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USA: Spinner treiben Ex-Präsident Donald Trump zur erneuten Wahl


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Tagesanbruch
Die Spinner drängen an die Macht

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 19.04.2024Lesedauer: 6 Min.
Die nationalistische Youtuberin Lauren Chen erreicht im Internet Millionen Menschen.Vergrößern des Bildes
Die nationalistische Youtuberin Lauren Chen erreicht im Internet Millionen Menschen. (Quelle: Flickr)

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Große Dinge sind im Gange. Die Weltmacht USA bewegt sich auf eine Entscheidung zu, deren Auswirkungen wir in ganz Europa spüren werden: Das Repräsentantenhaus wird über die lang erwartete Hilfe für die Ukraine abstimmen, was den russischen Vormarsch aufhalten und die Gefahr einer ukrainischen Niederlage abwenden kann. Der republikanische Mehrheitsführer Mike Johnson hat sich endlich entschlossen, die dringend benötigten Milliarden Dollar aus der Geiselhaft des amerikanischen Wahlkampfes zu entlassen und eine Abstimmung darüber anzusetzen. Morgen fällen die Abgeordneten die Entscheidung, jedenfalls wenn nichts dazwischenkommt, was in der aufgeheizten Wahlkampfatmosphäre bis zur letzten Minute noch passieren kann. Doch die Sterne stehen günstig. Ein Sieg der Vernunft bahnt sich an. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hatte man mit dieser Option eigentlich nicht mehr gerechnet.

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Ohne Widerstand geht der Kurswechsel jedoch nicht vonstatten. Wenn die Vernunft gedeiht, gehen die Wirrköpfe erst recht auf die Barrikaden. Deren parlamentarische Vertretung ist zwar klein, äußert sich aber in einer Weise, die man beim besten Willen nicht überhören kann. Vom rechten Rand des republikanischen Lagers wird Parteifreund Johnson nun als Wauwau der Demokraten verunglimpft. Die Schmutzkampagne gegen ihn ist in vollem Gange, und aus dem Zirkel der Extremisten hagelt es Drohungen, Johnson aus dem Amt zu jagen. Mit dieser Truppe ist nicht gut Kirschen essen. Abgeordnete wie Marjorie Taylor Greene, im Hauptberuf Propagandatröte, geben jenem Teil der amerikanischen Gesellschaft eine Stimme, der in den Sumpf des Ultranationalismus und Verschwörungsglaubens abgerutscht ist. Und sie steht beileibe nicht allein.

Bevor man in das Biotop der Spinner eintaucht, sollte man sich allerdings wappnen. Denn man begibt sich in eine ätzende Umgebung. Man braucht kein Englisch zu können, um das hasserfüllte Gebrabbel zu verstehen, das einem in den einschlägigen Videokanälen entgegenschlägt. Treibt man sich zu lange dort herum und lauscht den endlosen Tiraden der Hetzer, kann einem das schon aufs Gemüt schlagen. Manchmal jedoch stößt man auf Spannendes und denkt bei sich: Mensch, das habe ich wirklich nicht gewusst!

Wussten Sie zum Beispiel, dass sich im Himmel über dem Weißen Haus kürzlich ein vertikales Portal aus Feuer aufgetan hat? Doch, wirklich, es gibt sogar Fotos! Obendrein öffnete sich ein Korridor durch die Zeit – der allerdings verlief horizontal. Falls Sie mit den Zusammenhängen nicht so vertraut sind: Die horizontalen Korridore werden von Dämonen gemacht – aber Portale hoch hinauf bis in den obersten Himmel, das können die Dämonen nicht. Deshalb wollten sie (also die Dämonen) die erobern (also die Portale). Das gab natürlich enorm Action. Einer, der es wissen muss, nämlich ein Prophet mit Stab, Lederjacke und Rockband, erklärt uns gerne die Details.

Himmlische oder vorzugsweise höllische Kräfte sind generell viele im Spiel. Unsereiner unterschätzt das. Dämonische Salbungen für den amtierenden Präsidenten Joe Biden sind nämlich an der Tagesordnung und Schutzwälle der Teufel um das Weiße Haus ständig im Einsatz. Wenn man den Predigern aus dem Orbit der Schwurbler und Trump-Jünger länger lauscht, fleht man irgendwann um Erbarmen. Für die Dämonen. Immer in Action, nie haben die mal Feierabend!

Die Experten für streng geheime Komplotte und ihre Kollegen aus der Prophetie-Abteilung kommen allerdings öfter mal durcheinander, wenn sie auf der Suche nach der passenden Tonlage für ihre Botschaft sind. Da ist zum Beispiel ein Herr im besten Alter, eher ein gemächlicher Verschwörungsspezi, der auf die Kraft seiner beruhigenden Stimme setzt – jedoch von höchst verdächtigen Vorgängen orakelt und drohende Musik darunter kleistert. Ein anderer Trump-gläubiger Pastor macht es umgekehrt: Er schmettert seine aggressive Predigt zu sanfter Stimmungsmusik in die Welt.

Aber seien wir ehrlich: Widersprüche sind nur was für Logik-Freaks. Lassen wir uns also lieber von Kirschblüten-Deko bezaubern, eingetaucht in lila Licht. Dieses Ensemble rahmt eine junge Frau ein, die vor ihrer Videokamera Platz genommen hat. Die Ausstattung ihres Studios soll die Zuschauer beruhigen, und das ist gut so. Die Lady erklärt uns nämlich, warum das Wahlrecht für Frauen ein Riesenfehler ist. Demokratie, präzisiert sie, ist kein gutes System. Wenn nämlich alle Leute – sogar Frauen – bei Wahlen eine Stimme haben, dann kommt dabei eine starke Regierung heraus. Und die macht dann Vorschriften. Wer will denn sowas?

