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Ukraine-Krieg: Zwei russische Flugzeuge abgeschossen – war es Russland?


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War es Russland selbst?
Abschuss von russischen Militärfliegern gibt Rätsel auf


16.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Zentraler Bestandteil der russischen Luftwaffe: Eine Berijew A-50 nimmt an einer Militärparade in Moskau teil (Archivbild). (Quelle: imago-images-bilder)
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Die Ukraine rühmt sich mit dem Abschuss zweier strategisch wichtiger Flugzeuge Russlands. Doch hinter dem Abschuss könnte laut russischen Bloggern ein anderer Hergang stecken.

Russlands Luftwaffe hat im Krieg gegen die Ukraine einen schweren Schlag erlitten. Das ukrainische Militär hat am Sonntag laut eigenen Angaben zwei strategisch wichtige Flugzeuge der Russen abgeschossen. Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj sprach von einer "perfekt geplanten Operation".

Für die Ukraine wäre das ein großer Coup: Ein Frühwarnaufklärungsflugzeug vom Typ A-50 und eine fliegende Kommandozentrale vom Typ Iljuschin Il-22M seien vernichtet worden, teilte Saluschnyj am Montag in Kiew mit. Zuvor hatten ukrainische Medien über die Treffer berichtet. Dort hieß es allerdings, dass die A-50 zerstört wurde, während die Il-22M, schwer beschädigt, eine Notlandung im russischen Anapa schaffte.

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Doch der Fall könnte sich anders darstellen, als es die Ukraine bisher berichtet. Offiziell äußert sich der Kreml bisher nicht zu den Verlusten. Putinsprecher Dmitri Peskow erklärte, er habe keine Informationen darüber, Journalisten sollten sich mit ihren Fragen an das Verteidigungsministerium wenden. Doch auch von dort gibt es bisher keine offizielle Mitteilung. Dafür mutmaßen derzeit russische Militärblogger über eine völlig andere Ursache für die Abschüsse.

"Menschliches Versagen" bei Russlands Flugabwehr?

Demnach könnte die russische Flugabwehr selbst für die Abschüsse der Flugzeuge über dem Asowschen Meer verantwortlich sein. Russische Luftverteidigungssysteme, die eigentlich die Kertsch-Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland schützen sollten, hätten den Berichten zufolge auf die eigenen Flugzeuge gefeuert.

Besonders kurios mutet die Aussage eines Militärbloggers an, der behauptet, diese Information sei von der Luftwaffe selbst an ihre Piloten ausgegeben worden, um diese davon zu überzeugen, dass Einsätze über dem Asowschen Meer weiterhin sicher sind. Der Vorfall solle als bloßer "Bedienungsfehler" heruntergespielt werden. "Menschliches Versagen", kommentiert der Blogger auf dem Messengerdienst Telegram. "Damit werden die Soldaten der Luft- und Raketenabwehrkräfte zynisch gedemütigt", fügt er hinzu.

Die russische Logik scheint also zu sein: Der Verlust unserer Flieger ist zwar nicht gut, aber wenn er durch die eigene Flugabwehr herbeigeführt wurde, dann demonstriert das immerhin die Funktionstüchtigkeit der Waffensysteme.

Stimmt diese Darstellung, würde die russische Luftwaffe und Flugabwehr ein desolates Bild abliefern. "Es ist unklar, warum sich die russischen Piloten mit dem Gedanken anfreunden sollten, dass ihre bodengestützten Luftverteidiger so inkompetent sind", schreiben die Experten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW). Völlig ungewöhnlich wäre dies jedoch nicht. Russland hatte bereits in der Vergangenheit eigene Jets abgeschossen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Hat die Ukraine die russischen Flugzeuge abgeschossen?

Die Ukraine wiederum behauptet, die Militärflieger selbst abgeschossen zu haben. Unklar bleibt jedoch, mit welcher Waffe die Ukrainer den Abschuss erzielt haben wollen. Denn das Asowsche Meer liegt weit hinter der Front: Rund 120 Kilometer trennen die Küste von der Gefechtslinie in der Ukraine. Experten halten Lenkflugkörper des US-amerikanischen Patriot-Systems, das der Ukraine im vergangenen Jahr von Deutschland und den USA zur Verfügung gestellt wurde, für die wahrscheinlichste Waffe.

Der Militärexperte Justin Bronk vom britischen Royal United Services Institute (RUSI) sagte dem "Spiegel", dass es sich wohl um Patriot-Raketen gehandelt haben könnte. Jedoch wäre dies "ein Einsatz am Rande der effektiven Reichweite von Patriots" gewesen, so Bronk. Die Startvorrichtung des Systems müsste dazu sehr dicht an der Front stehen – und wäre damit gleichzeitig ein leichtes Ziel für russische Angriffe.

Iwan Stupak, Berater des Ausschusses für Sicherheit, Verteidigung und Nachrichtendienste im ukrainischen Parlament, stützte im Gespräch mit dem US-Medium "Newsweek" diese These. Seiner Aussage zufolge gebe es ein Patriot-System, das von der Ukraine mobil eingesetzt wird. "Die Besatzung wartet darauf, russische Flugzeuge abzufangen und zu zerstören", sagte Stupak. Sobald eine Rakete auf ein russisches Flugzeug abgeschossen wurde, würde sich die Besatzung mit dem System zurückziehen und verstecken. Dieser Vorgang dauert laut Aussagen Stupaks lediglich 20 Minuten.

Bisher hat sich die Ukraine dazu nicht geäußert. Präsident Wolodymyr Selenskyj soll den mutmaßlichen ukrainischen Erfolg jedoch dazu genutzt haben, um auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am Montag für weitere Unterstützung seines Landes zu werben.

Eine Berijew A-50 kostet 330 Millionen US-Dollar

Doch warum sind die Flieger für Russland überhaupt so wichtig? Das Frühwarnaufklärungsflugzeug vom Typ A-50 des russischen Herstellers Berijew ist für Russlands Angriffskrieg von zentraler Bedeutung. Auf dem Rumpf des Fliegers ist ein tellerförmiges Radar angebracht. Damit können bis zu 300 Kilometer entfernte Kampfflugzeuge und sogar weit entfernte Kurzstreckenraketen oder Schiffe geortet werden. Die Informationen teilt die A-50-Crew dann mit den Piloten eigener Kampfjets.

Doch Russland hat ein großes Problem: Die Maschine wird nicht mehr produziert. Ein Nachfolgemodell – die A-100 – ist wohl schon in der Entwicklung, doch bisher wurde noch kein Modell produziert. Und Russland besitzt wohl nur noch eine Handvoll der A-50-Flugzeuge. Laut dem Portal "Military Today" liegt der Stückpreis einer Berijew A-50 bei rund 330 Millionen US-Dollar.

Auch die Iljuschin Il-22M ist ein spezielles Flugzeug. Sie wird auch als fliegende Kommandozentrale bezeichnet. Auch das viermotorige Flugzeug ist in der russischen Luftwaffe rar. Sie soll wohl nur noch über weniger als 50 der Flieger verfügen. Dieses Flugzeug ist im Gegensatz zur abgestürzten A-50 wieder aufgetaucht – in der russischen Stadt Anapa am Schwarzen Meer. Ein angebliches Foto des Heckruders der Maschine mit schwerem Schaden kursiert in sozialen Netzwerken. Ob der Flieger reparabel ist, bleibt unklar.

Verwendete Quellen
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