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Ukraine-Krieg: Ukraine erhält 90 Panzer – die Nacht im Überblick


Die Nacht im Überblick
Ukraine erhält 90 Panzer – Warnung vor russischer Flotte

Von dpa, reuters
Aktualisiert am 05.11.2022Lesedauer: 4 Min.
T-72-Panzer werden sowohl von Russland als auch von der Ukraine eingesetzt.Vergrößern des Bildes
T-72-Panzer werden sowohl von Russland als auch von der Ukraine eingesetzt. (Quelle: IMAGO/Russian Defense Ministry)

Die Ukraine bekommt 90 Panzer sowjetischer Bauart geliefert – bezahlt haben die USA und die Niederlande. Präsident Selenskyj sieht derzeit keinen Verhandlungswillen im Kreml. Ein Überblick.

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hat der Ukraine bei einem Besuch in Kiew die anhaltende Unterstützung der USA im Krieg gegen Russland zugesichert und weitere Rüstungslieferungen versprochen. Sullivan traf am Freitag in der ukrainischen Hauptstadt unter anderem Staatschef Wolodymyr Selenskyj, dessen Berater Andrij Jermak und den ukrainischen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow, wie eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses mitteilte.

Er habe mit seinem Besuch "die unerschütterliche Unterstützung der USA für die Ukraine und ihr Volk bei der Verteidigung ihrer Souveränität und territorialen Integrität unterstrichen". Sullivan sagte demnach auch ein weiteres militärisches Hilfspaket im Umfang von 400 Millionen Dollar (rund 409 Millionen Euro) zu. Es umfasst unter anderem die Nachrüstung von Panzern vom Typ T-72, Drohnen und die Instandsetzung von 250 Flugabwehrraketen vom Typ Hawk, die an die Ukraine geschickt werden sollen.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums kommen die T-72-Panzer sowjetischer Bauart aus Tschechien. Die USA finanzieren demnach die Nachrüstung von 45 der Panzer, bei 45 weiteren Panzern übernehmen die Niederlande die Nachrüstung. Die ersten Panzer sollen demnach Ende August zur Lieferung bereit sein. Lesen Sie hier mehr dazu.

Neuer Botschafter rechnet mit Leopard-2-Lieferungen

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksij Makejew, rechnet mit der Lieferung von Kampfpanzern aus Deutschland. "Wir haben Grund zur Hoffnung, dass die Entscheidung fällt, Leopard 2 aus Deutschland direkt in die Ukraine zu liefern", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). Hierzu gebe es Gespräche mit der Bundesregierung.

"Wir brauchen diese Kampfpanzer", betonte Makejew. Es sei an der "Zeit, mit dem Gerede aufzuhören, man wolle Russland nicht provozieren. Was soll denn noch passieren? Wie viele Butschas, Mariupols oder Isjums – Orte der Vergewaltigung und der Massengräber - soll es noch geben?"

Warnung vor Russlands Flotte

Russlands Flotte sollte nach Meinung von Deutschlands oberstem Marinesoldaten auch nach den Angriffen der ukrainischen Militärs mit maritimen Drohnen im Hafen von Sewastopol nicht unterschätzt werden. "Diese Seedrohnen sind eine einfach anzuwendende Waffe mit erheblicher Durchschlagskraft", sagte Marineinspekteur Jan Christian Kaack im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Offenbar hat man sich auf russischer Seite nicht auf diese hybriden Vorgänge eingestellt, und das ist schon etwas erstaunlich." Dies dürfe aber "nicht dazu verleiten, die russische Flotte zu unterschätzen".

"Wir sehen ein ungebrochenes Bauprogramm von modernen Einheiten, die auch mit Waffen bestückt werden, die nicht zu unterschätzen sind, Hypersonic-Waffen zum Beispiel und ballistische Flugkörper", betonte der Vizeadmiral. Die Flotte nehme in Moskaus Militärdoktrin weiterhin einen wichtigen Platz ein.

Selenskyj sieht keine Verhandlungsbereitschaft Moskaus

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht keine Bereitschaft bei Moskau zu Verhandlungen für ein Ende des Angriffskrieges gegen sein Land. Russland schicke Zehn- oder Hunderttausende Menschen für den Kampf; wer verhandeln wolle, lasse die Menschen aber nicht im "Fleischwolf" sterben, sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner in Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft.

"Wir sind jetzt bereit für einen Frieden, einen fairen und gerechten Frieden. Die Formel dafür haben wir viele Male erklärt", sagte Selenskyj. Vor allem müsse Russland die Grenzen der Ukraine und ihre territoriale Unversehrtheit nach UN-Recht respektieren.

Der ukrainische Staatschef warf Russland vor, mit den jüngst auch gegenüber ausländischen Gesprächspartnern angebotenen Verhandlungen über ein Ende des Konflikts alle in die Irre zu führen. Zwar habe Moskau die Teilmobilmachung für beendet erklärt. "Aber in Wahrheit sammelt Russland in seinen Regionen und auf unseren Gebieten, die besetzt sind, weiter Leute ein, um sie sterben zu lassen", sagte er.

Söldnergruppe Wagner eröffnet Hauptquartier

Die lange geheim agierende Söldnertruppe Wagner hat in St. Petersburg ihr erstes offizielles Hauptquartier in Russland eröffnet. Das berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Am Eröffnungstag liefen Menschen in Tarnkleidung durch das Gebäude und sahen sich eine Ausstellung an, in der Drohnen gezeigt wurden.

Der Unternehmer Jewgeni Prigoschin hatte erst kürzlich öffentlich erklärt, die Gruppe gegründet zu haben. Die Eröffnung des Büros hatte er in der vergangenen Woche in Online-Netzwerken angekündigt. Die Aufgabe des Wagner-Zentrums sei es, "ein komfortables Umfeld für die Entwicklung neuer Ideen zur Verbesserung der russischen Verteidigungsfähigkeit zu schaffen", hieß es.

Söldner der Gruppe Wagner sind unter anderem in Lateinamerika, Afrika und der Ukraine im Einsatz. Besonders bei Russlands Offensive im Nachbarland spielt die Gruppe eine zunehmend wichtige Rolle.

Putin verteidigt Evakuierung von Cherson

In der von russischen Truppen besetzten ukrainischen Stadt Cherson haben die Behörden Verwirrung um eine Sperrstunde ausgelöst. Gleichzeitig forderten sie die Menschen erneut mit Nachdruck zur Flucht auf. Die Sperrstunde gelte rund um die Uhr für "Nazis und Helfer des Faschismus", sagte der Vize-Chef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, am Freitagabend in einer Videobotschaft in seinem Telegram-Kanal. Zuvor hatte auch die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass über eine Videobotschaft Stremoussows berichtet, wonach die Sperrstunde für alle Bewohner gelte. Er löschte das Video dann aber offenbar wieder.

Kremlchef Wladimir Putin sagte in Moskau, die Evakuierung der Stadt Cherson sei notwendig, damit die Menschen nicht durch Kampfhandlungen gefährdet würden. "Natürlich sollten jetzt jene, die in Cherson leben, sich aus der Zone der gefährlichen Handlungen entfernen", sagte Putin bei einem Treffen mit Freiwilligen, die Flüchtlingen aus der Ukraine helfen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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