Belagerung von Awdijiwka Diese Entwicklung könnte Putins Truppen aufhalten
Russland macht kleine Fortschritte bei Awdijiwka. Doch die Ukraine könnte das Wetter auf ihrer Seite haben.
Russland macht zwar bei seiner Offensive in der ostukrainischen Kleinstadt Awdijiwka Fortschritte – doch die kommen nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums und russischen Militärbloggern mit einem hohen Preis. Demnach hat Russland "Tausende von Opfern" akzeptieren müssen. Und das Wetter könnte die Offensive beeinträchtigen.
Das britische Ministerium erklärte in einem am Dienstag veröffentlichten Geheimdienstbericht, die Streitkräfte von Präsident Wladimir Putin hätten "bescheidene", aber bedeutende, Fortschritte in Richtung der Koks- und Chemiefabrik von Awdijiwka gemacht. Sie sei eine der "wichtigsten Verteidigungspositionen" der Ukraine in der strategisch wichtigen Stadt.
Das Gebiet liegt etwas erhöht – sollte Russland es einnehmen, wäre die Kontrolle über die Stadt, in der kaum noch Zivilisten leben, einfacher. Doch die russischen Verluste seien immens hoch und gingen in die Tausende, so der Bericht. Die Ukraine habe aber weiterhin die Kontrolle über einen etwa sieben Kilometer breiten Korridor, über den sie die Stadt versorge.
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Luftaufklärung durch schlechtes Wetter erschwert
Das amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) sieht wegen der einsetzenden Schneefälle aber eine mögliche Verlangsamung der Angriffe – was vor allem den ukrainischen Streitkräften zugute kommen könnte. Russische Militärblogger wiesen darauf hin, dass starker Schneefall und Wind die Sicht beeinträchtigt und die Luftaufklärung und Artilleriekorrekturen in Richtung Cherson erschwert hätten.
Awdijiwka hat eine strategische Bedeutung für die ukrainischen Truppen. Vorn hier aus kann Kiew russische Einheiten mit Artillerie und Raketen angreifen. Außerdem kann von dieser Region auch die Umgebung des südlichen Donbass erschlossen werden. Die Stadt liegt nördlich von Donezk, das von Russland kontrolliert wird. Wegen der nahen ukrainischen Truppen konnten die russischen Besetzer aber die Stadt nicht wie offenbar geplant als Drehkreuz und Kommunikationszentrum nutzen.
Weniger Drohnenangriffe berichtet
Der Sprecher der ukrainischen Tawrijisk-Einheit, Oberst Oleksandr Shtupun, berichtete, dass die russischen Streitkräfte in Richtung Tawrijisk (von Awdijiwka bis in die westliche Oblast Saporischschja) den Einsatz von Artillerie und von Drohnen wesentlich reduziert hätten.
Allerdings habe Russland zuletzt vermehrt auf Luftangriffe gesetzt. Es seien vermehrt Bomben von Su-35-Kampfjets abgeworfen worden. "Diese Flugzeuge operieren aus der Ferne" und umfliegen die ukrainische Luftabwehr, sagte Shtupun am Dienstag gegenüber dem US-Magazin "Newsweek". "In den vergangenen zwei Tagen wurden mehr als 20 solcher Luftangriffe registriert", fügte er hinzu.
Russland habe in den ersten Tagen des Angriffs sowohl Jets als auch Kampfhubschrauber eingesetzt, um Awdijiwka anzugreifen, sagte Shtupun. Wegen der schlechten Sicht könnten sich nach Einschätzung des ISW die Aktivitäten aber wieder auf die Bodentruppen und Infanterie verlegen.
- newsweek.com: "Russian Jets Keeping Their 'Distance' From Avdiivka: Ukraine" (englisch)
- understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, November 27, 2023" (englisch)
- forces.net: "Avdiivka: The strategic and symbolic Ukrainian city at the centre of the war" (englisch)
- armyinform.ua.com: На Таврійському напрямку знешкоджено понад 500 окупантів, 30 здалося в полон — Олександр Штупун (ukrainiscH)