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USA: Vogelgrippe im Euter von Kühen nachgewiesen – Geht's schon wieder los?


Meinung
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Tagesanbruch
Geht es schon wieder los?

  • David Schafbuch
MeinungVon David Schafbuch

Aktualisiert am 11.07.2024Lesedauer: 6 Min.
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Feuerwehrleute in Schutzanzügen nach einem Ausbruch der Vogelgrippe in Tschechien: In den USA wurden zuletzt Infektionen bei Kühen festgestellt. (Quelle: Patrik Uhlir/imago-images-bilder)
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

es gibt mittlerweile einen richtigen Glaubenskampf, wenn es um Milch geht. Für die einen gibt es nur Vollmilch. H-Milch ist dagegen ein absolutes No-Go. Oder muss es überhaupt noch "echte" Milch sein? Dann gehen die Diskussionen erst richtig los: Soja, Hafer, Reis, das Ganze dann mit oder ohne Zucker – und haben Sie schon mal die Erbsenvariante probiert?

Milchgegner fühlen sich vermutlich gerade von einer Meldung aus den USA bestätigt. Dort ist ein Virus im Euter von Kühen und auch in Milch nachgewiesen worden. Der Name des Virus lautet H5N1, auch bekannt als Auslöser der Vogelgrippe.

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Das Virus war – der Name sagt es schon – bislang nicht unter Rindern verbreitet. Doch in der jüngsten Zeit wurden dutzende Fälle unter den Tieren bekannt – und neben den Rindern haben sich laut der US-Gesundheitsbehörde CDC auch vier Menschen mit der Vogelgrippe infiziert.

Als ich davon hörte, lief in meinem Kopf sofort ein Film ab. Erst infizieren sich weitere Tiere, dann auch Menschen. Irgendwann gibt es die ersten Fälle in Europa, Grenzen werden abgeriegelt, Desinfektionsmittel und Klopapier werden knapp, die Straßen leer und die Krankenhäuser voll. Es folgen dunkle Monate und das Warten auf einen Impfstoff – schon wieder.

Ich kann Sie an dieser Stelle beruhigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rinderfarmen der USA nach dem Tiermarkt von Wuhan die nächste Brutstätte einer globalen Pandemie werden, ist derzeit gering. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind mit dem H5N1-Virus bisher nicht bekannt. Rinder und deren Rohmilch werden aus den USA auch nicht nach Europa importiert. Impfstoffe ließen sich für den Ernstfall deutlich schneller als gegen Corona herstellen, da die Viren gründlicher erforscht sind. Trotzdem sollten uns diese neuen Fälle der Vogelgrippe zu denken geben.

Denn sie erinnern uns auch daran, dass wir die schweren Jahre der Coronapandemie noch immer nicht aufgearbeitet haben – viele noch nicht persönlich, aber vor allem auch nicht gesellschaftlich und politisch. Dabei wäre das unbedingt nötig, um künftig mit ähnlichen Katastrophen besser umzugehen und Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.

Dass das Coronavirus unser aller Leben veränderte, ist noch gar nicht so lange her. Im Januar 2020 wurde der erste deutsche Fall bei der Firma Webasto in Bayern bekannt, die letzten Coronabeschränkungen wurden in Deutschland am 7. April 2023 aufgehoben. Das Ende dieser schweren Zeit liegt also tatsächlich erst 15 Monate zurück.

Ich war selbst etwas erschrocken, als ich dieses Datum las. Gefühlt war die Pandemie für mich schon viel länger vorbei. Ich habe sie seitdem von mir weggeschoben. Zu bleiern und deprimierend fühlen sich diese drei Jahre an, sodass ich gedanklich gar keine Rückschau antreten will. Auch meine Erinnerung an diese Pandemiejahre ist seltsam löchrig, vielleicht, weil es in dieser Zeit auch nur wenige Dinge gab, an die man sich erinnern will.

Falls Sie ähnlich widerwillig an die Coronazeit denken: Mein Verständnis haben Sie. So einfach können es sich aber die Politiker nicht machen, die in dieser Zeit weitreichende und sehr schwierige Entscheidungen treffen mussten.

Denn dass Fehler gemacht wurden, steht außer Frage. Das geben die damals handelnden Personen längst zu, wenn auch manche recht vorsichtig: Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat gegenüber dem "Spiegel" eingeräumt, dass die Maßnahmen für Kinder zu streng waren und die Regeln zu spät aufgehoben wurden. Sein Vorgänger Jens Spahn würde heute keine Spielplätze mehr absperren, der damalige Innenminister Horst Seehofer keine Ausgangssperren mehr verhängen. Ex-Kanzleramtsminister Helge Braun sprach davon, anfangs die Wirkung der Impfstoffe überschätzt zu haben.

Andere Länder sind da deutlich weiter. In Schweden legte eine Kommission schon während der Pandemie mehrere Berichte vor, in denen die ergriffenen Maßnahmen bewertet wurden. Der letzte erschien bereits im Februar 2022. In Großbritannien wurde eine Untersuchungskommission einberufen, vor der sich auch der damalige Premier Boris Johnson erklären musste.

In Deutschland wird dagegen noch darum gerungen, wie genau eine systematische Aufarbeitung überhaupt aussehen könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach zuletzt im ARD-Sommerinterview davon, dass er einen Bürgerrat favorisiere, der sich aus vielen Durchschnittsdeutschen zusammensetzt. Die Koalitionspartner FDP und Grüne sprechen dagegen von einer Enquetekommission, die einen solchen Bürgerrat ergänzen soll: Dort würden dann auch Abgeordnete und Experten ihre Einschätzungen abgeben.

