Warnstufe Rot Schlimmster Alarm seit Jahren: Umweltbundesamt warnt
Hochdruckwetter und Emissionen: Wie Deutschland in den schlimmsten Feinstaub-Alarm seit Jahren rutschte.
Das Umweltbundesamt warnt vor dramatisch schlechter Luft – flächendeckend fast im ganzen Land. In den vergangenen Tagen wurde die Grenzmarke von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an vielen Orten überschritten. Vielerorts liegen die Feinstaubwerte aktuell über dem Wert von 100 Mikrogramm pro Kubikmeter.
"Negative gesundheitliche Auswirkungen können auftreten", warnt das Umweltbundesamt. "Wer empfindlich ist oder vorgeschädigte Atemwege hat, sollte körperliche Anstrengungen im Freien vermeiden." Für Menschen mit Vorerkrankungen können sich schon ab der gelben Stufe "moderat" gesundheitliche Probleme ergeben. Ist der Indexwert "sehr schlecht", empfiehlt das Amt diese Vorsichtsmaßnahme allen Bürgern. "Besser ist ein gemütlicher Spaziergang, anstatt zu joggen. Dabei atmet man deutlich weniger schlechte Luft ein und tut mit der Bewegung auch etwas Gutes für seinen Körper."
Ute Dauert, Leiterin des Fachgebietes Beurteilung der Luftqualität beim Umweltbundesamt, sagte der "Zeit": "Vom Joggen würde ich in diesen Tagen eher abraten." Denn sei man körperlich aktiv, atme man mehr und inhaliere so mehr mit Feinstaub und anderen Schadstoffen belastete Luft.
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Hohe Belastung auch in den kommenden Tagen
Die dicke Luft hat mehrere Ursachen. Einerseits gelangen im Augenblick mehr Schadstoffe in die Luft, andererseits führt die Wetterlage dazu, dass die Schadstoffe gerade an Ort und Stelle bleiben und nicht weggeweht werden.
Dauert führt aus, dass im Winter mehr Haushalte Holz verfeuern. Zudem würden die Katalysatoren von Verbrennerautos bei Kälte länger brauchen, bis sie auf Betriebstemperatur sind. Hinzu kommt das Wetter: Eine relativ stabile Wetterlage verhindert gerade einen intensiveren Luftaustausch. "In der aktuellen winterlichen Hochdruckwetterlage ist der Luftaustausch auf wenige hundert Meter eingeschränkt, es ist nahezu windstill und trocken. Die Schadstoffe sind in solchen Situationen quasi in den unteren Luftschichten gefangen", erklärt das Umweltbundesamt.
Der Wechsel zu einer Tiefdruckwetterlage mit Wind und Regen oder Schnee könnte zu einer raschen Entspannung der Situation führen. Allerdings ist dieser grundlegende Wetterwechsel bislang nicht in Sicht.
Smog aus Polen kommt hinzu
Zusätzlich bringt die Hochdruckwetterlage Smog aus Polen nach Deutschland. "Wir haben unsere eigenen Emissionen. Jetzt haben sich die Emissionen aus Polen draufgesetzt. Das liegt daran, dass dort in vielen Regionen noch stark auf Kohleheizungen gesetzt wird, was große Mengen an Feinstaub freisetzt", erklärte der Meteorologe Dominik Jung in der "Bild".
Die Folge: der schlimmste Feinstaub-Alarm seit Jahren. Während Ende Januar die Feinstaubkarte des Umweltbundesamtes noch in klarem Blau strahlte und damit niedrige Werte anzeigte, ist die Situation seit dem vergangenen Wochenende gekippt. Am Montag waren besonders große Flächen auf der Karte rot eingefärbt, aber auch für Mittwoch und Donnerstag ist wieder eine hohe Feinstaubbelastung angekündigt. Warnstufe Rot gilt in großen Teilen der Republik, wie die Karte anzeigt.
- zeit.de: "'Vom Joggen würde ich in diesen Tagen eher abraten'"
- stuttgarter-zeitung.de: "Wann wird die Luftqualität wieder besser?"
- umweltbundesamt.de: Aktueller Luftqualitätsindex und Prognosedaten
- idw-online.de: "Das Kaltstart-Dilemma"
- bild.de: "Schlimmster Smog-Alarm seit Jahren! Bundesamt: Nicht joggen!"