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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Band über den Medienrummel "Wir sind schockiert": Dorfrocker lassen sich Parodien nicht nehmen
Streit beigelegt: Die Dorfrocker einigen sich mit Reinhard Mey, nachdem ihr Clip so sehr für Furore gesorgt hat. Die Band ist noch immer fassungslos über die jüngsten Ereignisse, erzählen sie im Gespräch mit t-online.
Die Auseinandersetzung zwischen den Dorfrockern und Reinhard Mey ist beigelegt. Das erklärt Markus Thomann, erleichtert im Gespräch mit t-online. Er bildet mit seinen Brüdern Philipp und Tobias – stammend aus dem unterfränkischen Kirchaich aus dem Landkreis Haßberge – seit fast 20 Jahren die Partyband, die zuletzt in so vielen Schlagzeilen war.
Der Vorwurf habe sie schwer getroffen. Des Diebstahls wurden sie bezichtigt, weil sie eine Parodie mit der Melodie von Meys Allzeitklassiker "Über den Wolken" ins Netz stellten. Gerade mal 30 Sekunden ging der Clip mit dem Titel "Klimakleber über den Wolken", der für so eine große Aufregung sorgt. Darin veräppeln mit umgewandeltem Text die Party-Sänger zwei Klimaaktivisten, die lieber in den Bali-Urlaub geflogen sind, als vor Gericht zu erscheinen. Dagegen ging der Musiker Reinhard Mey mit einer Unterlassungserklärung vor.
Nicht einmal mehr in Ruhe beim Bäcker um die Ecke konnten sie mehr einkaufen – ohne schief von der Seite angeschaut zu werden. Und das wegen der ihrer Meinung nach unhaltbaren, aber schwerwiegenden Anschuldigungen, denen sie sich ausgesetzt sahen, erzählt Markus Thoman, der den Medienrummel offensichtlich immer noch nicht fassen kann. "Wir sind schockiert" von der schäbigen Berichterstattung einzelner Lokalredakteure, die sie in Artikeln vorverurteilt und als Diebe dargestellt hätten. Dabei handele es sich um eine Parodie, betont Thomann. Dabei will er ausdrücklich nicht alle Medien über einen Kamm scheren.
Umso mehr wollen sie die Geschichte nun hinter sich lassen. Sie hätten sich mit Reinhard Mey ausgetauscht – und sich geeinigt. Der Künstler habe ihnen dargelegt, welche Bedeutung das Lied "Über den Wolken" für ihn und viele andere habe. Dass es auf Beerdigungen gespielt werde und deshalb für Klamauk nicht geeignet sei, gibt Thomann wieder. Vielen spende der Song Trost, Teile vom Text seien auf Grabsteinen verewigt. Reinhard Mey selbst war für eine Stellungnahme von t-online nicht zu erreichen.
Weil sie die Argumente nachvollziehen können, haben sie den umstrittenen Clip jetzt von ihrer Seite genommen. Auch weil sie das Lebenswerk von Reinhard Mey respektieren wollen. In ihren Internet-Auftritten ist die Parodie nicht mehr zu finden. Das sei aber ihre freiwillige Entscheidung gewesen, betonen sie. Denn für eine Parodie braucht es nach deutschem Recht keine Zustimmung des Urhebers – nachzulesen im Urheberrecht, Paragraph 51a. Darin steht: "Zulässig ist die Vervielfältigung, die Verbreitung und die öffentliche Wiedergabe eines veröffentlichten Werkes zum Zweck der Karikatur oder der Parodie (...)." Vor allem in der Faschingszeit sei sowas laut Thomann gang und gäbe.
Weil sie aber niemanden kränken wollen, hätten sie eingelenkt. In einem Statement in der vergangenen Woche sagten sie: "Wir wollen keinen Streit." Der scheint jedenfalls nun erst mal vom Tisch.
Von ihrem Weg wollen sich die drei Partyrocker auch in Zukunft nicht abbringen lassen, genauso wenig von ihrer guten Laune und Humor. "Wir lassen es uns auch in Zukunft nicht nehmen, "immer mal wieder mit Parodien Sachen auf die Schippe zu nehmen, wenn wir hierzu der Meinung sind".
- Telefonat mit Markus Thomann
- dejure.org: Urheberrecht (17.2.23)