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Löwe in Berlin weckt Erinnerungen in Nürnberg: Dieser Vorfall endete tragisch


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Vier Eisbären erschossen
Löwin in Brandenburg weckt Erinnerungen: Dieser Vorfall endete tragisch


20.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Eisbärin Vera kommt aus dem Tiergarten Nürnberg: Im Gegenzug zieht Eisbärin Nana in den fränkischen Zoo.Vergrößern des Bildes
Eisbär im Tiergarten Nürnberg (Archivbild): 2000 sind vier Tiere in Nürnberg entwischt – mutmaßlich ließ sie ein Mann absichtlich frei. (Quelle: Tiergarten Nürnberg / Tom Burger )
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Der Ausbruch einer Raubkatze bei Berlin weckt in Nürnberg Erinnerungen an das Jahr 2000. Damals brachen hier Eisbären aus. Die Geschichte nahm ein tragisches Ende.

In Berlin herrscht am Donnerstag Aufregung. Dort soll eine Löwin unterwegs sein, wahrscheinlich aus einem Privathaushalt entwischt. In Nürnberg erinnert das an den 29. März 2000. Damals herrschte hier nach einem Raubtier-Ausbruch Großalarm – allerdings auf dem Gelände des Tiergartens. Vier Eisbären waren aus ihrem Gehege entwichen. Ein psychisch kranker Mann soll das Gehege aufgebrochen haben, nachweisen aber ließ sich das nie.

"Der Schock war riesig", erinnert sich der heutige Direktor Dag Encke – der damals aber noch nicht selbst in Nürnberg tätig war. Die Geschichte sei auch lange danach noch oft rekapituliert worden. Immerhin hätten die Verantwortlichen an diesem Tag ihr Leben riskiert, erklärt er auf Nachfrage von t-online, um die Eisbären zu finden, die frei laufend auf dem Gelände gesichtet worden waren.

Eisbären gelten als das zweitgrößte Landraubtier, die gesuchten Tiere waren bis zu 3,20 Meter groß und rund 500 Kilo schwer. Sie können nicht nur hervorragend schwimmen, sondern auch an Land bis zu 40 Kilometer pro Stunde schnell rennen.

Betäubungspfeile durchdrangen das dicke Fell nicht

Die Suche an jenem Mittwochabend gestaltete sich schwierig: Das riesige Gelände war dunkel, liegt in der Nähe von Wohngebieten, die Zeit drängte. Als die Tiere endlich gefunden waren, stellte sich heraus: Die Betäubungspfeile wirkten nicht wie gewünscht – sie durchdrangen das dicke Fell nicht. Als ein Eisbär dem bewohnten Tiergarten-Restaurant "Waldschänke" zu nahe kam, entschied man sich für scharfe Munition. Alle vier Tiere starben.

Bald war klar, dass beim Gehege jemand nachgeholfen haben musste. Die Schlösser waren aufgeschnitten. Der Staatsschutz der Nürnberger Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf, die Sonderkommission "Eisbären" wurde eingerichtet. Doch nach einem anfänglichen Verdacht gegen radikale Tierschützer lenkte sich der Verdacht bald gegen einen damals 30-Jährigen. Der Mann, der an einer psychischen Erkrankung litt, soll sich kurz zuvor beim Tiergarten beworben haben, aber abgelehnt worden sein. Im Jahr 2001 wurde das Verfahren aufgrund mangelnder Beweise eingestellt.

Encke spricht von einem gezielten Anschlag auf den Tiergarten. "Die Türen wurden aufgebrochen, sodass die Eisbären einfach hinausspazieren konnten." Hätte der Vorfall verhindert werden können – mit dem Wissen von heute? Im Nachhinein, antwortet der Tiergartendirektor, müsse man die Frage natürlich bejahen. "Von einem gewaltsamen Aufbrechen der Schließsysteme war man damals einfach nicht ausgegangen." Die damaligen Konzepte hätten keinen gewaltsamen Anschlag von außen auf die Sicherheitsanlagen vorgesehen. "Das Schließsystem war darauf ausgelegt, dass nur befugte Mitarbeitende die Schlösser bedienen konnten, sodass eine fehlerhafte Bedienung verhindert wird."

Neues Sicherheitssystem widersteht Bolzenschneidern

Nach dem Vorfall sei im Eisbärgehege ein völlig neues Schließsystem installiert worden, das Fremdeinwirkung sowie eine Fehlbedienung verhindere. Es wurden auch Schlösser verwendet, die nicht mit einem Bolzenschneider geöffnet werden konnten. Diese besonders sicheren Anlagen würden seit diesem Vorfall bei besonders gefährlichen Tieren verwendet, erklärt Encke. Er verspricht weiter: "Die Sicherheitssysteme werden stetig überprüft und auch überdacht und bei Bedarf ertüchtigt oder verändert."

Seitdem sei es immer mal wieder vorgekommen, dass Tiere in seinem Zoo ausgebüxt seien, erinnert sich Encke. Aber die Ausbrüche seien für den Menschen deutlich weniger brenzlig gewesen. So sei mal nachts ein Luchs entwichen und habe drei Antilopen getötet. Am nächsten Morgen wurde er entdeckt und narkotisiert. "Wahrscheinlich durch den Stress hat er die Narkose dann nicht überlebt." Außerdem sei einmal ein Känguru und eine Elenantilope entwischt. Kritisch sei das aber "zum Glück" nicht gewesen.

2007 geriet dann ein weiterer Nürnberger Eisbär in die bundesweiten, ach was, weltweiten Schlagzeilen: das Jungtier, genannt Flocke, das mit der Hand aufgezogen werden musste. Heute leben im Tiergarten drei junge Eisbärweibchen. Die Art ist vom Aussterben bedroht.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an den Tiergarten Nürnberg
  • Eigene Recherchen
  • nordbayern.de: Als vier Eisbären in Nürnbergs Tiergarten freigelassen wurden (10.02.19)
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