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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Karneval in Köln Ein Sturm zieht auf: So bereitet sich die Stadt auf den 11.11. vor
Der Kölner liebste Jahreszeit rückt näher: In knapp zwei Monaten startet mit dem 11.11. die Karnevalssession. Die Stadt will der Situation nun endlich Herr werden.
Der 11.11. ist jedes Jahr wieder eine Herausforderung für Köln – nicht nur für die Politik und die Stadtverwaltung, sondern auch für die Anwohner der Party-Hotspots und die Mitarbeiter der Rettungs- und Ordnungsdienste. Trotz aller Bemühungen, die Situation während der jecken Feierlichkeiten zu beruhigen, häufen sich nach dem Sessionsauftakt am sogenannten Elften im Elften alljährlich die negativen Schlagzeilen.
In diesem Jahr fällt der 11.11. sogar auf einen Samstag – und das birgt noch mehr Eskalationspotenzial. Schließlich haben am Wochenende viele Menschen frei und dadurch Zeit, nach Köln zu reisen. Die Stadt jedenfalls ist schon jetzt alarmiert und tüftelt fleißig an Konzepten, um das vollkommene Chaos zu verhindern.
So chaotisch war der 11.11. im letzten Jahr
Der 11.11.2022 war ein Freitag und die Corona-Zwangspause vorbei – Hunderttausende Menschen fluteten die Stadt, besonders im berühmt-berüchtigten Zülpicher Viertel, auch Kwartier Latäng genannt, herrschte ein Andrang biblischen Ausmaßes. Ganz zum Leidwesen der hier lebenden Köhlerinnen und Kölner.
Anwohner berichteten t-online damals von Alkoholgelagen, Fäkalien auf der Straße und offenem Drogenkonsum. Ein alkoholisiertes Pärchen trieb es gar auf die Spitze und hatte Sex vor dem Eingang eines Restaurants. Das Lokal hatte immerhin geschlossen, doch das Schäferstündchen am helllichten Tage sorgte für Ärger in der Nachbarschaft.
Ein weiteres wiederkehrendes Problem am "Elften im Elften": Wohin mit den Massen zumeist junger, feierwütiger Leute? Um der Lage zumindest auf der Zülpicher Straße Herr zu werden, veranlassen die Ordnungskräfte vor Ort einen Einlassstopp, sobald die Kapazitäten der Kneipenmeile ausgereizt sind.
Sex, Gewalt und korrupte Ordner
In der Praxis geht das jedoch nicht immer auf: Wie im vergangenen Jahr ein Reporter vor Ort berichtete, wurden trotz Verbots weitere Menschen auf die "Zülpi" gelassen. Videoaufnahmen belegten schließlich sogar, dass einzelne Ordner Schmiergelder entgegengenommen hatten: Einlass gegen Bargeld also.
Der massive Alkoholkonsum und die schiere Flut der Feiernden schlug sich schließlich auch in der Einsatzstatistik der Kölner Polizei nieder: Seit dem 11.11. im Jahr 2018 hatte es nicht so viele Körperverletzungen, Diebstähle, Raub- und Sexualdelikte gegeben wie 2022. Am 18. November – eine Woche nach der großen Party – lagen der Polizei 399 Strafanzeigen vor. Ein trauriger Höchststand.
Für die Stadt Köln ist der 11.11. dabei auch immer ein teurer Spaß: Im vergangenen Jahr hat der Auftakt der Karnevalssession über eine Million Euro an Steuergeldern verschlungen, wie die Stadt damals auf Anfrage von t-online mitteilte. Allein der Einsatz der beauftragten privaten Sicherheitsfirma habe demnach inklusive des Sperrmaterials 800.000 Euro gekostet. Und auch die Reinigungskosten nach der Party hatten es in sich, wie t-online berichtete.
Was plant die Stadt Köln für den 11.11.2023?
In diesem Jahr sollen die Dinge anders laufen. Dafür hat sich die Stadt Köln unter anderem mit den Betreibern des Instagram-Accounts "Köln ist kool" zusammengetan. Dem Kanal der folgt immerhin eine sechsstellige Zahl an Followern und soll mit einer "Kommunikationskampagne" für ein respekt- und rücksichtsvolles Feiern am 11.11. sorgen. Wie eine Sprecher der Stadt gegenüber von t-online erklärte, sollen mit der diesjährigen Kampagne vor allem 15- bis 25-Jährigen erreicht werden – die Zielgruppe also, die am meisten auf der Zülpicher Straße vertreten sind.
Weiter arbeitet die Stadt an Konzepten, die die überlaufenen Karnevals-Hotspots entlasten sollen. Die Uniwiese in unmittelbarer Nähe zum Zülpicher Viertel soll auch in diesem Jahr wieder als Ausweichfläche genutzt werden. Diese wurde durch die Nutzung an den Karnevalstagen im Februar zwar in Mitleidenschaft gezogen, momentan fehle aber noch eine Alternative.
Polizei will wieder Drohnen einsetzen
Zusätzlich sollen weitere "attraktive Alternativangebote" geschaffen werden, wie die Stadt Köln bereits im Juni ankündigte. Für diese sollen autofreie Zonen eingerichtet werden, in denen sowohl Anwohner als auch Betriebe ein Programm auf der Straße umsetzen könnten. Über eine App sollen die alternativen Angebote gesammelt werden und kommuniziert werden.
Derweil bereitet sich auch die Kölner Polizei bereits auf den Großeinsatz zur Sessionseröffnung vor. Am 11.11. wollen die Ordnungshüter – wie auch schon beim vergangenen Rosenmontagszug – auf Drohen setzen. Diese sollen vor allem die Absperrstellen rund um die Zülpicher Straße aus der Vogelperspektive heraus beobachten. Am Rosenmontagszug war der Einsatz der Drohnen erfolgreich: Einzelne Personen, die den Polizisten durch ungebührliches Verhalten auffielen, konnten ausfindig und bei der nächsten Kontrollstelle in Empfang genommen werden.
- Eigene Recherche