Tödlicher Streit in Nürnberg Mutmaßlicher Todesschütze zeigt sich mit Waffe im Netz
Unter Hochdruck wird nach dem per Haftbefehl Gesuchten nach einem Tötungsdelikt gefahndet. Dieser gibt im Netz trotz der Vorwürfe allerhand von sich preis.
Über die Hintergründe der Gewalttat in Nürnberg kommen nach und nach mehr Details ans Licht, genauso auch über den Tatverdächtigen. Am Donnerstag nun gab die Polizei ein Fahndungsfoto von dem inzwischen per Haftbefehl Gesuchten heraus. Der Name, den die Ermittler damit auch offiziell verifizieren, kursiert seit Dienstag im Internet. Bislang hielt sich die Polizei Mittelfranken aus ermittlungstaktischen Gründen auch auf mehrfache Nachfrage von t-online bedeckt. Bis jetzt.
Noch bevor die Polizei den Namen bestätigte, wurde im Netz viel spekuliert. So hat das große türkische Medium "Hürriyet" bereits am Dienstag angebliche Details zu Opfern und Tatverdächtigem veröffentlicht. Da stand eine Verifizierung durch die deutschen Behörden noch aus.
Instagram-Account des Gesuchten offenbart Perfides
Demnach soll der Tatverdächtige noch nicht lange in Nürnberg gelebt haben. Ein Blick auf den Instagram-Kanal des Gesuchten offenbart: Er beschreibt sich als "Person des öffentlichen Lebens". Kurios: Er lässt sein Profil trotz aller Anschuldigungen öffentlich, sodass seine Bilder und Storys für alle sichtbar sind. Ihm folgen fast 60.000 Follower – wie viele in den vergangenen Tagen hinzugekommen sind, lässt sich nicht nachvollziehen.
Unter den Bildern, die meist Selfies oder Motorräder zeigen, wird seit Tagen gehetzt: "Mörder" steht da. Ein anderer schreibt in türkischer Sprache: "Was war dein Problem? Zurück bleiben zwei Waisenmädchen und Menschen mit verwundeten Herzen." Noch vor sechs Tagen postete er in seinen Storys ein neues Porträt von sich mit ernster Miene. Auch aus Fürth gibt es ein Motiv. Besonders perfide: Auf einem Bild, das er vor 18 Wochen gepostet hat, zeigt er sich mit Waffe. Darauf visiert er mit einem zweiten Mann gerade ein Ziel an.
Wie "Bild" berichtet, soll er dort nach der Schießerei einen kryptischen Text gepostet haben. "Diejenigen, die den Wolf verachten, weil er sich nicht beugt und dafür Hunde wertschätzen, sollen sich schämen", heißt dort die Übersetzung des türkischen Beitrags. Am Donnerstagvormittag ist der Beitrag jedoch nicht mehr auffindbar.
Polizei Mittelfranken äußert sich nicht weiter zu Hintergründen und Details
In dem "Hurriyet"-Artikel wurden aber auch Fake-News verbreitet. So war die Falschmeldung im Umlauf, dass auch das zweite Opfer, ein schwer verletzter 35-Jähriger, mittlerweile seinen Verletzungen erlegen sein soll. Das dementierte die Polizei Mittelfranken entschieden. "Er lebt!", hieß es auf Nachfrage von t-online. Es habe nach Wissen des Polizeisprechers auch nie Lebensgefahr bestanden.
Der verstorbene 30-Jährige soll in Nürnberg aufgewachsen sein. Er hinterlässt eine schwangere Frau und ein Kind. Diese Informationen kursieren in der türkischen Community. Bestätigen will sie die Polizei nicht, da sie sich zum Familienstand von Opfern grundsätzlich nicht äußere, so der Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken.
Der Gewalttat soll eine Auseinandersetzung ums Geld vorausgegangen sein. Die drei Männer kannten sich offenbar, es sei ein Streit über den Verkauf einer Lokalität entbrannt. An der Landgrabenstraße Ecke Gabelsbergerstraße fielen am Montag gegen 20 Uhr dann die Schüsse mit tödlicher Folge. Am Tatort wurde eine Schusswaffe entdeckt.
Der Artikel wurde am 29.1.23 aktualisiert.
- bild.de: "So verhöhnt der Täter seine Opfer" (26.10.22)
- hurriyet.com: "Alacak-verecek kavgasında iki arkadaşını vurdu!" (25.10.22)
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