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Kugelbomben-Explosionen in Berlin an Silvester: Experte erklärt die Gefahr


Berliner Böller-Trend
Tote und Verletzte durch Kugelbomben – das steckt dahinter

Von t-online, pb

Aktualisiert am 02.01.2025Lesedauer: 3 Min.
In Neukölln wird mit Pyrotechnik nach Einsatzkräften in der Silvesternacht geworfen.Vergrößern des Bildes
In Neukölln wird mit Pyrotechnik nach Einsatzkräften in der Silvesternacht geworfen. (Quelle: Julius Schreiner/dpa)
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Die Silvesternacht in Berlin wurde von illegalen Kugelbomben überschattet. Experten warnen vor einem gefährlichen Trend. Wieso ihre Verwendung so brisant ist.

Sind die illegalen sogenannten Kugelbomben der neue gefährliche Trend in der Berliner Böller-Szene? Sicher ist: Die Sprengkörper haben in der Silvesternacht in Berlin und Brandenburg teils für schwere Verwüstungen gesorgt.

Video | Videos sollen die Explosion einer Kugelbombe in Berlin zeigen.
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Quelle: t-online

Acht Menschen wurden in Berlin-Tegel schwer verletzt, in Kremmen (Landkreis Oberhavel) kam eine Person ums Leben. In Havelsee-Fohrde erlitt ein weiterer Mensch lebensgefährliche Verletzungen. Auch in den Berliner Bezirken Schöneberg und Neukölln entstanden massive Schäden an Wohnhäusern – hier sehen Sie die Explosion der Kugelbombe im Video.

Wie kommen Menschen an die verbotenen Sprengkörper?

Die Direktorin des Berliner Unfallkrankenhauses (UKB), Leila Harhaus-Wähner, bezeichnete die Kugelbomben gegenüber dem RBB als einen besorgniserregenden Trend: Ihre Klinik habe in der Silvesternacht auffällig viele Verletzte durch die selbstgebauten Sprengkörper verzeichnet. Die Opfer seien "ausschließlich männlich" und meist Jugendliche oder junge Erwachsene.

Die professionellen Feuerwerkskörper, die eigentlich nur von ausgebildeten Pyrotechnikern verwendet werden dürfen, haben es trotz Verbots auf Berlins Straßen geschafft. In Chatgruppen werden sie illegal gehandelt, oft werden sie Berichten zufolge aus Polen und Tschechien eingeschmuggelt. Dort ist Pyrotechnik das ganze Jahr über erhältlich – auch Pyrotechnik der Kategorie F3, darunter eben auch Kugelbomben, die in Deutschland nur für Spezialisten zu bekommen sind.

Jahr für Jahr fahren deutsche Feuerwerksenthusiasten über die Grenze, um sich in Polen und Tschechien mit Böllern einzudecken. Die Bundespolizei führt dann auch Grenzkontrollen durch, vielen gelingt der Schmuggel der hierzulande verbotenen Pyrotechnik aber dennoch. Wer dabei erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen, heißt es von der Bundespolizei.

Wie funktionieren Kugelbomben?

Kugelbomben, fester Bestandteil im Arsenal von professionellen Pyrotechnikern, bestehen aus zwei Halbschalen, die in der Regel aus Pappe oder auch aus Plastik gefertigt werden. Im Inneren befinden sich dann die sogenannte Effektladung, in der etwa Leuchtsterne oder andere Pyrotechnik verbaut ist – durch deren Explosion entstehen dann die bunten Strahlen.

An der Unterseite montieren Pyrotechniker dann einen Verzögerungszünder, der den richtigen Zeitpunkt der Explosion ermitteln soll. Will man die Kugelbombe dann zur Explosion bringen, wird die Bombe über ein Abschussrohr in die Höhe geschossen.

Das aktiviert den Verzögerungszünder an der Kugelbombe – dieser löst blitzschnell aus, die Halbschalen fliegen auseinander und die Effektladung, also der Sprengsatz für die bunten Strahlen, explodiert. Anders als bei herkömmlichem Feuerwerk erreicht der Sprengsatz dabei nicht eine größere Höhe vor seiner Explosion, stattdessen kommt es aufgrund der kurzen Lunte schon auf Bodennähe zum lauten Knall. Nutzer der Kugelbomben würden das oft unterschätzen, heißt es bei der "Bild".

Warum sind Kugelbomben so gefährlich?

Und auch die Sprengkraft der Kugelbomben übersteigt die von legalem Feuerwerk bei weitem: Mit einem Explosionsdurchmesser von teils über hundert Metern können sie verheerende Schäden anrichten. "Die ziehen natürlich erheblich schwerere Verletzungsfolgen nach sich", warnt Harhaus-Wähner in dem RBB-Bericht.

Besonders dramatisch: Die Explosionen führten zu schwersten Hand- und Amputationsverletzungen, oft in Verbindung mit Verbrennungen an Gesicht, Hals und Augen. Dass bei Verletzten mehrere Körperteile betroffen seien, sei auch der entscheidende Unterschied zum legalen Feuerwerk aus ärztlicher Sicht, so die Medizinerin. Derweil löste ein – inzwischen gelöschter – Beitrag einer Berliner Grünen-Politikerin auf der Plattform X über die Böllerei an Silvester Empörung aus.

Zahlreiche Verletzte in der Berliner Silvesternacht

Nicht immer kommen Menschen mit Verletzungen davon: Fünf Menschen starben deutschlandweit in der Silvesternacht beim Benutzen von Pyrotechnik. Darunter auch ein 20-jähriger Hamburger, der mit einer Kugelbombe hantiert haben soll.

In Berlin verloren aufgrund von Explosionen von Pyrotechnik zudem ersten Berichten der Kliniken zufolge mehrere Menschen Gliedmaßen, ein Polizist erlitt schwerste Beinverletzungen. Ob bei allen Vorfällen Kugelbomben die Ursache waren, lässt sich derzeit nicht sagen. Der "Bild" sagte eine UKB-Sprecherin, dass die Anzahl der Verletzten zwar unterdurchschnittlich gewesen sei – die Schwere ihrer Verletzungen dafür aber ungewöhnlich schwerwiegend.

Auch Berlins Landesbranddirektor Karsten Homrighausen bestätigt gegenüber dem RBB die Zunahme von hochgefährlichen Sprengkörpern in der Berliner Silvesternacht. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Feuerwehr deutlich mehr Unfälle mit Kugelbomben registriert. "Jetzt greift es immer mehr um sich", so Homrighausen.

Verwendete Quellen
  • rbb24.de: Deshalb sind Kugelbomben so gefährlich
  • pyroweb.de: Kugelbomben erklärt
  • Eigene Berichterstattung
  • mdr.de: Warum es in jedem EU-Land andere Feuerwerksregelungen gibt
  • bundespolizei.de: Illegale Feuerwerkskörper: Bundespolizei warnt vor Gefahren
  • bild.de: Der selbstgebaute Tod
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