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Wie der explodierte Laster zur Krim-Brücke gekommen sein soll


So erklärt Russland die Explosion
Die angebliche Irrfahrt des Krim-Brücken-Lasters

Von t-online, afp, reuters, csi

Aktualisiert am 14.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Krim: Ein Abwehrschirm soll die Brücke schützen – dennoch kam es zu der verheerenden Explosion. (Quelle: t-online)

Russland zufolge hat ein mit Sprengstoff beladener LKW die Explosion auf der Krim-Brücke ausgelöst. Dessen Route soll durch mehrere Länder geführt haben.

Am 8. Oktober ist die sogenannte Krim-Brücke zwischen der von Russland annektierten Halbinsel Krim und Russland explodiert. Der genaue Grund für die Explosion der Brücke ist noch nicht geklärt. Auf den Videos der Explosion ist ein Laster zu sehen, der mit der Brücke explodiert.

Ob der Laster selbst, wie vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB behauptet, den Sprengstoff transportierte und die Explosion auslöste oder ob eine Rakete in die Brücke einschlug, ist noch nicht vollends geklärt. Viele Experten halten aber die erste Version für wahrscheinlich. Ein Twitter-Thread offenbart nun, wie der Laster aus der Ukraine auf die Krim-Brücke gelang.

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Laster reiste durch mehrere Länder nach Russland

Insgesamt soll die Ladung des Lasters zunächst mit einem anderen LKW von der Ukraine durch Moldawien, Rumänien, Bulgarien, Georgien und Armenien nach Russland gebracht worden sein, um dort umgeladen und zur Krim-Brücke transportiert worden zu sein. Ausführlich soll der Weg folgendermaßen gewesen sein. Die Informationen lassen sich jedoch nicht unabhängig prüfen.

Russland zufolge wurde die Fracht in dem Laster Anfang August 2022 vom ukrainischen Odessa über Rumänien und wahrscheinlich Moldawien an die bulgarische Grenze transportiert. Die Fracht soll im Rahmen eines Vertrags mit der in Kiew ansässigen Firma Translogistik UA an ein Unternehmen namens Baltex Capital SA versandt worden sein.

Die Firma Baltex Capital SA beauftragte ein armenisches Unternehmen namens Gu AR G Group mit der Weiterleitung der Waren. Laut der bulgarischen Zeitung "Dnevnik" wurde die Fracht zum Hafen der bulgarischen Stadt Burgas gebracht, von wo aus sie mit der Fähre nach Poti in Georgien verschifft wurde. Dort soll sie am 26. September angekommen sein.

Video | Aufnahmen zeigen Brand auf der Krim-Brücke
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Quelle: t-online

Bulgarien wies hingegen am Dienstag die Berichte und Äußerungen aus Russland darüber zurück, dass der Lastwagen durch sein Territorium gefahren sei.

Von Georgien nach Armenien

Armenischen Medienberichten zufolge wurde die Fracht von Poti in Georgien mit einem in Georgien zugelassenen LKW nach Armenien gebracht. Hinter dem Steuer soll ein armenisch-georgischer Staatsbürger gesessen haben. Am 27. September soll er um 14.53 Uhr am armenischen Grenzübergang angekommen sein. Dort wurde er inspiziert und geröntgt – es sollen keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden sein.

Anschließend soll der LKW mit der Ladung zum Alliance Terminal, einem Zolllager am Stadtrand der armenischen Hauptstadt Eriwan gefahren sein, wo er am 27. September um 22.46 Uhr eingetroffen sein soll. Am 29. September soll er erneut kontrolliert worden sein.

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Die mit "Made in China"-Aufklebern gekennzeichnete Fracht wurde von den Armeniern fotografiert und inspiziert. Laut Russland handelte es sich bei der Ladung um 22 Paletten in Rollen gestapelte Acrylnitril-Butadien-Styrol-Kantenumleimer, oder auch ABS-Kante. Die Umleimer dienen dazu, Schnittkanten von Holzwerkstoffen zu verkleiden. Die Laminierung einer der Rollen aus ABS-Kunststoff wurde überprüft, um sicherzustellen, dass sie gemäß den Handelsvorschriften korrekt eingestuft war.

Grund für Zwischenstop in Armenien unklar

Warum genau der Laster vom nördlich liegenden Georgien zunächst in den Süden nach Armenien fuhr, bevor er wieder nördlich nach Russland fuhr, ist nicht ganz klar. Eine Theorie ist, dass die Zollkontrollen bei der Einreise nach Armenien gemäß den Vorschriften der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) durchgeführt wurden, zu der auch Russland gehört. Georgien hingegen ist kein Mitglied der EAWU. Die Kontrolle in Armenien könnte so eine Hintertür nach Russland geboten haben, denn die Kontrollen an der Wirtschaftsgrenze der EAWU müssen an der russischen Grenze der Theorie nach nicht erneut durchgeführt werden.

Nach Angaben der armenischen Behörden bescheinigte der Zolldienst in Eriwan am 30. September, dass es sich um "Waren der EWU" handelte, und stellte eine Transiterklärung aus. Das könnte die Einfuhr nach Russland erleichtert haben. Der Laster soll nach armenischen Angaben während der gesamten Zeit am Alliance-Terminal von Kameras überwacht worden sein. Er wurde demnach weder be- noch entladen.

Am 1. Oktober um 00.38 Uhr verließ er Armenien nach Georgien. Am Grenzübergang wurde er erneut geröntgt. Anschließend soll er von dort am 5. Oktober über den einzig offenen Grenzübergang im russischen Nordossetien-Gebiet nach Russland eingereist sein. Was der Laster in den dazwischenliegenden vier Tagen gemacht hat, ist nicht bekannt.

Fracht wurde östlich der Krim zwischengelagert

Der Laster soll anschließend am 6. Oktober mit der Ladung in Armawir angekommen sein, einer Stadt östlich der Krim. Dort soll die Fracht im Lager eines Unternehmens namens Agro-Business zwischengelagert worden sein. Das Unternehmen soll einem aus der Ostukraine stammenden Mann und seinem Sohn gehören.

Am 6. Oktober wurde auf einer russischen Frachterbörse nach einem Fahrer gesucht, der die als "Container und Verpackung" deklarierte Fracht am 7. Oktober nach Simferopol auf der Krim liefern sollte. Ein aus Aserbaidschan stammender LKW-Fahrer nahm den Auftrag an und lud die Fracht auf einen neuen LKW.

Am 7. Oktober soll der Fahrer spät abends in einem Dorf etwa 100 Kilometer von der Krim-Brücke entfernt angekommen sein und in seinem Laster geschlafen haben. Am nächsten Morgen um 5.52 Uhr befuhr der Laster die Krim-Brücke, um 6.03 Uhr kam es dort zur Explosion.

Ukraine weist russische Ermittlungen zu Krim-Brücke zurück

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat am Mittwoch acht Verdächtige im Zusammenhang mit der Explosion festgenommen. Unter ihnen sollen fünf Bürger aus Russland, drei aus der Ukraine und Armenien sein.

Die ukrainische Führung weist die russischen Ermittlungen zur Explosion auf der Krim-Brücke zurück. Die gesamte Tätigkeit des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und des Untersuchungsausschusses seien Unsinn, sagt Andrij Jussow, Sprecher des Militärgeheimdienstes in Kiew, dem ukrainischen Sender Suspilne zufolge.

FSB und Untersuchungsausschuss dienten nur dem Putin-Regime, sagt Jussow mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Daher werden wir ihre nächsten Äußerungen definitiv nicht kommentieren." Laut FSB wurde die Explosion auf der Brücke von der Hauptgeheimdienstabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums organisiert. Unabhängige Untersuchungen zu dem Vorfall gibt es noch nicht, weshalb die russische Version nicht auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht werden kann.

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