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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Diskussion im Netz Nach Klimaprotest in Nürnberg: Bürgermeister wettert gegen Aktivisten
Nachdem Aktivisten den Nürnberger Bahnhof blockiert haben, meldet sich das Stadtoberhaupt zu Wort. Und liefert sich einen Schlagabtausch im Netz.
Am Dienstagmittag legten Klimaaktivisten den Bahnhofsplatz in Nürnberg lahm. Aktivisten der Gruppen "Letzte Generation" und "Extinction Rebellion" klebten sich mit Sekundenkleber auf die Straßen vor dem Hauptbahnhof. Für Autofahrer gab es stundenlang kein Durchkommen. Der Protest sei auf allen Seiten weitestgehend ruhig verlaufen, resümierte die Polizei danach.
Einer, der weniger ruhig blieb, war Oberbürgermeister Marcus König. Im Anschluss ätzte er in den sozialen Netzwerken gegen die Aktivisten. "Wo kommen wir hin, wenn jeder für seine politischen Ziele Rechtsbrüche in Anspruch nimmt?" Für ihn sei das schlicht ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Er sehe in der Aktion keine geeignete Form des Protests und des demokratischen Dialogs.
"Ein politischer Meinungsaustausch lässt sich weder durch Ultimaten noch durch Blockaden herbeiführen." Vor allem dann nicht, wenn die Bürger dadurch "große Nachteile erleiden" würden, wetterte König auf seinem Twitter-Kanal weiter, dem rund 2.700 Menschen folgen.
Marcus König positioniert sich deutlich gegen die Blockade-Aktion
Nie zuvor habe das Thema Klimaschutz – zu Recht – auch in der Kommunalpolitik in Nürnberg solch einen hohen Stellenwert gehabt. "Hier gilt es anzuknüpfen, nicht mit Blockaden."
Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Es folgt ein hitziger Schlagabtausch zwischen dem Oberbürgermeister und manchem Nutzer. Einer wirft König etwa mit drastischen Worten vor, den Klimaschutz im Rathaus lahmzulegen: "Das ist ein gefährlicher Eingriff in die Zukunft unserer und kommender Generationen". Darauf König dünnhäutig: "Putzig. Sie wissen, dass ich kein Alleinherrscher bin?"
- "Nicht zu akzeptieren": Giffey kritisiert Straßenblockaden von Klimaaktivisten
Ein anderer Nutzer schreibt: "Sorry, aber Ihre Abwertungen für Menschen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlage einsetzen, können Sie sich wirklich sparen. Gefährlich ist die Aufrechterhaltung des Status quo, der tötet und zerstört – und da ist Ihre Partei ganz vorne mit dabei." König, der der CSU angehört, antwortet: "Ich spreche als Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, das hat mit der Parteizugehörigkeit nichts zu tun."
Diskussion unter dem Tweet des Oberbürgermeisters
In der Diskussion, die unter den Tweets entstanden ist, wird vor allem auch kritisiert, dass es in Nürnberg zu wenige Radwege gebe. "Nürnberg hat da im Vergleich noch einiges vor sich!", heißt es von einer Seite. Außerdem kommt bei einigen Nutzern die Frage auf, wieso sich der Oberbürgermeister nicht deutlicher gegen Falschparker auf Fahrradwegen positioniere – dies stelle schließlich auch einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr dar. Es wird mancherorts erneut die Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für alle in Nürnberg laut.
Auf seinem Instagram-Kanal fragt König seine 12.000 Follower ebenfalls um ihre Meinung zur Protestaktion. Die Antworten, die er in seiner Story teilt, sind vielfältig: "Das, was sie übermitteln wollen, ist richtig. Aber der Weg ist falsch." Oder: "Extreme Situationen erfordern extreme Handlungen. Anders hört leider niemand hin." Und: "Es war riskant, gefährlich, unnötig, unverschämt, traurig, egoistisch, abstoßend."
- @marcuskoenignbg: Twitter-Kanal von Marcus König
- marcuskoenignbg: Instagram-Kanal von Marcus König