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Patriotsystem: So fädelte Selenskyj den Deal mit Israel ein


Israel gibt wichtige Systeme frei
Eine gute Nachricht für die Ukraine


Aktualisiert am 31.01.2025 - 05:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) und Israel Premier Benjamin Netanjahu im September 2023.Vergrößern des Bildes
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) und Israel Premier Benjamin Netanjahu im September 2023. (Quelle: IMAGO/Ukraine Presidency/Ukrainian Pre)
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Israel liefert der Ukraine eine signifikante Menge an Patriot-Raketen. Das erste Mal seit Kriegsbeginn. Der Deal kam nur zustande, weil Selenskyj geschickt verhandelte.

Die Nachricht kam am frühen Mittwochmorgen und sorgte für erstaunlich wenig Aufsehen. Dabei hätte sie kaum von größerer Bedeutung für die Ukraine sein können. Denn die USA haben in dieser Woche etwa 90 Patriot-Luftabwehrraketen von Israel nach Polen gebracht, um sie anschließend an die Ukraine zu liefern. Das berichtete das US-Medienportal "Axios" unter Berufung auf Insider.

Für die Luftabwehr des von Russland attackierten Landes ist das eine dringend benötigte Verstärkung. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Monaten um eine signifikante Aufstockung des Schutzschirms für sein Land gebeten. Immer wieder hatte er die westlichen Regierungschefs aufgefordert, mehr Luftabwehrsysteme und entsprechende Munition zu liefern.

Nun kommt zumindest die Munition und womöglich auch andere Teile des aus mehreren Einzelkomponenten bestehenden Patriot-Systems, wie etwa Radaranlagen – und zwar aus Israel. Das Land hatte bislang von militärischen Hilfslieferungen an Kiew abgesehen. Von dort werden jetzt die 90 Patriotraketen aus amerikanischer Produktion an die Ukraine geliefert. Für das amerikanische Verteidigungsministerium sei das eine der "Top-Prioritäten", wie "Axios" schrieb. Demnach sei die Trump-Administration daran interessiert, dass sich die Ukraine gegen die russischen Bombardements verteidigen und ihre kritische Infrastruktur besser schützen kann.

Netanjahu zögerte, wohl aus Angst vor Putins Rache

Bei den Systemen, die die USA während des ersten Golfkriegs Anfang der Neunzigerjahre an seinen Verbündeten Israel zur Verfügung gestellt hatte, handelt es sich offenbar um PAC-2, also Raketen der ersten Generation. Sie waren im April des vergangenen Jahres von den israelischen Streitkräften (IDF) ausgemustert worden. Seitdem stapelten sie sich in Lagern der IDF oder waren zu Ausbildungszwecken benutzt worden. Für die Luftverteidigung Israels spielten die Patriots zuletzt eine immer weniger wichtige Rolle, da das Land seine eigenen Luftabwehr-Waffensysteme entwickelt hat, allen voran den "Iron Dome", "Arrow" und "David's Sling".

Wie "Axios" aus mehreren US-Regierungsquellen erfuhr, sei die ukrainische Regierung schon im vergangenen Frühjahr an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit der Idee herangetreten, die Patriot-Systeme zurück an die USA zu schicken, wo sie überholt und dann an die Ukraine weitergegeben werden sollten. Doch offenbar zögerte Netanjahu aus Angst vor Vergeltung aus Moskau. Er fürchtete wohl, dass Russlands Diktator Wladimir Putin im Gegenzug Israels Erzfeind Iran aufrüsten könnte.

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Im September 2024 habe Netanjahu dann aber doch seine Zustimmung zu dem Vorschlag erteilt. Hinter den Kulissen war es offenbar zu einem Deal gekommen: So hatte Netanjahu von Selenskyj die Erlaubnis für eine Pilgerreise ultraorthodoxer Juden nach Uman erbeten. In der Stadt in der Ukraine liegt die Grabstätte eines berühmten jüdischen Religionsgelehrten, des Rabbi Nachman. Selenskyj hatte die Erlaubnis erteilt, aber unter der Bedingung, dass Netanjahu ihm die Überstellung der Patriot-Raketen zusage.

Beinahe täglich zerstörerische Bombardements

Weder das Pentagon noch die israelische oder die ukrainische Regierung wollten gegenüber "Axios" den Deal bestätigen. Wie das Portal erfahren haben will, sollen allerdings in den vergangenen Tagen Transportflugzeuge des Typs Boeing C-17 "Globemaster" auf einer Militärbasis im polnischen Rzeszów gelandet sein. Von dort sollen die Systeme in die Ukraine gebracht werden. Der Sender CNN bestätigte zumindest Teile der Recherche unter Berufung auf eigene Quellen.

Erst im November hatte der ehemalige US-Präsident Joe Biden angekündigt, der Ukraine mehr als 500 Raketen für die Luftabwehrsysteme Patriot und Nasam zu schicken. Dies sollte aus dem 7-Milliarden-Dollar schweren Hilfspaket für das Land finanziert werden, das der US-Kongress noch vor dem Amtsantritt Donald Trumps beschlossen hatte.

Die Ukraine wird nahezu täglich von russischen Bombern mit Gleitbomben, Drohnen, Kurzstrecken- und Hyperschallraketen terrorisiert. In manchen Nächten greifen die Truppen von Diktator Putin ukrainische Städte mit ganzen Schwärmen von Drohnen und Dutzenden Raketen an. Dies führt dazu, dass die Luftabwehrsysteme der Ukraine überlastet werden und immer mehr der Sprengkörper ihr Ziel finden. Die Folge sind viele Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung sowie erhebliche Zerstörungen an der Infrastruktur des Landes.

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