April-Schock am Rhein Pegel auf Spätsommer-Niveau – erste Frachtschiffe gestoppt

Rhein und Bodensee zeigen dieses Jahr bereits im April niedrige Wasserstände. Die sinkenden Pegel führen zu Problemen in der Schifffahrt, aber bringen auch Überraschungen.
Der Rhein, Deutschlands wichtigste Wasserstraße, führt bei Kaub in Rheinland-Pfalz aktuell weniger als 80 Zentimeter – ein Pegelstand, der sonst eher im Spätsommer Sorgen auslöst, nun aber schon im April Konsequenzen hat: Frachtschiffe können nur noch mit deutlich weniger Ladung fahren. Das trifft die Logistik vom Ruhrgebiet bis zu den Seehäfen in den Niederlanden und Belgien.
Detlef Bours, seit 40 Jahren als Hafenmeister auf dem Rhein im Einsatz, zeigt sich überrascht: "Normalerweise haben wir im Frühjahr eher Hochwasser durch die Schneeschmelze – bis in den Mai, Juni. Erst danach fällt das Wasser." Dass es jetzt schon so weit ist, sei ungewöhnlich. Der Warenfluss nach Duisburg ist stark eingeschränkt. Sonst kann ein Schiff mit 3.000 Tonnen Fracht problemlos passieren – aktuell braucht es dafür drei kleinere Schiffe mit je 1.000 Tonnen. Das erhöht die Transportkosten und bremst Lieferketten.
- Auf dem Weg zum neuen Extrem: Sommer 2025 droht, alles zu sprengen
Die Hauptgründe für den niedrigen Pegelstand sind ausbleibende Regenfälle im Einzugsgebiet des Rheins sowie fehlendes Schmelzwasser aufgrund eines milden Winters und einer langen Trockenperiode seit Februar. Die bisher niedrigsten Rheinpegel wurden in Emmerich kurz vor der niederländischen Grenze gemessen. Am 30. Oktober 2018 fiel dieser nach einem langen trockenen Sommer auf 7 und im Dürrejahr 2022 auf null Zentimeter.
Kies und freiliegende Sandbänke in Ufernähe offenbaren derzeit, wie wenig Wasser der Rhein führt – was auch für Flora und Fauna schädlich ist. Wasservögel und Fische sind zwar in der Lage, mit niedrigem Wasser umzugehen, aber nicht, wenn es zur Regel wird. Größere Regenmengen sind derzeit nicht in Sicht; obwohl sich die Wasserstände binnen zwei Wochen etwas erholen könnten.
Bodensee ebenfalls betroffen
Auch der Bodensee meldet derzeit aufgrund geringer Regenfälle und wenig Schmelzwasser aus den Alpen einen ungewöhnlich niedrigen Pegelstand. An vielen Stellen tritt der Grund des Sees zutage. Im bayerischen Lindau kann man derzeit sogar trockenen Fußes zur Insel Hoy spazieren, der kleinsten Insel im See, rund 100 Meter vom Ufer entfernt. Auch in Konstanz und anderen Regionen zeigt sich das Niedrigwasser deutlich: Am Freitag lag der Pegel bei etwa 2,70 Metern.
Ein Sprecher der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg erklärte: "Der aktuelle Seewasserstand liegt 35 Zentimeter unter dem saisonalen Mittelwert für diesen Kalendertag." Ein Rekord ist das aber nicht – denn den niedrigsten Wasserstand erreicht der Bodensee in der Regel im Winter. Der letzte Tiefstand wurde am 15. Februar 2006 gemessen: 2,29 Meter – das sind 43 Zentimeter weniger als aktuell.
Das Stadtmarketing in Konstanz am Bodensee ruft dazu auf, das Niedrigwasser gelassen zu sehen, und verweist auf die positiven Effekte: Es entstehen ganz neue Uferlandschaften mit "neuen Farben und Formen".
Pegel ist nicht gleich Wassertiefe
Der sogenannte Pegelstand gibt nicht die Wassertiefe wieder. Gemessen wird der Wasserstand mit einer Pegellatte, die direkt im See hängt. "Am besten wäre es, wenn sie am tiefsten Punkt des Bodensees steht und bis auf den Grund reicht", erklärt der Sprecher der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. In der Praxis ist das aber kaum umsetzbar – aus ganz pragmatischen Gründen: Die Messlatte muss gut vom Ufer aus erreichbar sein und darf den Schiffsverkehr nicht stören. Deshalb unterscheidet sich der Pegelwert von der tatsächlichen Wassertiefe. Hängt die Pegellatte aufgrund eines niedrigen Wasserstandes nicht mehr im Wasser, spricht man von einem Nullpegel. Das bedeutet aber nicht, der Fluss oder See liegt auf dem Trockenen.
- weather.com: "Was bedeutet Pegel und wie misst man ihn?"
- suedkurier.de: "Niedrigwasser im Bodensee: Was würde passieren, wenn der Konstanzer Pegel bei 0 Meter läge?"
- swr.de: "Niedrigwasser am Bodensee: Konstanzer Touristik sieht neue Perspektiven"
- zdf.de: "Was das Niedrigwasser im Rhein bedeutet"