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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Polizeipräsidentin: "Bedauere das" Hamas-Geiseln gesucht: Berliner Polizei reißt Vermissten-Plakate ab

Mitten in Berlin hängen Aktivisten Vermisstenplakate für Verschleppte der Terrorgruppe Hamas auf. Die Berliner Polizei sieht die Plakate – und reißt sie ab.
Beamte der Polizei Berlin haben in Berlin Plakate, mit denen nach vermissten Geiseln der Hamas gesucht wird, abgerissen. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei am Dienstagmittag t-online.
Die Plakate zeigen die Gesichter und Namen in Israel entführter Frauen, Männer und Kinder. Darüber prangt in weißer Schrift auf rotem Hintergrund das Wort "Vermisst", "Entführt" oder "Kidnapped".
Polizei: Plakate hatten kein Impressum
Zunächst hatte "Bild"-Journalistin Antonia Yamin bei "X", vormals Twitter, ein Video vom 26. Oktober geteilt. In dem sind Polizisten zu sehen, die Plakate von einer Litfaßsäule reißen.
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Doch warum? "Es steht der Verdacht des unberechtigten Plakatierens im Raum" erklärte die Sprecherin auf Anfrage von t-online. Außerdem, so schreibt es die "BZ", habe bei den Plakaten ein "Impressum im Sinne des Pressegesetzes" gefehlt. Die abschließende Bewertung stehe noch aus, erklärte die Polizeisprecherin: "Die Prüfung liegt bei der Staatsanwaltschaft Berlin."
Bei "X" reagierten viele mit Entsetzen. Ein User nannte die Aktion der Polizei einen Skandal, ein anderer schrieb: "Das kann nicht wahr sein!" Der Anwalt Patrick Heinemann kritisierte das Vorgehen. "Es wäre der erste mir bekannte Fall, dass die Polizei auf Grundlage der polizeirechtlichen Impressumspflicht einschreitet", sagt er dem "Tagesspiegel". Das Abreißen des Plakates sei "unzweckmäßig".
Jüdischer Verein nennt die Aktion "verheerend"
Auch der jüdische Verein "Werteinitiative" schaltete sich ein. "Die Signalwirkung dieser vielleicht formal korrekten Aktion der Polizei Berlin ist verheerend", schreibt der Verein bei "X". "Wenn unter zigtausenden Plakaten in Berlin ausgerechnet die, die die Hamas-Geiseln zeigen, akribisch entfernt werden, fragt man sich, was da bei den Verantwortlichen falsch läuft."
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Inzwischen hat die Polizei Berlin ihr Bedauern ausgedrückt. Sie könne nachvollziehen, "dass durch das Abnehmen der Plakate Gefühle, insbesondere von Angehörigen und Freunden der Geiseln sowie den Menschen der israelisch/jüdischen Community verletzt wurden", schrieb die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik bei "X". "Das macht mich betroffen und ich bedauere das außerordentlich."
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Rund um Vermisstenplakate für Geiseln der Hamas hatte es in Berlin bereits zuvor Wirbel gegeben. Der Werbeflächenvermarkter hatte eine Aktion der Gruppe "Salonkolumnisten" unterbunden, die die Gesichter der Vermissten großflächig plakatieren wollte. Diese bewerteten die Motive als politisch und lehnten sie ab – ohne dazu mit ihren Partnern BVG und der Senatsverwaltung kommuniziert zu haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
- bz.de: "Aktion für israelische Geiseln – aber Berliner Polizei reißt Plakate ab" vom 31. Oktober 2023
- Tweet von Antonia Yamin
- Tweet von @WerteInitiative
- Anfrage bei der Polizei Berlin