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Ben R.: Deutscher Ex-Soldat wegen schwerer Verbrechen in Ukraine verhaftet


Er ließ sich als Kriegsheld feiern
Schwere Verbrechen: Deutscher in der Ukraine festgenommen

Von t-online, jse

08.02.2025 - 17:57 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Bundeswehrsoldat feuert aus einem Leopard-2-Kampfpanzer: Die Uniform durfte Ben R. bereits seit Jahren nicht mehr tragen.Vergrößern des Bildes
Ein Bundeswehrsoldat feuert aus einem Leopard-2-Kampfpanzer: Die Uniform durfte Ben R. bereits seit Jahren nicht mehr tragen. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)
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Ein Ex-Soldat der Bundeswehr wird in der Ukraine verhaftet und soll nach Deutschland ausgeliefert werden. Ihm werden unter anderem schwere Sexualdelikte vorgeworfen.

Der frühere Bundeswehrsoldat Ben R. ist in der Ukraine gefasst worden und soll demnächst nach Deutschland ausgeliefert werden. Das bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg dem "Spiegel". Nach Informationen des Magazins wurde der 29-Jährige in der Region Sumy im Nordosten des Landes festgenommen.

Ben R. hatte sich in den vergangenen Jahren öffentlich als Unterstützer der ukrainischen Streitkräfte inszeniert. Auf Social-Media-Plattformen und in Interviews mit deutschen Medien stellte er sich als Kämpfer und Helfer dar, der Sanitätsausrüstung in die Kriegsgebiete bringt und verwundete Soldaten versorgt. Laut "Spiegel" reiste er kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in die Ukraine und beteiligte sich dort offenbar an militärischen Operationen. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung sprach er von seinem Einsatz an der Front und bezeichnete sich als Teil einer Spezialeinheit der ukrainischen Armee.

Parallel zu seinen Aktivitäten in der Ukraine laufen in Deutschland Ermittlungen gegen ihn. Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg wirft ihm schwere Sexualstraftaten vor, darunter mehrere Vergewaltigungen. Zudem soll er Missbrauchsdarstellungen von Kindern besessen und verbreitet haben. Laut "Spiegel" wird auch in der Ukraine gegen ihn ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts der Vergewaltigung einer Minderjährigen.

Behörden suchten Ben R. – da war er schon in der Ukraine

Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Ben R. begannen bereits 2021. Nach Angaben der Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) führte die Wehrdisziplinaranwaltschaft der Bundeswehr ein Verfahren gegen ihn. Im März 2022 erhielt er ein Uniformtrage- und Dienstausübungsverbot, ein Jahr später wurde er aus der Bundeswehr entlassen.

Im selben Zeitraum geriet er ins Visier der bayerischen Zentralstelle Cybercrime. Laut "Spiegel" übermittelte das US-amerikanische "National Center for Missing and Exploited Children" im Januar 2022 einen Hinweis an die deutschen Behörden. Ermittler fanden auf der Onlineplattform Discord kinderpornografisches Material, das Ben R. zugeordnet wurde. Eine Durchsuchung seiner Wohnung in Oberfranken im März 2022 förderte umfangreiches belastendes Material zutage: sichergestellte Datenträger enthielten Tausende Bilder und Videos mit sexualisierter Gewalt an Kindern. Zudem wurde Munition aus Bundeswehrbeständen entdeckt.

Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch keinen Haftbefehl gegen ihn. Die Behörden ermittelten zwar wegen des Besitzes und der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen, gingen aber zunächst nicht von einem akuten Fluchtrisiko aus. Kurz darauf meldete sich Ben R. aus der Ukraine. Er gab an, medizinische Hilfe zu leisten, veröffentlichte Bilder von zerstörten Gebäuden und Einsatzteams mit Sanitätsmaterial.

Mindestens sechs Vergewaltigungen – auch in der Ukraine

Ab September 2022 suchten die bayerischen Strafverfolger mit einem Europäischen Haftbefehl nach ihm. In privaten Chats äußerte sich Ben R. abweisend zu einer möglichen Rückkehr nach Deutschland. Laut "Spiegel" schrieb er, dass es "am besten" sei, wenn er "einfach in der Ukraine sterbe".

Die Ermittlungen gegen ihn weiteten sich aus, als im November 2023 deutsche Behörden auf pornografischen Websites Videos entdeckten, die mutmaßlich von ihm stammen. Die Aufnahmen zeigen Frauen, die offenbar gegen ihren Willen missbraucht wurden. Die Ermittler gehen inzwischen von mindestens sechs Vergewaltigungsfällen aus. Mehrere der Opfer sollen sich nicht bewusst gewesen sein, dass sie gefilmt wurden.

Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse stellten die bayerischen Behörden im Dezember 2023 einen zweiten Europäischen Haftbefehl gegen ihn aus. Die Vorwürfe umfassen neben mehrfacher Vergewaltigung und der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen auch einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Parallel wurden die ukrainischen Polizeibehörden über die Funde informiert. Denen gelang nun die Verhaftung des Deutschen.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen

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