"Millionenfacher Mordaufruf" Polizei räumt besetzten Hörsaal der HU – rund 100 Menschen eingedrungen

Rund 60 Menschen dringen in den Emil-Fischer-Hörsaal am Campus Nord ein. Die Polizei räumt das besetzte Gebäude – einige Aktivisten werden abgeführt.
Eine Gruppe propalästinensischer Aktivisten hat am Mittwochnachmittag einen Hörsaal der Humboldt-Universität (HU) in Berlin-Mitte besetzt. 89 Menschen sind laut Polizeiangaben in den Emil-Fischer-Hörsaal am Campus Nord eingedrungen und haben die Türen verbarrikadiert. Verbotene Parolen und Symbole prangten auf den Bannern, die aus dem Hörsaal hingen, wie ein t-online-Reporter vor Ort beobachtete.
Bis zum Abend räumte die Polizei den Saal, teilte ein Sprecher der Polizei mit. Gegen die Personen werden demnach Strafermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und wegen Sachbeschädigung. Dabei soll es "zu mindestens einer Widerstandshandlung" gegen die Polizisten gekommen sein. Die Person sei festgenommen worden und habe über Schmerzen geklagt. Sie wurde von Rettungskräften versorgt.
HU Berlin hat um Räumung gebeten
Das Präsidium der HU hatte zuvor entschieden, die Polizei um Räumung des Gebäudes zu ersuchen, geht aus einem Statement der Hochschule hervor. Die Entscheidung sei getroffen worden, da Fotos Sachbeschädigungen im Innenraum und an der Fassade dokumentieren würden, hieß es.
Außerdem argumentierte die HU weiter: "Auf Transparenten und Bannern und Schriftzügen wurden gewaltverherrlichende Parolen verwendet, das Existenzrecht Israels geleugnet sowie Symbole der Terrororganisation Hamas verwendet."
Martin Matz zu t-online: "Millionenfacher Mordaufruf"
Martin Matz, innenpolitischer Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, sagte dem t-online-Reporter vor Ort: "Für mich ist ein mit einem roten Dreieck verzierter Ausspruch 'Intifada bis zum Sieg' das Schlimmste." Das könne man nicht anders verstehen als "einen millionenfachen Mordaufruf", sagte Matz weiter.
Bei der Besetzung hängten Aktivisten mehrere Banner aus Fenstern der Hochschule. Die Aktivisten schmierte auch das rote Dreieck der Terrororganisation Hamas von innen an Fenster. Das Symbol ist verboten. Auf der Kundgebung und über einen Lautsprecher wurde wiederholt die verbotene Parole "From the river to the sea, Palestine will be free" gerufen. Eine Person soll nach einer kurzen Rangelei mit der Polizei abgeführt worden sein.
Auch vor dem Gebäude hatten sich rund 40 Menschen zu einer angezeigten Demonstration versammelt, hieß es von der Polizei weiter.
Hintergrund ist drohende Ausreise von Aktivisten
Die Polizei hat ein Nachströmen von Personen in das Gebäude verhindert, wie es in dem X-Post hieß. Dazu habe man vereinzelt unmittelbaren Zwang in Form von Schieben und Drücken anwenden müssen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 350 Kräften vor Ort.
Hintergrund der Protestaktion ist laut einem Polizeisprecher die drohende Ausreise von vier Menschen nach propalästinensischen Protesten an der Freien Universität. Ihnen wird vorgeworfen, bei den Protesten im Oktober vergangenen Jahres Beschäftigte mit Äxten und Knüppeln bedroht zu haben.
- Reporter vor Ort
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei vom 16. April 2025
- hu-berlin.de: Statement der Humboldt-Universität
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa