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Putins Geschichte zum Ukraine-Krieg: Das lernen Schüler an Russlands Schulen


Putins ganz eigene Geschichte
"Sie müssen verstehen, dass das wirklich so ist"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 08.08.2023Lesedauer: 2 Min.
Putin im Museum: 2017 zeigte sich der russische Despot mit Schülern im Pariser Louvre.Vergrößern des Bildes
Putin im Museum: 2017 zeigte sich der russische Machthaber mit Schülern im Pariser Louvre. (Quelle: SPUTNIK)

Wladimir Putin sieht sich gern als Historiker. Nun stellt sein Bildungsministerium russischen Schülern ein ganz besonderes Werk zur Verfügung.

Wenn Diktatoren sich als Historiker versuchen, geht das selten gut aus. Nachzulesen schon in George Orwells visionärem Roman "1984", wo einfache Parteisoldaten fortwährend die Geschichte im Sinne der staatlichen Propaganda umschreiben müssen. Immer streng überwacht von der allgegenwärtigen Gedankenpolizei, fristet Orwells Protagonist ein trostloses Dasein als Geschichtsfälscher im Dienste des großen Bruders.

Die düstere Fiktion ist längst von der Wirklichkeit eingeholt worden. Zum Beispiel in Russland. Dort hat Bildungsminister Sergej Krawtsow nun ein Schulbuch vorgestellt, das die jüngere Historie aus Kreml-Sicht darstellt, vor allem den Überfall auf die Ukraine.

"Es ist wichtig, den Schülern die Ziele" der im Februar 2022 begonnen russischen Militäroperation in der Ukraine zu vermitteln, sagte Krawtsow bei einer Pressekonferenz in Moskau. Die Operation, wie der völkerrechtwidrige Angriffskrieg im russischen Propagandajargon verharmlosend genannt wird, ziele darauf ab, das Nachbarland zu "entmilitarisieren" und zu "entnazifizieren". "Die Schüler müssen verstehen, dass das wirklich so ist", so der Minister.

Das Buch lobt das russische Militär, das 2014 auf der Halbinsel Krim den "Frieden gerettet" habe. Es kritisiert zudem die vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen, die schlimmer als Napoleon seien, der 1812 in Russland einmarschiert war.

Der Kremlherrscher macht Ernst mit dem Umbau seines lange Zeit als Scheindemokratie firmierenden Staates hin zu einem totalitären Unterdrückungsapparat. Neben militärischer Gewalt und politischer Repression, der Gleichschaltung der Medien, ist auch ideologische Infiltration eines der Hauptmerkmale totalitaristischer Systeme.

Damit auch junge Russen die neostalinistische Weltsicht ihres Alleinherrschers übernehmen können, arbeitet der russische Machtapparat bereits seit Langem an einem Umbau des Curriculums an russischen Schulen. So verherrlichen die Lehrpläne etwa die mörderischen Säuberungen der Stalin-Ära, denen Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Nach dem Beginn des völkerrechtswidrigen Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hatte das Bildungsministerium auch die Schaffung eines neuen Schulfachs eingeführt. Unter dem Namen "Was wirklich wichtig ist" bekommen Schüler alles Wissenswerte zur jüngsten Geschichte vermittelt. Selbstverständlich aus Kreml-Perspektive.

Kreml gibt sich keine Mühe, seine Propaganda zu kaschieren

Nun kommt mit dem neuen Geschichtsbuch ein weiterer Baustein in der umfassenden Staatspropaganda hinzu. Das Buch sei für Schüler der elften Klasse geschrieben, also für 17-Jährige, sagte Krawtsow. Es wird in den Schulen ab 1. September erhältlich sein. Das Cover des Buchs ziert eine Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet, ein Symbol der Putin-Herrschaft.

Nach dem Ende der Offensive in der Ukraine, "nach unserem Sieg, werden wir dieses Buch weiter ergänzen", sagte Russlands Bildungsminister. Krawtsow zählt zu Putins strammen Parteisoldaten, weshalb nicht nur die Ukraine, sondern auch Großbritannien Sanktionen gegen den 49-Jährigen verhängt haben.

Putin-Berater Wladimir Medinsky betonte bei der Pressekonferenz zudem, das Buch sei in nur fünf Monaten mit "bloßen Händen" geschrieben worden. Der Kreml gibt sich nicht mal mehr große Mühe zu verbergen, dass damit die Ideologie Wladimir Putins auch weiterhin unters Volk gebracht werden soll. "Das Buch gibt die Sicht des Staates wieder", sagte Medinsky.

Verwendete Quellen
  • guardion.co.uk: "Russia releases history schoolbook praising Ukraine invasion" (englisch)
  • pravda.com.ua: "New school curriculum is approved in Russia" (englisch)
  • mithsonianmag.com: "Vladimir Putin’s Rewriting of History Draws on a Long Tradition of Soviet Myth-Making" (englisch)
  • dw.com: "Why Stalin is causing a classroom storm in Russia" (englisch)
  • bloomberg.com: "Russian Schools to Teach Putin’s Version of History" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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