Asow-Stahlwerk-Mitarbeiter kehren heim Das emotionale Ende einer Kriegsgefangenschaft
Russland und Ukraine haben nach fünf Monaten wieder Gefangene ausgetauscht. Unter den Freigelassenen ist ein ehemaliger Tschernobyl-Arbeiter, Kämpfer des Asow-Stahlwerks.
Strahlende Gesichter, Männer, gehüllt in Ukrainefahnen, umarmen sich: Bilder zeigen das emotionale Ende einer monatelangen Kriegsgefangenschaft. 224 Ukrainer sind wieder in ihrer Heimat. "Es ist von entscheidender Bedeutung, unsere Leute nach Hause zu bringen", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Beitrag auf X (vormals Twitter). "Ich danke unseren internationalen Partnern, die uns dabei unterstützen, und unserem Team, das sich um den Austausch von Gefangenen kümmert."
Im Gegenzug entließ die Ukraine 248 russische Kriegsgefangene. Der Austausch soll von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt worden sein. Dabei handelt es sich um den größten Gefangenenaustausch seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, außerdem war es der erste seit fünf Monaten. "Es gab eine lange Pause bei den Austauschaktionen, aber es gab keine Pause bei den Verhandlungen", sagte Selenskyj. Dass diese nun erfolgreich gewesen seien, sei eine "gute Nachricht".
Heiratsantrag für Militärärztin
Die ukrainische Militärärztin Galyna Fedytschyn erhielt nach ihrer Rückkehr von ihrem Verlobten einen Heiratsantrag. Der Leiter des Präsidialamtes Andrij Jermak veröffentlichte ein Foto des glücklichen Paares auf X. Mykola Gryzenjak begrüßte seine Freundin mit einem riesigen Strauß Rosen – und dem Verlobungsring.
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Das Paar diente im Frühjahr 2022 in der 36. Marinebrigade, verteidigte die Stadt Mariupol gegen russische Soldaten. Ihr Kommandeur Serhij Wolynskyj, genannt "Volyna", sagte zu der Verlobung: "Diese Liebe hat Prüfungen überstanden, die die Stärksten brechen können."
Tausende Zivilisten verschanzten sich im Stahlwerk
Die Soldaten der 36. Marinebrigade werden in der Ukraine als Helden verehrt, weil sie einer wochenlangen Belagerung Russlands standhielten. Fedytschyn geriet in Kriegsgefangenschaft, fast zwei Jahre war das Paar getrennt. "Ihre Herzen haben nicht aufgehört, im gleichen Takt zu schlagen", sagte Kommandeur Volyna.
Unter den nun freigelassenen Kriegsgefangenen sind viele der Kämpfer der ersten Stunde. Neben Kämpfern der 36. Marinebrigade sind auch Arbeiter des Asow-Stahlwerks, das im Frühjahr 2022 tragischer Kampfort wurde, schreibt Jermak auf X. Wochenlang harrten Kämpfer und Zivilisten in dem Stahlwerk aus, verschanzten sich in unterirdischen Bunkern. Zwischenzeitlich sollen sich etwa Tausend Zivilisten auf dem verzweigten Werksgelände befunden haben. Einige konnten durch lebensgefährliche Einsätze per Helikopter evakuiert werden. Am 20. Mai 2022 gab die ukrainische Regierung den Befehl zum Aufgeben. Die Kämpfer und Arbeiter gerieten in Kriegsgefangenschaft.
Außerdem befindet sich unter den Freigelassenen ein ehemaliger Arbeiter des Tschernobyl-Kraftwerks, der in den ersten Kriegstagen in Gefangenschaft geriet, berichtet der Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, auf X. Außerdem: Grenzschützer, Polizisten und Kämpfer von der Schlangeninsel. Als ein russisches Kriegsschiff sich der ukrainischen Insel näherte, reagierten die ukrainischen Soldaten wütend, schickten den mittlerweile berühmt gewordenen Funkspruch "Russisches Kriegsschiff, fick dich" ab. Noch am selben Tag mussten die Ukrainer die Insel aufgeben, sie wurde später zurückerobert. Mehr über das Schicksal der Schlangeninsel lesen Sie hier.
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- mit Material der Nachrichtenagentur AFP
- tagesschau.de: "Was aus den Asowstal-Kämpfern wurde"
- stern.de: "Letzte Bastion des ukrainischen Widerstandes: die Geschichte hinter Europas größtem Stahlwerk"