Spree-Tunnel und Heli-Landeplatz Neubau am Kanzleramt wird viele Millionen teurer
Schon jetzt ist das Kanzleramt die größte Regierungszentrale der Welt. Durch einen Anbau soll es noch größer werden – doch die Kosten dafür sprengen die Pläne.
Der geplante Anbau des Bundeskanzleramts in Berlin-Mitte wird teurer als geplant: Mit bis zu 777 Millionen Euro rechnet die Bundesregierung für de Sandsteinbau mit 400 Büros inklusive einer "Risikovorsorge" für weitere Kostensteigerungen inzwischen. Das geht aus einem Bericht der Deutschen Presseagentur hervor.
Noch vor wenigen Wochen teilte eine Regierungssprecherin t-online mit, dass sich die Kosten auf etwa 640 Millionen Euro belaufen würden. Ursprünglich waren für den Ausbau 485 bis 600 Millionen veranschlagt worden. Zuvor hatte "Bild" über die gestiegenen Kosten berichtet.
Die Entscheidung für den Bau fiel 2019 noch unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Laut Regierung herrscht im Kanzleramt Büromangel – damit künftig alle Beschäftigten an einem Standort arbeiten können, werde das Gebäude erweitert. Damit soll Platz geschaffen werden für 400 neue Büros, einen Hubschrauberlandeplatz, eine Kita sowie einen Bereich für Post und Logistik.
Bislang hat das Kanzleramt eine Nutzungsfläche von rund 25.000 Quadratmetern, der Anbau soll mit 23.000 Quadratmetern fast noch mal so groß werden. Schon jetzt ist das Gebäude das größte Regierungshauptquartier der Welt und ist rund achtmal so groß wie das Weiße Haus. Allerdings gehören zum Regierungssitz der USA noch weitere Gebäude.
Zusatzkosten für Tunnel unter der Spree
Grund für die gestiegenen Kosten seien im Wesentlichen zwei Punkte, darunter eine Planänderung: Der Anbau soll auf der anderen Seite der Spree entstehen, ursprünglich hätte eine neue Brücke die beiden Gebäudeteile verbinden sollen, so die Regierungssprecherin. Im weiteren Planungsverfahren sei jedoch diese abgelehnt worden, stattdessen wurde ein Tunnel gefordert. Zusatzkosten: rund 20 Millionen Euro, so der Preisstand im ersten Quartal 2022.
Außerdem sollen durch einen naturschutzgemäßen Ausgleich weitere 10,5 Millionen Euro Kosten entstehen. Da für den Anbau zahlreiche Bäume gefällt werden müssen, sollen diese an anderer Stelle in Berlin gepflanzt werden, zudem soll zum Ausgleich eine Grünfläche im Bezirk Lichtenberg renaturiert werden. Auch am Gebäude selbst soll mehr Grün zu sehen sein: So soll der Anteil der Begrünung an Dach und Fassade zum ursprünglichen Plan erhöht werden.
Kritik vom Bundesrechnungshof
Schon zu Beginn der Planungen hatte der Bundesrechnungshof das Projekt kritisiert. Bereits da wurde angemahnt, dass ein "erhebliches Risiko" für weitere Kosten bestehe. An dem Bauvorhaben will man im Kanzleramt offenbar dennoch festhalten: Die bauliche Erweiterung sei "erforderlich", so die Regierungssprecherin zu t-online.
Die Anzahl der Beschäftigten im Kanzleramt sei in den zurückliegenden Legislaturperioden deutlich angewachsen. "Der Unterbringungsbedarf und die Notwendigkeit des Erweiterungsbaus bestehen weiterhin fort." Einsparpotentiale werde man jedoch fortlaufend prüfen und wo möglich umsetzen.
Bau deutlich teurer als Kanzleramtsgebäude vom 2001
Derzeit sind Kanzleramtsmitarbeiter an drei weiteren Standorten in Berlin untergebracht. Die Bauarbeiten werden bereits vorbereitet und sollen im kommenden Jahr beginnen. Bis 2028 soll das bogenförmige Gebäude fertiggestellt werden.
Der Neubau wird deutlich teurer als das eigentliche Kanzleramtsgebäude, das 2001 von damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bezogen wurde. Im Bundeshaushalt waren damals ursprünglich 398,5 Millionen Mark veranschlagt worden, die tatsächlichen Kosten betrugen dann 513 Millionen Mark. Dies entspricht nach Regierungsangaben 542,9 Millionen Euro hochgerechnet auf den Preisstand Anfang 2022.
- Anfrage an die Bundesregierung
- bild.de: "Kostenexplosion für Protz-Anbau des Kanzleramts"
- bundeskanzler.de: "Mehr Platz für mehr Beschäftigte"
- Nachrichtenagentur dpa