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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kölner Drogenkrieg Jugendliche Straftäter aus den Niederlanden rekrutiert
Durchbruch im Kölner Drogenkrieg: Junge Straftäter aus den Niederlanden, die für Explosionen in Köln angeheuert worden waren, konnten festgenommen werden. Was bekannt ist.
Es ist ein Durchbruch im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in Köln und bringt wichtige Erkenntnisse über den Drogenkrieg der letzten Monate. Am 21. und 22. Januar wurden junge Niederländer in Amsterdam festgenommen. Der Grund: Die 18, 19 und 22 Jahre alten Männer werden verdächtigt, an einer Geiselnahme in Köln-Rodenkirchen und an einem Sprengstoffanschlag in Duisburg beteiligt gewesen zu sein. Im vergangenen Jahr war es immer wieder zu Explosionen und Anschlägen gekommen – auch in der Kölner Innenstadt.
In Zusammenarbeit mit niederländischen Ermittlungs- und Justizbehörden führte die Polizei Durchsuchungen in acht Wohnungen in Amsterdam durch. Dabei stellten sie unter anderem eine scharf gemachte Schreckschusspistole sowie Betäubungsmittel und sogenannte "Cobra Sprengsätze" sicher.
Sprengsätze dieser Bauart wurden laut dem leitenden Kriminaldirektor Michael Esser auch bei den Explosionen in der Ehrenstraße und vor einem Nachtclub auf den Kölner Ringen verwendet.
"Violence as a Service": Kölner Bande kaufte niederländische Straftäter ein
Fest steht: Die jungen, niederländischen Täter wurden von einer Kölner Gruppierung rekrutiert. Die Männer hatten 700 Kilogramm Marihuana angekauft und in einer Lagerhalle in Hürth aufbewahrt. Etwa die Hälfte davon wurde geraubt. Durch Gewalt sollten die gestohlenen Drogen zurückgeschafft werden. Dafür engagierte die Kölner Gang die jungen Niederländer, die unter ihrer Anleitung Explosionen und Anschläge durchführten. Wie Staatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag betonte, dienten allerdings nicht alle Explosionen dazu, Forderungen durchzusetzen, sondern auch dazu, "um andere Schulden zu begleichen".
Dieses Rekrutieren junger Täter ist auch bekannt als das Kriminalitätsphänomen "Violence as a Service". Die eigentlichen Täter "kaufen" sich Gewaltverbrecher ein. Die ausführenden Täter kennen dabei in der Regel den Auftraggeber und die genauen Hintergründe nicht, erhalten über Mittelsmänner nach den Taten eine Entlohnung. Zwar sei "Violence as a Service" kein unbekanntes Phänomen, sagte Kriminaldirektor Michael Esser, neu aber sei die "Gewaltdimension".
Herausforderungen für die Kölner Justiz: Verschiedene Anklagepunkte und Jugendstrafrecht
Eine Schlüsselfigur der Kölner Bande, die die Jugendlichen rekrutiert haben soll, wurde bereits im Oktober in Frankreich festgenommen und am Mittwoch nach Köln überführt. Ein anderer 21-jähriger Tatverdächtiger stellte sich am Mittwoch im Beisein seines Rechtsanwalts der Polizei. Insgesamt umfasst die Kölner Gruppierung zehn Beschuldigte, von denen sich fünf in Untersuchungshaft befinden.
Die komplexen Ermittlungen stellen jetzt aus verschiedenen Gründen eine Herausforderung für die Staatsanwaltschaft dar: Wenn Anklagen erhoben werden, könnte es aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Anklagepunkte und dem Alter der Beschuldigten aus den Niederlanden komplex werden, so Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Schließlich würden junge Beschuldigte vor Jugendstrafkammern angeklagt werden. Herausfordernd für die Justiz sei auch die Auslieferungshaft in den einzelnen Fällen.
Zudem sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, so Bremer. Schließlich wurden am Donnerstag "nur" die Ergebnisse der "EG Sattla" vorgestellt. Bremer: "Es werden sicherlich noch einige Beschuldigte dazukommen."
- Reporter vor Ort