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USA liefert Ukraine Uranmunition: So wirken die radioaktiven Granaten


Uranmunition für die Ukraine
Wucht statt Sprengstoff

Von t-online, mk

07.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein US-Panzer vom Typ Abrams M1A2 und Munition vom Typ M829A4: Sie kann jede bekannte Panzerung durchschlagen.Vergrößern des Bildes
Ein US-Panzer vom Typ Abrams M1A2 und Munition vom Typ M829A4: Sie kann jede bekannte Panzerung durchschlagen. (Quelle: Grafik: t-online)

Die USA liefern der Ukraine Granaten aus Uran für ihre Abrams-Panzer. Auch der Leopard 2 kann die umstrittene Munition verschießen.

Es ist eine Ankündigung mit Durchschlagskraft: Die Ukraine soll Munition aus abgereichertem Uran für die von den USA zugesagten Kampfpanzer vom Typ Abrams erhalten, wie Washington jetzt mitgeteilt hat. Diese Geschosse sind zwar umstritten, dürften der ukrainischen Armee aber einen Vorteil auf dem Schlachtfeld verschaffen.

Uranmunition gehört zur Familie der Wuchtgeschosse, die ihre Wirkung nicht durch Sprengstoff, sondern allein durch ihre Bewegungsenergie entfalten. Im Inneren eines Wuchtgeschosses befindet sich ein pfeilförmiges Projektil, der sogenannte Penetrator. Die extreme Dichte von abgereichertem Uran verleiht diesem Projektil seine hohe Durchschlagskraft. Abgereichertes Uran entsteht als Abfallprodukt bei der Herstellung von radioaktivem Brennstoff für Kernkraftwerke. Auch andere besonders dichte Metalle wie Wolframcarbid eignen sich zur Herstellung des Penetrators, sind aber teurer.

So funktionieren Wuchtgeschosse

Dem Einschlag eines so harten Projektils kann selbst die moderne Panzerung westlicher Kampffahrzeuge kaum widerstehen. Beim Aufprall auf das Ziel verwandelt sich die Bewegungsenergie des Penetrators in Hitze und Druck, konzentriert auf eine sehr kleine Fläche. Anders als bei Explosivgeschossen kann die Panzerung die Energie nicht durch Verformung aufnehmen.

Stattdessen durchschlägt der Penetrator das Material und erzeugt dabei einen sogenannten Splitterregen, der im Inneren des Fahrzeugs niedergeht. Die extrem schnellen und heißen Splitter töten die Besatzung und können die Munition an Bord eines Panzers zum Explodieren bringen.

Uranmunition gegen Reaktivpanzerung

Aufgrund dieser speziellen Eigenschaften eignen sich Wuchtgeschosse besonders für den Kampf gegen Panzer und gepanzerte Truppentransporter, aber auch gegen Bunker und befestigte Stellungen. Gegen nicht gepanzerte Fahrzeuge oder einfache Gebäude verfehlen Wuchtgeschosse dagegen häufig ihre Wirkung, weil sie einfach durch das Ziel hindurchfliegen, ohne großen Schaden anzurichten.

Munition aus abgereichertem Uran ist bei der US-Armee schon seit Mitte der 1980er-Jahre in Gebrauch. Welche Geschosse die Ukraine genau erhalten soll, hat die US-Regierung offen gelassen; als wahrscheinlich gilt aber die Munition vom Typ M829A4, die seit 2016 Standard bei der US-Armee ist.

Entwickelt wurde die Munition, um auch Panzer zerstören zu können, die mit der jüngsten Generation sogenannter Reaktivpanzerung ausgestattet sind. Reaktivpanzerungen wie das in der späten Sowjetunion entwickelte System "Kontakt-5" enthalten Sprengstoffpakete, die beim Einschlag eines Geschosses explodieren und dieses zerstören sollen, bevor es die Panzerung durchschlägt. "Kontakt-5" wurde speziell entwickelt, um die Wirkung von Wuchtgeschossen zu verringern und kommt bei moderneren russischen Panzern wie dem T-90 zum Einsatz.

Darum ist Uranmunition umstritten

Für die Ukraine hätte Munition vom Typ M829A4 einen weiteren Vorteil: Auch die von Deutschland und anderen Verbündeten gelieferten Leopard-2-Panzer können die Geschosse abfeuern, weil sie mit der gleichen 120-Millimeter-Kanone von Rheinmetall ausgestattet sind. Seit Februar hat die Ukraine mehr als 60 Leopard 2 erhalten, bisher hat Russland wohl nur wenige davon zerstören können. Die USA hatten der Ukraine zunächst 31 Panzer vom Typ Abrams zugesagt, die ersten zehn davon sollen noch in diesem Monat eintreffen.

Als erstes Land hatte Großbritannien schon im März angekündigt, der Ukraine Munition aus abgereichertem Uran für die von London gelieferten Panzer vom Typ Challenger 2 zu liefern. Wegen ihrer leichten Radioaktivität ist Uranmunition vor allem bei Umweltschützern umstritten. Verboten oder geächtet ist sie allerdings nicht.

Der wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen atomarer Strahlung hat allerdings keine Hinweise gefunden, dass der Einsatz von Uranmunition zu Umweltschäden führt. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA weist aber darauf hin, dass der Gebrauch der Munition für Soldaten, die damit hantieren, ein Gesundheitsrisiko darstellen kann.

Verwendete Quellen
  • bbc.com: "Ukraine war: US to arm Kyiv with depleted uranium tank shells" (englisch)
  • en.defence-ua.com: "Looks Like US Will Give Depleted Uranium Tank Ammunition to Ukraine, Not for Abrams Alone" (englisch)
  • wsj.com: "U.S. Set to Approve Depleted-Uranium Tank Rounds for Ukraine" (englisch)
  • nationalinterest.org: "How Depleted Uranium Rounds Make the M1 Abrams Even Deadlier" (englisch)
  • globalsecurity.org: "M829 120mm, APFSDS-T" (englisch)
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