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Wagner-Flüchtling in Norwegen will zurück nach Russland: Was steckt dahinter?


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Deserteur oder Spion?
Er floh angeblich vor der Wagner-Gruppe – jetzt will er zurück


Aktualisiert am 19.05.2023Lesedauer: 2 Min.
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Andrej Medwedew (r.) in einem Osloer Gerichtssaal: "Ich hatte gehofft, hier Frieden und Ruhe zu finden." (Quelle: GORM KALLESTAD)
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Die Geschichte des angeblichen Wagner-Deserteurs Andrej Medwedew ging um die Welt. Jetzt will er zurück nach Russland – Experten haben einen Verdacht.

Andrej Medwedew schien der lebende Beweis dafür zu sein, dass nicht alle Russen mit dem Überfall auf die Ukraine einverstanden sind. Im Januar flüchtete der angeblich desertierte Söldner vor der gefürchteten Wagner-Gruppe nach Norwegen und bat dort um Asyl. Auf seiner Flucht über einen zugefrorenen Grenzfluss sei er von russischen Grenzschützern mit Hunden verfolgt und beschossen worden, erzählte der 26-Jährige. Doch jetzt wachsen die Zweifel an seiner Geschichte.

"Ich habe kürzlich entschieden, dass ich bereit bin, in die russische Föderation zurückzukehren. Ich habe die russische Botschaft in Oslo kontaktiert, um meine Rückkehr zu ermöglichen", sagt Medwedew in einem auf YouTube veröffentlichten Video. "Ich hatte gehofft, hier Frieden und Ruhe zu finden, dass ich die Politik, den Krieg und die Armee hinter mir lassen könnte. Aber es ging nicht."

"Wenn sie mich töten, okay. Wenn nicht, danke"

Medwedew kämpfte nach eigenen Angaben in der Ukraine auf Seiten der Söldnertruppe, die Deserteure mit einem Vorschlaghammer hinrichtet und ihre Grausamkeit auch noch öffentlich feiert. Er selbst sei Zeuge geworden, wie Kameraden von Vorgesetzten erschossen wurden, weil sie sich geweigert hätten, zu kämpfen, so Medwedew. Bei einer Rückkehr nach Russland drohe ihm die grausame Rache der Wagner-Söldner, begründete er seinen Asylantrag in Norwegen. Doch sein jüngstes YouTube-Video klingt schon anders.

"Wir werden sehen, was in Russland mit mir geschieht. Wenn sie mich töten, okay. Wenn nicht, danke", sagt Medwedew da. Er wolle nicht länger "der Bube in einem großen Spiel" sein. Dabei hegten Geheimdienstexperten von Anfang an Zweifel an seiner Geschichte. Es gebe zu viele offene Fragen über seine Vergangenheit und die Umstände seiner Flucht, hieß es. Ohne Hilfe hätte er außerdem kaum an die Grenze zu Norwegen gelangen können, geschweige denn darüber. Auch seine Festnahme in Oslo wegen einer nächtlichen Schlägerei kratzte an Medwedews Glaubwürdigkeit.

"Ein ausgestreckter Mittelfinger"

"Als ich Medwedews Geschichte hörte, war mein erster Gedanke, dass ihn der FSB an die Grenze gefahren hat, um Prigoschin zu diskreditieren", schreibt jetzt die Russland-Expertin Olga Lautman vom Center for European Policy Analysis (CEPA). Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin treibt den Kreml seit Monaten mit öffentlichen Attacken vor sich her und soll auch viele Feinde im Inlandsgeheimdienst FSB haben.

"Jetzt kehrt Medwedew also zurück nach Hause", so Lautman weiter. "Unglücklicherweise verstehen viele im Westen nicht, wie russische Geheimdienste arbeiten, und fallen schnell auf sie herein. Wenn Medwedew sich sicher genug fühlt, um zurückzugehen, dann gehört er wahrscheinlich zum FSB oder arbeitet mit ihm zusammen. Die Tatsache, dass die ganze Geschichte öffentlich wird, ist ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung Prigoschin."

Verwendete Quellen
  • reuters.com: "Ex-Wagner commander who sought asylum in Norway wants to return to Russia" (englisch; Stand: 19. Mai 2023)
  • twitter.com: Tweets von @OlgaNYC1211 vom 19. Mai 2023
  • cepa.org: Autorenprofil von Olga Lautman
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