Trump hofft auf goldene Geschäfte Rückkehr des Westens? Putin will die Bedingungen diktieren

Russland und die USA nähern sich einander wieder an, dabei soll es auch um wirtschaftliche Beziehungen gehen. Was das für eine Rückkehr von westlichen Marken bedeutet.
Es dauerte nicht lange, bis zahlreiche westliche Unternehmen nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einen Schlussstrich zogen. Sie kehrten Russland den Rücken und nahmen teils große Verluste in Kauf. Vielerorts übernahmen russische Unternehmer die bestehenden Fabriken, Filialen und Infrastrukturen, um die abgewanderten Firmen zu ersetzen.
Dazu kamen zahlreiche Sanktionen der westlichen Staaten; der Handel Richtung Russland sank auf ein Minimum. Das traf auch die russische Wirtschaft, auch wenn Russland seine Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu China, intensiviert hat.
Seitdem die USA die diplomatischen Beziehungen zu Russland wieder aufleben lassen und beide Länder über ein mögliches Ende des Ukrainekrieges sprechen, kommt auch die Frage nach der Rückkehr von westlichen Unternehmen auf. Nach dem Telefonat mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin hatte US-Präsident Donald Trump betont, eine gute Beziehung zwischen den beiden Ländern anzustreben. In einem Interview bei Fox News erklärte er, dass er künftig auf Russland als Handelspartner hofft.
Skepsis in Russland
In Moskau begrüßt man eine Rückkehr westlicher Unternehmen zwar, zeigt sich hinsichtlich der Bedingungen aber auch skeptisch. Putin erklärte jüngst, dass es ausländischen Unternehmen nicht gestattet werde, ihre russischen Vermögenswerte zu den niedrigen Preisen zurückzukaufen, zu denen sie diese verkauft hatten, und dass ihnen auch keine Vorzugsbehandlung gewährt werde.
"Jedes Geschäft muss gesondert und sorgfältig geprüft werden", sagte Putin am Dienstag auf dem Jahreskongress der Russischen Union der Industriellen und Unternehmer, einer großen Wirtschaftslobby. So müsse ein Regulierungsrahmen erstellt werden, der einen "Vorteil" für die russischen Unternehmen garantiere.
Mehr als 1.000 westliche Unternehmen hatten ihre Gebäude und Produktionsstätten 2022 deutlich unter Wert verkauft und Vermögenswerte aufgegeben. Sie sollen laut Reuters-Berechnungen von 2024 Verluste in Höhe von 107 Milliarden US-Dollar erlitten haben. Kirill Dmitriev, Chef des russischen Fonds für Direktinvestitionen, sagt, US-Unternehmen hätten durch ihren Rückzug aus Russland 324 Milliarden Dollar verloren.
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Einige Nahrungsmittel- und Gesundheitsunternehmen, darunter Procter & Gamble, PepsiCo und Mondelez, blieben dagegen vor Ort – sie begründeten dies mit humanitären Gründen, um die russischen Verbraucher weiterhin mit Grundgütern zu versorgen.
Unternehmen wie McDonald's, Renault und Henkel vereinbarten damals Optionen zum Rückkauf der Vermögenswerte. Der französische Autobauer Renault verkaufte seine Mehrheitsbeteiligung am russischen Autobauer Avtovaz im Mai 2022 angeblich für nur einen Rubel, allerdings mit einer sechsjährigen Rückkaufoption.
Strenge Regeln für westliche Unternehmen
Putin will solche Rückkäufe aber nun offenbar verhindern. Kirill Dimitriew, Putins Sondergesandter für internationale Wirtschafts- und Investitionszusammenarbeit, betonte, US-Unternehmen seien gezwungen, Joint Ventures mit russischen Unternehmen zu gründen, die ihre Marktanteile übernommen haben.
Der stellvertretende Ministerpräsident Denis Manturow ergänzte, die russischen Unternehmen müssten in dem Fall die Kontrolle über die Unternehmungen und die damit verbundenen Technologien behalten. Er forderte: "Die Grundsätze ausländischer Investitionen und Lokalisierung müssen sich ändern."