Eben, mögen sich da sehr viele denken. Denn ob keifender Prediger oder säuselnde Schwadroneuse: Es sind tatsächlich sehr viele Menschen, die sich derlei Videos ansehen; die Abrufzahlen gehen in die Hunderttausende.

Die republikanische Abgeordnete wiederum, die am lautesten gegen die Unterstützung der "ukrainischen Nazis" zetert, hat sich zum Frauenwahlrecht leider nicht geäußert. Dafür weiß Marjorie Taylor Greene die Zeichen Gottes auszulegen. Sei es das Erdbeben in New York Anfang April oder jüngst die Sonnenfinsternis: Klare Sache, das waren Anweisungen von ganz oben – die Amerikaner müssen Buße tun!

Dazu habe ich als erdverbundener Tagesanbruch-Autor heute Morgen einen Vorschlag: Wir machen mit! Wir büßen, was das Zeug hält. Denn sonst gewinnt der Donald vielleicht wirklich im November, und dann geht das Theater der Spinner vier Jahre IN DOPPELTER LAUTSTÄRKE so weiter. Das hält nervlich kein Mensch durch. Erst recht nicht die armen Dämonen.

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Weitere Eskalation in Nahost

Israel hat US-Medienberichten zufolge in der vergangenen Nacht offenbar einen Vergeltungsangriff gegen den Iran gestartet. Der Iran aktivierte nach Angaben von Staatsmedien über mehreren Städten sein Luftabwehrsystem. Bislang ist die Lage noch äußerst unübersichtlich – wir halten Sie in unserem Liveblog über die aktuellen Geschehnisse auf dem Laufenden.


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Spinner haben in Amerika schon länger Konjunktur. 1993 kam es im texanischen Waco zu kriegsähnlichen Szenen. Mehr erfahren Sie hier.


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Mehr Waffen für Kiew

Seit Monaten wirbt die Ukraine bei ihren westlichen Verbündeten um mehr Munition und Flugabwehrsysteme – schließlich feuern Putins Angriffstruppen täglich Marschflugkörper und Raketen auf das geschundene Land. Zuletzt forderte ein Angriff auf die Großstadt Tschernihiw 150 Kilometer nördlich von Kiew zahlreiche Tote und Verletzte. Nach der erfolgreichen Abwehr des iranischen Luftschlags gegen Israel am vergangenen Wochenende, die nur dank massiver Unterstützung der USA, Großbritanniens und Frankreichs gelang, haben die Hilferufe aus Kiew einen bitteren Unterton: Präsident Selenskyj und Außenminister Kuleba fordern, ihr Land mit der gleichen "Einigkeit" zu unterstützen wie Israel.

Für heute hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg daher eine Sitzung des Nato-Ukraine-Rats in Brüssel einberufen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Alliierten der Ukraine kurzfristig weitere Luftverteidigungssysteme liefern können. Die Bundesregierung hat angekündigt, ein weiteres Patriot-System abzugeben – und damit den Druck auf Spanien, Dänemark, Tschechien und Holland erhöht. Sogar Ankündigungsweltmeister Emmanuel Macron aus Paris sieht sich genötigt, seinen Worten endlich Taten folgen zu lassen.


Heikle Wahl in Indien

Es ist die größte demokratische Wahl der Welt: Von heute an sind in Indien 990 Millionen registrierte Wähler zum Urnengang aufgerufen. Bis zum 1. Juni können sie zu unterschiedlichen Terminen in ihren Bundesstaaten über die Besetzung des 543 Sitze zählenden Unterhauses abstimmen; das Ergebnis wird am 4. Juni erwartet.

Den Umfragen zufolge kann die rechtsextreme Hindu-Partei BJP von Premierminister Narendra Modi mit einem klaren Sieg rechnen. Das würde dem 73-Jährigen, der seine Macht seit Jahren ausgebaut hat, weitere fünf Jahre Regierungszeit bescheren. Während die Opposition sich unter ihrem Anführer Rahul Gandhi schwach und zerstritten zeigt, profitiert Modi von einer rasant wachsenden Wirtschaft, die sein Land auf Rang fünf der weltweit führenden Wirtschaftsnationen katapultiert hat. Dass der Wohlstand äußerst ungleich verteilt ist, Minderheiten schikaniert sowie die Rede- und Pressefreiheit immer weiter beschnitten werden, ist die Kehrseite seiner Regentschaft. Mehr über die Abgründe des neuen "Hindu-Faschismus" erfahren Sie in diesem Deutschlandfunk-Feature.


Achtung, Radarfalle!

Autofahrer aufgepasst: In Bayern, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg führt die Polizei heute verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durch. Mit dem Blitzermarathon will sie Raserei als eine der Hauptunfallursachen bekämpfen. Die Meinungen über die Sinnhaftigkeit der Aktion gehen allerdings auseinander: Berlin, Bremen, das Saarland und Sachsen machen nicht mit – und auch in Berlin wird argumentiert, dass die Wirkung früherer Aktionen kaum messbar gewesen sei.


Lesetipps

Ukraine-Krieg, Eskalation in Nahost: Die führenden westlichen Staaten kämpfen gegen die Hoffnungslosigkeit. Unser Reporter Patrick Diekmann berichtet von aufwühlenden Szenen beim G7-Gipfeltreffen auf Capri.


Wegen der Verwendung einer SA-Parole steht AfD-Einpeitscher Björn Höcke vor Gericht. Was am ersten Verhandlungstag geschah, erzählt Ihnen unsere Reporterin Annika Leister.



Zum Schluss

Deutschlands Konjunktur schmiert ab, im Vergleich der G7-Länder stehen wir auf dem letzten Platz. Aber es gibt ja Gegenmittel.

In diesem Sinne Prost!

Und herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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