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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verharmlosung von Klimakrise Erlanger Politiker fordert: Keine Bilder von Badespaß mehr!
Wie sollen Medien Hitze bebildern? Jedenfalls nicht mit Badespaß, Eisschlecken und Besuchermassen am Strand. Das fordert ein Erlanger Klimapolitiker auf Twitter – und erfährt damit bundesweite Aufmerksamkeit.
Ein muskulöser Mann, wie er im Schwimmbad fröhlich ins kalte Nass springt. Ballspielende Familien am Badestrand. Solche Motive gab es in den vergangenen Tagen in den Medien zuhauf. Sebastian Hornschild, Stadtrat in Erlangen, prangert das an. Sein an die "Tagesschau" gerichteter Tweet dazu erlangte bundesweite Aufmerksamkeit und ruft gemischtes Echo hervor.
"Liebe Tagesschau, bitte hört auf, die Klimakrise so zu framen", schreibt der Stadtrat der Klimaliste Erlangen in einem Tweet am Sonntag. Er kritisiert die Spaßbebilderung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum zurückliegenden Hitze-Wochenende. "Das ist kein Spaß mehr – weder für alt noch für jung." Das Posting rief über 3.000 Likes und fast 400 Interaktionen innerhalb zweier Tage hervor.
Gemischte Reaktionen im Internet
Für viele ist die Forderung unverständlich, wie die Kommentare zeigen: "Was ist daran schlimm? Geht’s noch!?", fragt einer. "Man kann jetzt nicht 24/7 alarmiert und depressiv durch die Gegend laufen", erwidert ein anderer. Woanders heißt es: "Wie zynisch, abgehoben, elitär und vor allem menschenfeindlich ist es, jetzt jeder gestressten Familie am Badesee auch noch vorzuhalten, dass das ja der Klimawandel ist." Andere monieren, dass Hornschild fälschlicherweise die Begriffe Wetter und Klima gleichsetze.
Doch es gibt auch viel Zuspruch: "Auch im Radio wird dieses Wetter unablässig verherrlicht. Dass vielen massive Kreislaufprobleme oder Schlimmeres droht, interessiert die jugendorientierte Spaßgemeinde von Funk und TV nicht." Ein anderer stellt das Verantwortungsbewusstsein der Medien infrage.
Erlanger Stadtrat: Vor allem ältere Menschen leiden unter Hitze
Welche Motive wären also die bessere Wahl? Hornschild antwortet im Gespräch mit t-online, dass er sich noch mehr Berichte über die Folgen des Klimawandels wünscht. "Die Auswirkungen sind für alle spürbar." Und eben auch in Motiven von Waldbränden, verdorrten Wäldern und aufgeheizten Innenstädten sichtbar. Die aber würden weniger gezeigt.
Dabei leiden laut Hornschild viele unter der Hitze – besonders ältere Menschen. Das habe sich in der Sitzung des Seniorenbeirats gezeigt, an der er am Tag zuvor teilgenommen habe: "Viele sind da hilflos." Manchen sei in ihren Ein-Zimmer-Apartments im Seniorenheim so heiß, dass ihnen nur noch die Flucht in die klimatisierte Bibliothek oder das Kaufhaus bleibe, erzählt er.
Der Klimapolitiker glaubt nicht daran, dass die Stadt Erlangen sein Ziel erreichen wird, vor 2030 klimaneutral zu sein. Dafür müssten die Regierungsparteien mutiger werden. Mit den jetzigen Maßnahmen "werden wir das Klimaziel vorne und hinten nicht erreichen", meint der 33-Jährige, der seit 2020 im Stadtrat sitzt. Die Klimaliste Erlangen hat zwei Sitze im insgesamt 50-köpfigen Erlanger Stadtrat und will die Durchsetzung einer klimapolitischen Wende. Sie sympathisiert mit den Grünen und der ÖDP.
Mit dem Tweet nun wollte Hornschild ein Thema setzen. Es rege ihn auf, dass viele Medien Bilder von Freibädern und Co. verbreiten. Für ihn sei das Thema viel zu ernst. Der Kipppunkt sei für ihn erreicht: Jetzt gehe es an die Gesundheit der Menschen. Mit der enormen Reichweite seines Beitrags habe er nicht gerechnet.
- Telefonat mit Sebastian Honrschild
- Twitter-Account von Sebastian Hornschild