Regelungen für eine solche Rückkehr sollen nun bis April fertiggestellt sein, erklärte der Russische Industrie- und Unternehmerverband. Putins Sondergesandter Dimitriew zeigte sich derweil optimistisch, dass US-amerikanische Unternehmen bereits im zweiten Quartal zurückkehren könnten.
Bereits im vergangenen Monat hatte der russische Politiker Anatoli Aksakow erklärt, er gehe davon aus, dass Visa und Mastercard ihre Zahlungsdienste bald wieder aufnehmen würden. Die Unternehmen widersprachen allerdings umgehend.
Wollen die Unternehmen überhaupt zurückkommen?
Ohnehin ist fraglich, inwiefern die Unternehmen überhaupt ein Interesse daran haben, zu Putins Bedingungen nach Russland zurückzukehren. Die beliebtesten Unternehmen wie McDonald's, Starbucks, Ikea oder Levi's wurden ersetzt. Auf dem Automarkt haben chinesische Hersteller mittlerweile einen Marktanteil von 50 Prozent.
Der Leiter der amerikanischen Handelskammer in Russland, Robert Agee, erklärte dazu zuletzt: "Ich kann nicht sagen, dass es bereits eine große Schlange von Leuten gibt, die zurückkehren wollen. Einige wenige Unternehmen sind interessiert, engagieren sich und telefonieren mit ihren Anwälten."
Das exilrussische Portal "The Bell" hat dazu Anfragen an 60 Unternehmen geschickt, ob sie planen, nach Russland zurückzukehren. 16 antworteten und lehnten eine Rückkehr allesamt ab – darunter das deutsche Unternehmen Henkel, des Weiteren Nissan (Japan), Nokian Tyres (Finnland), Elko Group (Lettland), die Telekommunikationsholding VEON (VAE), Ingka, eine zu Ikea gehörende niederländische Holding, und der US-amerikanische Aufzughersteller Otis.
Russland will Sanktionen aufheben lassen - Ukraine nicht abgeneigt
Russland hatte zuletzt die Aufhebung von EU-Sanktionen angestrebt, berichtet der "Kyiv Independent". Im Gegenzug sollen die Euopäer an der Friedenlösung in der Ukraine beteiligt werden. Die USA unterstützen dieses Anliegen offenbar. US-Außenminister Marco Rubio erklärte in der vergangenen Woche, die USA hätten mit der EU über eine Lockerung der Sanktionen gegen Russland gesprochen. Noch wenige Tage zuvor hatte Trump mit weiteren Sanktionen gegen Russland gedroht, wenn es keine fortschritte in den Verhandlungen gebe. US-Senator Lindsey Graham forderte gar: "Wenn Russland sich weigert, sollten wir mit Sanktionen die Hölle über sie hereinbrechen lassen."
Auch die Ukraine zeigt sich offenbar bereit für eine Lockerung der Sanktionen gegen Russland, sollte es zu einem Friedensabkommen kommen. Wladyslaw Wlassjuk, der Beauftragte für Sanktionspolitik von Präsident Wolodymyr Selenskyj, sagte "Politico", dass eine Rückkehr der westlichen Unternehmen lediglich "eine Frage der Zeit" sei, aber unter den richtigen Bedingungen erfolgen müsse.
Er betonte aber auch, es sei noch "verfrüht, darüber zu sprechen, welche Sanktionsaufhebungen konkret Teil von Abkommen sein sollten. Wir wollen im Moment nur sicherstellen, dass Russland zunächst bedeutende Schritte in diese Richtung unternimmt, bevor überhaupt eine Diskussion über die Aufhebung der Sanktionen möglich ist."
- themoscowtimes.com: "Russia Open to Western Companies' Return, Officials Say — But on Moscow’s Terms" (Englisch)
- politico.eu: "War in Ukraine: No Peace Deal Without Sanctions Relaxation, Says Ukrainian Official" (Englisch)
- cnn.com: "Trump, Ukraine and the Dilemma for Western Companies Eyeing a Return to Russia" (Englisch)
- thebell.io: "No, Western Companies Aren’t Rushing Back to Russia" (Englisch)
- kyivindependent.com: "US reportedly assures EU about role in Ukraine peace talks as Russia seeks sanctions relief" (Englisch)