichte, um die meisten anderen Autos auf Abstand zu halten. Und es reichte, um Zuffenhausen auf Rekordkurs zu bringen. Schon 1966 verkaufte sich der 912 dreimal so oft wie der teurere Bruder.
Schlanke Linie, schlanker Preis
Für Porsche entwickelte sich der 912 schnell zum Glücksfall – zumindest schien es erst einmal so. Das Wirtschaftswunder-Deutschland träumte von Jetset, Autobahnen und Mondflügen. Und vom Porsche-Emblem auf dem Kühlergrill. Doch der echte Elfer war für viele zu teuer. Der 912 füllte die Lücke – zum Preis von zwei MG oder vier VW Käfern.
Auch technisch konnte der 912 mehr, als das Etikett "Einstiegsmodell" vermuten ließ. Mit knapp einer Tonne Leergewicht, klassischer Porsche-Optik und flottem Handling avancierte der vermeintliche Ersatzmann zum Publikumsliebling – vor allem in Amerika. Dort wurde der 912 ein Star.
Das Sicherheitscabrio mit Stil
1967 folgte der Targa: ein Bügel-Cabrio als Antwort auf die Angst vor dem US-Cabrio-Verbot. Porsche-Fans konnten fortan den Fahrtwind spüren, ohne auf Sicherheit zu verzichten. Und doch blieb der offene 912 ein Exot. Nur jeder zehnte Käufer entschied sich für die Targa-Version.
Am Ende wurde dem 912 ausgerechnet der eigene Bruder zum Verhängnis. Der etwas abgespeckte 911 T – er kam 1969 auf den Markt – bot mehr Zylinder, mehr Power, mehr Prestige. Und das alles für nur 2.000 Mark Aufpreis. Noch im selben Jahr war deshalb Schluss mit dem 912. Zumindest in Europa. In den USA legte Porsche noch einmal nach: 1976 kam der 912 E, diesmal mit VW-Motor.
Heute ist der 912 alles andere als ein "Poor Man's Porsche". Sammler schätzen ihn als Ur-Elfer ohne Allüren: puristisch, leicht, bezahlbar – zumindest früher. Wer einen guten will, zahlt inzwischen mindestens 50.000 Euro. Aber noch immer gilt: Der echte Elfer ist deutlich teurer.
- porsche.com: Porsche 912 E
- autohaus.de: 60 Jahre Porsche 912: Auf die Form kommt es an