"Eine Forderung des Völkerrechts" Erdoğan macht Putin klare Ansage zur Krim
Eine Rückgabe der Krim an die Ukraine ist für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan eine Frage des Völkerrechts. Das hat er jetzt Russland klargemacht.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan fordert die Rückgabe der von Russland besetzten Halbinsel Krim an die Ukraine. "Unsere Unterstützung für die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine ist unerschütterlich. Die Rückgabe der Krim an die Ukraine ist eine Forderung des Völkerrechts", sagte der türkische Staatschef in einer Videobotschaft anlässlich des Gipfeltreffens der sogenannten Krim-Plattform. Mit der 2021 geschaffenen Krim-Plattform will Kiew international mehr Aufmerksamkeit für die Lage rund um die annektierte Halbinsel wecken.
Die Türkei hat bereits in der Vergangenheit die russische Annexion der Krim 2014 verurteilt. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Erdoğan immer wieder auf die Achtung der Souveränität der Ukraine gepocht.
Schutzmacht der Krimtataren
Ankara gilt als traditionelle Schutzmacht der Krimtataren, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung auf der Krim ausmachen. Diese sollten "frei, sicher und friedlich in ihrer eigenen Heimat" leben können, so Erdoğan. Ursprünglich nomadische Stämme, die sich ab dem 13. Jahrhundert auf der Krim niederließen, entwickelten sich die Krimtataren zu einer eigenständigen ethnischen Gruppe. Sie wurden immer wieder verfolgt, Stalin deportierte sie 1944 massenhaft nach Zentralasien.
Das Nato-Land Türkei unterhält gleichzeitig enge Beziehungen zu Moskau, auch im Handel. Russland ist zudem einer der größten Energieversorger der Türkei. Anfang Juli war Erdoğan vor dem Nato-Gipfel in Washington nach Moskau gereist und hatte dort Wladimir Putin getroffen. "Ich konnte mich schon lange nicht mehr mit meinem lieben Freund treffen", sagte Erdoğan zu Putin. Er wolle das bilaterale Handelsvolumen von derzeit 55 Milliarden Dollar (etwa 51 Milliarden Euro) auf 100 Milliarden Dollar steigern, sagte der türkische Staatschef.
Balanceakt zwischen Moskau und Brüssel
Dennoch sind die Beziehungen angespannt. So warnte Wladimir Putin Ankara im Juni beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg vor einer zu großen Nähe zum Westen. "Die türkische Wirtschaftsführung hat sich in letzter Zeit darauf konzentriert, Kredite, Investitionen und Zuschüsse von westlichen Finanzinstitutionen zu erhalten", so Putin. "Das ist wahrscheinlich keine schlechte Sache. Aber wenn dies auf die Einschränkung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit Russland zurückzuführen ist, dann wird die türkische Wirtschaft mehr verlieren als gewinnen."
Eigentlich war auch ein Besuch Putins in der Türkei in diesem Jahr anvisiert worden, wurde aber immer wieder verschoben. Die Türkei ist immer noch ein EU-Beitrittskandidat: Auch wenn eine Mitgliedschaft in weiter Ferne liegt, dürfte Erdoğan zumindest versuchen, den Westen nicht zu verprellen. Wohl auch deshalb will der türkische Außenminister Hakan Fidan nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters am heutigen Donnerstag zum ersten Mal seit fünf Jahren an einem Treffen seiner europäischen Amtskollegen teilnehmen. Im März hatte sich die Türkei als Vermittlerin im Ukraine-Krieg angeboten, aber keine Antwort von Russland erhalten.
- Nachrichtenagentur dpa
- en.kremlin.ru: "Meeting with President of Turkiye Recep Tayyip Erdogan"
- fr.de: "Spannungen zwischen Russland und der Türkei: Putin warnt Erdogan vor Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen"
- Eigene Recherchen