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Kampf gegen Russland: Wie die Ramstein-Allianz die Ukraine hochrüsten will


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Panzer, Artillerie, Hubschrauber
Wie die Ramstein-Allianz die Ukraine hochrüsten will


Aktualisiert am 20.01.2023Lesedauer: 6 Min.
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Ramstein: USA mahnen mehr Militärhilfe für Ukraine an. (Quelle: reuters)
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In Ramstein treffen sich heute die Ukraine-Unterstützerstaaten, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Während Deutschland zögert, verkünden andere Länder riesige Waffenpakete.

"Scholzen": Gute Absichten kommunizieren, nur um jede denkbare Ausrede zu erfinden, um jene zu verzögern oder nicht in die Tat umzusetzen.

Diese sarkastische Wortschöpfung des britischen Historikers Timothy Garton Ash zeigt, wie schlecht es um den internationalen Ruf Deutschlands derzeit bestellt ist. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gilt bei den Nato-Verbündeten mittlerweile als Zauderer und wahlweise Bremsklotz, der der Ukraine wichtige Waffen vorenthält, zu spät liefert oder nur unter Druck handelt.

Um die Hilfen für das angegriffene Land trotz der umstrittenen Rolle Berlins zu beschleunigen, trifft sich am Freitag auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe: rund 50 Staaten, die die Ukraine bei ihrem Verteidigungskampf gegen Russland noch stärker unterstützen wollen. Die Verteidigungsminister und führenden Militärs der Teilnehmerländer wollen beraten, wie sie die ukrainischen Streitkräfte langfristig ausrüsten können, damit diese dem russischen Angriffskrieg weiter standhalten.

Während die Bundesregierung zögert und es etwa weiter ablehnt, Leopard-2-Kampfpanzer zu schicken, haben andere Staaten bereits im Vorfeld neue Militärpakete geschnürt. Der Überblick:

USA: Keine Abrams – dafür weitere Schützenpanzer

Die USA sind die unangefochtene Nummer eins im Kreis der Ukraine-Unterstützer. Seit Invasionsbeginn im Februar 2022 hat Washington Kiew Militärhilfe im Wert von rund 27 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Im Vorfeld des Ramstein-Treffens kommt ein weiteres Rüstungspaket hinzu, das sich auf 2,5 Milliarden US-Dollar beläuft. Es ist die zweitgrößte Einzellieferung der Biden-Regierung. In dem Paket enthalten sind:

  • 90 Radschützenpanzer vom Typ "Stryker"
  • weitere 59 Schützenpanzer vom Typ "Bradley"
  • 53 minenresistente gepanzerte Fahrzeuge (MRAPs)
  • 350 gepanzerte Fahrzeuge (Humvees)
  • Raketen für die bereits gelieferten Himars-Raketenwerfer
  • Weitere Artilleriemunition: 20.000 Artilleriegranaten im Kaliber 155 mm, 95.000 Granaten im Kaliber 105 mm und rund 12.000 Mörsergranaten
  • 8 Avenger-Luftabwehrsysteme
  • 2.000 Panzerabwehrraketen
  • Antipersonenminen

Wie ein Sprecher der US-Regierung bestätigte, sind Kampfpanzer vom Typ Abrams nicht Teil des Pakets. Aus Sicht der USA sprechen vor allem logistische Gründe gegen eine Abrams-Lieferung: Der Panzer fahre mit Flugzeugtreibstoff, der im Ukraine-Krieg schwerer aufzutreiben sei als etwa Diesel, mit dem die Leopard-Panzer fahren. Auch sei er schwieriger zu warten und instand zu setzen als der Leopard oder der britische Challenger 2.

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Übereinstimmenden Berichten zufolge hatte Kanzler Olaf Scholz diese Woche der US-Regierung klargemacht, dass Deutschland nur dann Leopard-2-Panzer an die Ukraine abgebe, wenn die USA auch Abrams-Panzer liefern. Der Vorstoß sorgte bei Nato-Verbündeten sowie zahlreichen Experten für Irritation, da die Position der US-Regierung beim Thema Abrams bereits bekannt war. Kritiker warfen Scholz vor, sich hinter Washington zu verstecken, statt mit anderen lieferwilligen EU-Staaten wie Polen und Finnland eine "Leopard-Koalition" zu schmieden.

