Vorwürfe gegen Putins Armee Wagner-Chef: "Es werden doppelt so viele von uns sterben"
Noch lässt Putin ihn machen: Der Chef der Wagner-Miliz geht immer heftiger die russische Militärführung an. Sein Vorwurf: Moskau lasse seine Leute sterben.
Der Gründer und Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, legt im Streit mit dem Verteidigungsministerium und der Armeespitze nach. Am Mittwoch veröffentlichte Prigoschin ein Foto, das nach seinen Angaben die Leichen Dutzender seiner Kämpfer zeigt. Sie seien getötet worden, weil ihnen die Munition entzogen worden sei, erklärte Prigoschin dazu. Zu sehen sind Leichen, die in der Ostukraine ausgestreckt auf dem gefrorenen Boden liegen. Dort sind Wagner-Einheiten seit Monaten im erbitterten Kampf um die Stadt Bachmut im Einsatz.
"Das ist einer der Orte, an denen die Leichen der Verstorbenen gesammelt werden", sagte Prigoschin in einem Interview mit einem bekannten russischen Militärblogger. "Das sind Kerle, die gestern am sogenannten Hunger nach Munition gestorben sind. Mütter, Ehefrauen und Kinder werden ihre Leichen bekommen. Es sollte nur ein Fünftel von ihnen sein. Wer ist schuld daran, dass sie gestorben sind? Die Schuldigen sind diejenigen, die die Frage hätten klären sollen, wie wir genug Munition bekommen."
"Sie geben uns noch immer keine Munition"
Zudem veröffentlichte Prigoschin die Kopie einer offiziellen Wagner-Anfrage für Munition an das Verteidigungsministerium. Genannt sind darin detaillierte Listen von verwendeten, angeforderten und erhaltenen Granaten. "Sie geben uns noch immer keine Munition", sagte Prigoschin. "Es wurden keine Schritte unternommen, uns Munition zu geben."
Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow, der Oberbefehlshaber des Einsatzes in der Ukraine, hielten ihre Unterschriften auf den Genehmigungen für Munitionslieferungen zurück, sagte Prigoschin.
Trotz des Mangels an Munition würden seine Wagner-Söldner weiterhin versuchen, Bachmut einzunehmen. "Es werden doppelt so viele von uns sterben, bis keiner von uns mehr übrig ist", sagte er. "Und wenn von Wagner alle tot sind, dann müssen Schoigu und Gerassimow wahrscheinlich selber zur Waffe greifen."
"Hochverrat"
Erst am Dienstag hatte er Schoigu und Gerassimow Hochverrat vorgeworfen, weil sie absichtlich den Wagner-Einheiten keine Munition zukommen ließen und ihnen auch beim Lufttransport Hilfe verweigerten. "Es gibt einfach eine direkte Opposition", hatte Prigoschin in einer auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht gesagt. "Das ist Hochverrat gleichzusetzen." Lesen Sie hier mehr dazu. Das Verteidigungsministerium hatte darauf am Dienstagabend reagiert und die Anschuldigungen als komplett unwahr bezeichnet.
Schoigu steht loyal zu Präsident Wladimir Putin und ist ein enger Verbündeter. In Gerassimow, der erst im Januar den Oberbefehl über den Ukraine-Einsatz erhielt, hat Schoigu einen engen Vertrauten. Beide haben öffentlich nicht auf die Anschuldigungen des Söldner-Chefs reagiert, der ihnen bereits zuvor Inkompetenz vorgeworfen hatte und sich wiederholt beklagt hat, die Leistungen seiner Söldner-Truppe, die weitgehend unabhängig vom russischen Militärkommando agieren, würden nicht ausreichend gewürdigt.
- Nachrichtenagentur dpa