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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rügener befürchten Krawalle Hunderte Aktivisten protestieren gegen geplantes LNG-Terminal
Hunderte Aktivisten protestieren gegen das geplante Rügener LNG-Terminal vor dem Hotel Rügen in Sassnitz. Die Polizei hat die Anzahl der Teilnehmer wohl unterschätzt.
Die Demonstration am Samstag gegen das geplante Rügener LNG-Terminal in Sassnitz wird offenbar größer als erwartet. Zunächst war die Polizei von etwa 300 Teilnehmern in unmittelbarer Nähe des geplanten Terminals vor dem Hotel Rügen ausgegangen. Mittlerweile sprechen die Demonstranten von rund 700 Teilnehmenden, wie ein t-online-Reporter vor Ort berichtet. Ein Aktivist der Gruppe "Ende Gelände" sagte: "Wir müssen wegen der Teilnehmerzahl jetzt drei zusätzliche Ordner bestimmen."
Einige Demo-Teilnehmer tragen Corona-Masken, andere Tücher über ihrem Gesicht, als sich der Demonstrationszug am Mittag in Bewegung setzt. Auffällig: Einige Aktivisten bekleben sich die Hände mit Glitzer. Das soll die Identitätsfeststellung in Gewahrsam erschweren. Man ist offensichtlich auf eine Eskalation der Proteste vorbereitet.
Ein Polizeisprecher wollte sich zur genauen Zahl der Einsatzkräfte nicht äußern. Allerdings seien Polizisten aus der örtlichen und umliegenden Polizeidienststellen zusammengezogen worden.
Rügener äußert Zweifel
Am Rande der Demonstration steht Holger R. "Es heißt 'Rügen ist gegen das LNG-Terminal'. Aber dann müssten mehr Menschen von hier vor Ort sein", sagt er t-online. Gegen den Protest selbst hat er nichts, jedoch befürchtet R. "zu viel Krawall". Daher will er nicht mitlaufen. Er sieht das geplante LNG-Terminal zwiespältig: "Das hat alles seine Vor- und Nachteile", meint er. "Auf der einen Seite würden wir Rügener in Sassnitz von den Steuereinnahmen profitieren, auf der anderen Seite verlieren wir dadurch sicher Touristen."
- "Ende Gelände" auf Rügen: Hier wohnen die Aktivsten
Doch am Ende seien es die einfachen Dinge, die den Protest brechen würden: "Irgendwann kommt der Winter. Dann will auch hier keiner frieren." Den Hafen Mukran bräuchte es für die Energieversorgungssicherheit dennoch nicht: "Wenn der Krieg in der Ukraine irgendwann vorbei ist, dreht Putin den Gashahn auch wieder auf", vermutet R.
Sassnitzer Bürgermeister schweigt bei Demo
Sassnitz' Bürgermeister Leon Kräusche (parteilos, von der SPD unterstützt) kommt ebenfalls zur Kundgebung vor dem Hotel. Er hat sich für das LNG-Terminal ausgesprochen. Trotz Aufforderung möchte er jedoch nicht öffentlich zu den Teilnehmern sprechen. Lediglich mit ein paar Aktivisten, die das persönliche Gespräch suchten, tauschte er sich aus. Auch mit dem renommierten Wirtschaftsforscher Prof. Dr. Christian von Hirschhausen unterhielt er sich längere Zeit. Der Bruder des Arztes und Kabarettist Eckart von Hirschhausen ist erklärter Gegner des Terminals.
Der Bau des LNG-Terminals vor der Insel Rügen ist sehr umstritten. Immer wieder gibt es Proteste gegen die Anlandestation für Flüssigerdgas, zuletzt starteten Greenpeace-Aktivisten am Donnerstagmorgen eine Protestaktion. Mehr dazu lesen Sie hier.
Um die Forderungen der Gruppe zu untermauern, veröffentlichte die Deutschen Umwelthilfe (DUH) eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die das geplante Rügener Terminal kritisiert. "Bei dem LNG-Projekt geht es darum, die Energiewende zu sabotieren", sagte Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen, der an der Studie beteiligt war. Das fossile LNG-Projekt Mukran sei weder energiewirtschaftlich notwendig, noch würde es für Versorgungssicherheit im Winter benötigt. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Reporter vor Ort
- Eigene Artikel bei t-online