Die Bundesregierung dementierte am Freitag die Berichte: Deutschland werde eine mögliche Leopard-Lieferung nicht von einer Abrams-Lieferung der USA abhängig machen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei Biden und der amerikanischen Bevölkerung für das "mächtige Verteidigungspaket".

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Großbritannien: Wichtiger Panzer-Vorstoß

Eines war schon vor dem Treffen in Ramstein klar: Großbritannien hat angekündigt, Challenger-2-Panzer zu liefern. Es sind die ersten Kampfpanzer westlicher Bauart, die an die Ukraine gehen sollen. Zwar können die 14 Challenger 2 nicht wirklich viel auf dem riesigen Schlachtfeld der Ukraine bewirken, aber der britische Vorstoß soll die lange Kampfpanzer-Debatte beenden und Druck aufbauen – vor allem auf die Bundesregierung, die noch immer keine Freigabe für Leopard-2-Panzer gegeben hat. Mehr dazu lesen Sie hier.

"Das Vereinigte Königreich steht an der Spitze der internationalen Unterstützung für die Ukraine, indem es als erstes Land moderne, westliche Kampfpanzer spendet", sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am Donnerstag. "Es ist überaus wichtig, dass wir auf dieser Dynamik aufbauen, unterstützt von unseren internationalen Partnern, die wie wir entschlossen sind sicherzustellen, dass Putins illegale Invasion scheitert."

Während Großbritannien mit den wenigen Challenger 2 eher eine politische Barriere durchbrechen wollte, versprachen die Briten der Ukraine auch darüber hinaus Unterstützung: In den kommen Wochen sollen vier Batterien von AS90-Panzerhaubitzen und 600 weitere Brimstone-Panzerabwehrraketen in der Ukraine eintreffen.

Kanada: Ukrainische Gegenoffensive im Blick

Ein Großteil der westlichen Unterstützung ist mit Blick auf eine mögliche Gegenoffensive der ukrainischen Armee im Frühjahr ausgerichtet, die weiteres Territorium befreien soll.

Vor diesem Hintergrund will Kanada der Ukraine 200 weitere Transportpanzer schicken. Das teilte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand bei einem Besuch in Kiew am Mittwoch mit. Die Mannschaftstransportwagen würden von der kanadischen Firma Roshel gekauft und hätten einen Wert von rund 90 Millionen kanadischen Dollar (etwa 62 Millionen Euro). Sie sind Teil eines Militärpakets in Höhe von rund 500 Millionen Dollar, das Premierminister Justin Trudeau bereits im November angekündigt hatte.

Die im Englischen Armoured Personal Carrier (APC) genannten Gefährte sind für den Transport von Infanteriegruppen, Verletzten oder Munition konstruiert und nur leicht bewaffnet.

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Dänemark: Mehr Feuerkraft für die Artillerie

Dänemark will der Ukraine schwere Artilleriegeschütze liefern. 19 aus Frankreich bestellte Caesar-Haubitzen sollen dem von Russland angegriffenen Land gespendet werden, kündigte Verteidigungsminister Jakob Ellemann-Jensen am Donnerstag nach einem Treffen im dänischen Außenausschuss an.

Nach Angaben seines Ministeriums gibt es im Parlament in Kopenhagen breite Unterstützung dafür. Es handelt sich um auf Lastwagen montierte Geschütze vom Typ Caesar 8X8 mit einem Kaliber von 155 Millimeter. Dem dänischen Rundfunk zufolge soll Dänemark sie planmäßig im Laufe des nächsten Halbjahres vom französischen Produzenten erhalten – wann genau sie im Anschluss an die Ukraine weitergegeben werden, ist noch unklar.

