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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Belastung für kranke Menschen Wie sich Krankenhäuser auf die Hitzewelle vorbereiten
Eine Hitzewelle nimmt Kurs auf Deutschland. Eine Belastung für ältere und kranke Menschen. Wie bereitet sich das Klinikum Nürnberg auf die Extremtemperaturen vor?
Mitte Juni machte ein Hinweis des Nürnberger Gesundheitsamts bundesweit Schlagzeilen, weil es darin vor "Gesundheitsgefährdung durch Sommerhitze" warnte. Sogar von einer "akuten Lebensgefahr" war die Rede – dann, wenn die Temperaturen mehrere Tage lang über 32 Grad reichen, so die Behörde in einer Mitteilung.
Mitte kommender Woche könnte es noch heißer werden. Laut dem 10-Tage-Ausblick des Deutschen Wetterdienstes sind am Dienstag und Mittwoch an manchen Orten im Süden Deutschlands laut dpa Spitzentemperaturen von über 35 Grad möglich.
Wie also bereitet sich das Klinikum Nürnberg auf die Extremtemperaturen vor? Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 6 erklärt auf Nachfrage von t-online, dass Hitze besonders kranken Menschen Probleme bereite, insbesondere wenn sie nicht genug Flüssigkeit aufnehmen oder sich nicht bewegen können. In dem Fall wird laut Alexander Dechêne im Krankenhaus ärztliche Abhilfe geschaffen.
Bei starker Hitze könne es außerdem vorkommen, dass Patienten Medikamente absetzen oder pausieren sollten. So könne bei Menschen, die einen zu hohen Blutdruck haben und stark schwitzen, der Blutdruck plötzlich abfallen. Tabletten, die noch zusätzlich den Blutdruck senken, könnten dann schädlich sein. Deshalb der Hinweis: Wer unsicher wegen seiner Medikamente ist, sollte einen Arzt aufsuchen – das gilt auch für Patienten außerhalb eines Krankenhauses.
Hitzewelle im Juni: Sterbezahlen im Vergleich deutlich gestiegen
Das Statistische Bundesamt gab am Dienstag laut dpa bekannt: Die Hitzewelle im Juni ließ die Sterbezahlen deutlich steigen – und zwar um acht Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Denn: Hitze kann das Herzkreislaufsystem stark belasten und insbesondere bestehende Beschwerden vor allem an Lunge, Nieren und Herz verstärken.
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Wie sind dazu die Erfahrungswerte in Nürnberger Krankenhäusern? So pauschal könne er nicht bestätigen, dass sich der Zustand seiner Patienten bei Hitze verschlechtere, erklärt Dechêne. Also keine Unterschiede bei der Behandlung von Patienten in den verschiedenen Jahreszeiten? Nein, antwortet der Chefarzt. Prinzipiell unterschieden sich die ärztlichen Maßnahmen nicht – egal ob Sommer oder Winter.
Klinikum Nürnberg: Hitze hat keine Auswirkungen auf Operationen
Auch auf Operationen habe die Hitze keine Auswirkungen, ergänzt Sabine Stoll, Sprecherin vom Klinikum Nürnberg gegenüber t-online. Die Vorgaben hierzu seien streng, die Operationsräume klimatisiert. Genauso seien die Labore, Untersuchungs- und Behandlungszimmer und teilweise Patientenräume temperiert. Auf bestimmten Intensivstationen kommen fest installierte Kühlgeräte zum Einsatz.
Ein Neubau am Nordklinikum verfügt etwa über Geothermie. Die hochmoderne Anlage nutzt Erdwärme zum Kühlen oder Heizen, was den älteren Patienten der Geriatrie zugutekommt.
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Eine im Mai veröffentlichte Umfrage der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) unter 20.000 Ärztinnen und Ärzten zeigt "ein geringes Bewusstsein" für Gesundheitsgefährdungen durch die Klimakrise. Das berichtete die dpa am Donnerstag. Nur etwa ein Viertel schätzt die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Patienten und Menschen in der jeweiligen Kommune als stark oder sehr stark ein. Die Medikation passt nur jeder achte Mediziner bei Hitze regelmäßig an. Wie die Umfrage auch zeigt, bilden sich nur 17 Prozent der Ärzte zu klimasensiblen Erkrankungen fort.
- Klinikum Nürnberg: Anfrage per Mail und Telefonat
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa