"Kein technischer Grund" Siemens weist Gazprom-Darstellung zu Lieferstopp zurück
Gazprom stoppt die Gas-Lieferungen über Nord Stream 1. Angeblich soll ein Turbinen-Leck der Grund sein. Nun reagiert Hersteller Siemens.
Der russische Energiekonzern Gazprom hat am Freitagabend bekannt gegeben, entgegen vorheriger Ankündigungen die Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 nicht wieder aufnehmen zu wollen. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Das Leck sei bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten festgestellt worden. Laut Gazprom sei es nicht möglich, einen sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren – daher der unbefristete Lieferstopp.
Siemens Energy weist diese Darstellung entschieden zurück. Derartige Leckagen würden den Betrieb einer Turbine im Normalfall nicht beeinträchtigen und könnten vor Ort abgedichtet werden. Es handle sich um einen Routinevorgang – Siemens Energy sei aktuell aber gar nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt. Man könne als Hersteller der Turbinen "feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt", heißt es in der Stellungnahme des Unternehmens, die t-online vorliegt.
Siemens: "Stehen weitere Turbinen zur Verfügung"
In der Mitteilung wird zwar bestätigt, dass es in der Vergangenheit zu ähnlichen Ölaustritten gekommen sei – dies hatte Gazprom in der Meldung zum Gasstopp geschrieben. Dabei sei es jedoch nicht zu einem Stillstand des Betriebes gekommen. Ebenso widerspricht Siemens Energy der Gazprom-Darstellung, dass die defekte Turbine die einzig verbliebene in der Kompressorstation Portowaja sei. Man weise erneut darauf hin, dass "weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen".
Gazprom wollte nach eigener Darstellung den Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, in einem Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen in Kenntnis setzen. Dass ein entsprechendes Schreiben eingegangen sei, konnte ein Sprecher des Unternehmens am Abend auf t-online-Nachfrage jedoch noch nicht bestätigen.
- Anfrage an Siemens Energy
- Nachrichtenagentur dpa