Litauen und Lettland: Unterstützung im Luftkampf

Auch Litauen leistet der Ukraine weitere Militärhilfe: Das baltische EU- und Nato-Land werde an Kiew Dutzende Flugabwehrgeschütze vom Typ L70, Munition und zwei Mi-8-Hubschrauber liefern, schrieb Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas auf Twitter. Das neue Hilfspaket hat nach seinen Angaben einen Gesamtwert von etwa 125 Millionen Euro. Nähere Angaben zum Zeitpunkt der Lieferung machte er zunächst nicht.

Die Übergabe der Flugabwehrgeschütze an Kiew war zuvor bereits von Staatspräsident Gitanas Nausėda während seines Besuchs in der Ukraine Anfang Januar angekündigt worden. Litauen hatte die Waffen einem Bericht der Agentur BNS zufolge im Jahr 2000 von Schweden erworben.

Die Mi-8-Hubschrauber werden sowohl von Litauen als auch der Ukraine eingesetzt. Der Baltenstaat verfügt gegenwärtig über drei Exemplare der einst in der Sowjetunion entwickelten Flugmaschinen, die von Militärhubschraubern vom Typ UH-60M Black Hawk ersetzt werden sollen.

Lettland will dagegen in naher Zukunft Flugabwehrraketen vom Typ Stinger, Transporthubschrauber, Maschinengewehre mit Munition und Drohnen an Kiew liefern, wie Verteidigungsministerin Inara Murniece am Mittwoch in Riga mitteilte. Zudem sei eine intensivere Ausbildung ukrainischer Soldaten in Lettland geplant.

Polen: Leopard-Panzer, wenn Deutschland will

Bereits eine Woche vor dem Ramstein-Treffen kündigte Präsident Andrzej Duda an, im Rahmen einer Koalition den Ukrainern Kampfpanzer des Typs Leopard für eine Kompanie zu überlassen. Weil die Leopard-Panzer in Deutschland produziert werden, muss die Bundesregierung jedoch jede Weitergabe auch aus anderen Staaten vorab billigen. Nun erwägt Polen die Lieferung ohne die Genehmigung aus Deutschland, wie Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Mittwoch andeutete. Man werde Deutschland weiterhin zu einer schnellen Zustimmung drängen.

Frankreich: "Leichte Kampfpanzer"

Frankreich will der Ukraine "leichte Kampfpanzer" liefern. Das hatte der französische Staatschef Emmanuel Macron seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj zugesagt, wie der Élyséepalast Anfang Januar mitteilte. Dabei soll es sich um den Spähpanzer AMX-10 RC handeln. Am Freitag hatte Macron sich nicht zu Aufforderungen, der Ukraine französische Leclerc-Panzer zu liefern, geäußert.

Finnland und Schweden: 400-Millionen-Güter und Schützenpanzer

Das russische Nachbarland spendet der Ukraine weitere Militärgüter im Wert von schätzungsweise gut 400 Millionen Euro, wie das Verteidigungsministerium am Freitag in Helsinki mitteilte. Das Paket enthält schwere Artillerie und Munition – welche Güter genau, das halten die Finnen generell geheim. Die zwölfte Ukraine-Lieferung ist mehr als doppelt so viel wert wie alle elf vorherigen zusammen.

Schweden will der Ukraine das Artilleriesystem Archer und Dutzende Schützenpanzer zur Verfügung stellen. Die schwedischen Streitkräfte erhielten den Auftrag, die Lieferung vorzubereiten, gab Ministerpräsident Ulf Kristersson am Donnerstag bekannt. Dabei handelt es sich um ein System mit hoher Präzision, das schnell auf Rädern bewegt und abgefeuert werden kann. Die Ukraine soll auch bis zu 50 in Schweden hergestellte Schützenpanzer CV 90 (Stridsfordon 90) sowie Panzerabwehrwaffen vom Typ NLAW erhalten.

Niederlande: Patriot-Luftabwehrsystem

Die Niederlande wollen der Ukraine das Luftabwehrsystem Patriot zur Verfügung stellen. Das sagte Ministerpräsident Mark Rutte bei einem Besuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington. Es sei wichtig, dass die Niederlande bei der Lieferung der Patriots mit von der Partie seien, sagte Rutte. Er habe das am Dienstag auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz besprochen.

Verwendete Quellen
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