Egal, wie konkret eine solche Aufarbeitung aussähe: Es ist höchste Zeit, dass sie endlich beginnt. Das ist schon allein aufgrund der weitreichenden, auch Grundrechte einschränkenden Entscheidungen geboten, die damals getroffen wurden. Zusätzlich würde eine solche Aufarbeitung auch dazu führen, die Diskussion um die Maßnahmen zu versachlichen.

Denn schließlich weiß niemand, wann uns die nächste Pandemie trifft – dass sie uns früher oder später trifft, darüber ist sich die Wissenschaft einig. Eine Vogelgrippen-Pandemie wird es vermutlich nach allem, was man bislang weiß, nicht sein. Aber auf die, die kommen wird, sollten wir vorbereitet sein.


Dann stiehlt sie allen die Show

Der Tag in Washington war bis dahin schon ereignisreich genug. Zunächst wurde der Beginn der Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine verkündet. Dann hieß es, in der Abschlusserklärung des Nato-Gipfels habe man sich darauf geeinigt, dass der Weg der Ukraine zur Mitgliedschaft in das Bündnis "unumkehrbar" sei. Im Anschluss wurde dann die geplante Stationierung neuer US-Waffensysteme in Deutschland verkündet: Dazu gehören Tomahawk-Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern und neuartige Hyperschallwaffen, zudem beschloss das Bündnis neue Militärhilfen von 40 Milliarden Euro für die Ukraine.

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Für viele Beobachter war das deutlich mehr, als ursprünglich von dem Gipfel erwartet wurde. Doch aus deutscher Sicht sorgte Annalena Baerbock unerwartet für die größte Überraschung: In einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN ließ die Außenministerin die Öffentlichkeit wissen, dass sie nicht erneut Kanzlerkandidatin der Grünen werden wolle. Stattdessen wolle sie sich weiterhin ganz ihrem Amt als Außenministerin widmen.

"Angesichts der dramatischen Weltlage habe ich erklärt, dass ich in diesen turbulenten Zeiten meine Kraft weiter voll und ganz meiner Aufgabe als Außenministerin widmen werde – statt in einer Kanzlerkandidatur gebunden zu sein", schrieb Baerbock an die Grünen-Fraktion im Bundestag, wie meine Kollegen Johannes Bebermeier und Florian Schmidt berichten. Für die Grünen ist die Entscheidung zwar ein gutes Zeichen, aber der Zeitpunkt der Verkündung ist falsch gewählt, kommentiert mein Kollege Patrick Diekmann.


In letzter Sekunde

Was wurde über diese englische Mannschaft nicht schon geschimpft. Mit ideenlosem Mauerfußball hatte sich das Team von Gareth Southgate bis ins Halbfinale der Fußballeuropameisterschaft gekickt – und nicht nur auf der Insel fragten sich viele Fußballfans, warum das so lange gutging.

Das Halbfinale gegen die Niederlande war da tatsächlich eine Überraschung. Da zeigten die "Three Lions" tatsächlich etwas, das ansehnlichem Fußball ähnelte. Das Engagement zahlte sich aus: Einwechselstürmer Ollie Watkins erzielte in der Nachspielzeit den 2:1 -Siegtreffer gegen die Niederländer.

Im Berliner Olympiastadion wird es am Sonntag zum Duell mit Spanien kommen. Die Mannschaft von der iberischen Halbinsel könnte sich mit einem Sieg zum alleinigen EM-Rekordmeister krönen. Mein Kollege Julian Buhl hat Spaniens Superstar Lamine Yamal unter die Lupe genommen. Für England wäre es dagegen der erste EM-Titelgewinn überhaupt. 2021 hatte die Mannschaft das EM-Finale gegen Italien im Elfmeterschießen verloren.


Ohrenschmaus

Der englische Fußball mag nicht der schönste sein. Aber musikalisch liegen die Engländer dann doch schon lange ganz weit vorne.


Lesetipps

Wegen des Nato-Gipfels herrscht in Washington der Ausnahmezustand. Befürchtungen gibt es aber nicht nur wegen der Anschlagsgefahr, berichten meine Kollegen Bastian Brauns und Florian Harms.


Die AfD hat nach einigem Ringen eine neue Fraktion im EU-Parlament gegründet. Das Bündnis "Europa der Souveränen Nationen" avanciert zum Sammelbecken radikaler Rechter, berichtet meine Kollegin Annika Leister.


Flitzer auf dem Platz, Pyrotechnik und umstrittene Szenen auf den Rängen: Die Veranstalter der EM haben alle Hände voll zu tun, um die Ordnung im Stadion zu gewährleisten. TV-Zuschauer bekommen vieles davon gar nicht mit. Ein Fehler? Darüber diskutieren meine Kollegen Florian Wichert und Robert Hiersemann im "Zweikampf der Woche".


Joseph Goebbels war Hitlers Oberpropagandist, er log, betrog und manipulierte. Wie ging Goebbels vor? Welche Lehren sollten wir aus der Zeit des Nationalsozialismus in unserer Gegenwart dringend beherzigen? Diese Fragen will der Film "Führer und Verführer" beantworten, der am heutigen Donnerstag in die Kinos kommt. Mein Kollege Marc von Lüpke hat mit den Machern gesprochen.


Das historische Bild

In der sogenannten Luftschlacht um England wollte Adolf Hitler Großbritannien bezwingen. Vergeblich. Lesen Sie hier mehr.


Zum Schluss

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Donnerstag.

Herzliche Grüße

Ihr

David Schafbuch
Stellvertretender Ressortleiter Politik & Wirtschaft
X: @Schubfach
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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