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Griechenland: Omega-Wetterlage – So kam es zur Katastrophe


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Unwetter in Griechenland
Der Grund für die Katastrophe liegt über Deutschland


07.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Verheerende Bilanz nach Unwetter: Aufnahmen zeigen die massive Zerstörung. (Quelle: reuters)
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Schwere Unwetter in Spanien und Griechenland, schönstes Sommerwetter in Deutschland – der Grund ist derselbe: Das Wetter in Europa zieht nicht weiter.

In Südosteuropa zeichnet sich nach und nach das gesamte Ausmaß der Katastrophe ab, das die extremen Regenmassen hinterlassen haben: Mindestens 14 Menschen kamen in Griechenland, Bulgarien und der Türkei ums Leben. In einigen griechischen Dörfern stand das Wasser bis zu vier Meter hoch. Mittlerweile gibt es vorsichtige Zeichen der Entspannung: Bis zum Donnerstagabend soll der Regen aufhören.

Erst am Wochenende zuvor waren auch am anderen Ende des Mittelmeers, in weiten Teilen Spaniens, heftige Unwetter niedergegangen. Starkregen, Orkanböen, Blitzschläge und Hagel sorgten für Chaos. Mindestens fünf Menschen starben.

Wie kommt es dazu? Welches Wetterphänomen erleben die Menschen am Mittelmeer gerade?

Tatsächlich ist der Grund für beide Katastrophen ein und derselbe – und er hängt auch mit dem sommerlichen Wetter mit blauem Himmel in Deutschland zusammen. Denn über Europa herrscht derzeit eine sogenannte Omega-Wetterlage. Diese hält sich hartnäckig, und sorgt so für den fatalen Dauer-Starkregen, der Spanien, Griechenland, Bulgarien und die Türkei unter Wasser setzte.

Das Wetter bewegt sich nicht weiter

Die aktuelle Großwetterlage wird bezeichnet als Omega-Wetterlage. Sie ist geprägt von einem starken Hochdruckgebiet über Deutschland und Mitteleuropa. Südöstlich und südwestlich davon befinden sich flankierende Tiefs, die jetzt den fatalen Regen in die betroffenen Regionen brachten. Um diese Wetterzellen herum bildet der Jetstream, ein Strömungsband in der höheren Atmosphäre, eine Schleife in Form des griechischen Buchstabens Omega – daher der Name.

Normalerweise treibt der Jetstream die Wetterlagen in den gemäßigten Breiten weiter. Bilden sich allerdings Schlaufen wie jetzt, bewegt sich kaum noch etwas.

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Für Spanien bedeutete das: zwischen 50 und etwa 150 Millimeter Regen innerhalb weniger Stunden. In Griechenland wurde das bis zu Zehnfache erwartet – eine Menge, die auch Meteorologen verblüfft. Die Regenmengen hätten statistischen Seltenheitswert, sagte Felix Dietzsch vom Deutschen Wetterdienst (DWD) der dpa: "Das ist wirklich extrem."

Das Tiefdruckgebiet vor Griechenland liegt über dem Mittelmeer und transportierte warme und sehr feuchte Luft in Richtung des griechischen Festlands. Dort traf diese auf die Berge – so bauten sich immer wieder neue Gewitter und Regenwolken auf, erklärte der DWD.

Wie groß der Einfluss der menschengemachten Klimakrise auf die aktuellen Überschwemmungen ist, lässt sich bisher noch nicht sagen – die Analysen der sogenannten Attributionsforschung brauchen Zeit.

Dass er aber vorhanden ist, ist klar. Wärme ist Energie – im Umkehrschluss heißt das: Je weiter die Erderhitzung voranschreitet, desto mehr Kraft entwickeln zum Beispiel Stürme und Gewitter.

"Normales" Extremwetter oder Folge der Erderhitzung?

Die sogenannte "Attributionsforschung" untersucht, ob – und wenn ja, wie stark – die menschengemachte Klimakrise die Intensität und Häufigkeit spezifischer Extremwetterereignisse beeinflusst. Demnach verstärkt der Klimawandel sehr klar die Zahl und Maximaltemperatur von Hitzewellen. Auch für die Zunahme von Starkregenfällen zeichnet sich ein deutlicher Zusammenhang zur Erderhitzung ab. Bei Dürren und Stürmen ist dies bisher schwieriger nachzuweisen. Für Trockenstress der Böden muss allerdings oft nicht einmal der Regen ausbleiben – schon höhere Temperaturen entziehen den Böden mehr Wasser durch Verdunstung.

Zudem kann wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen, rund sieben Prozent pro Grad. Und durch die hohen Temperaturen des Mittelmeers verdampft mehr Meerwasser. Kommen die unterschiedlichen Faktoren zusammen wie aktuell, entsteht eine solch gefährliche Kombination.

Aufgrund der hohen Wassertemperaturen gab es zuletzt sogar Befürchtungen, es könnte ein Zyklon über dem Mittelmeer entstehen – ein sogenannter Medicane, wie t-online-Wetterexpertin Michaela Koschak im Video erklärt:

Dazu kommen die ausgetrockneten Böden nach dem langen und viel zu heißen Sommer – sie können weniger Wasser aufnehmen. In vielen Gebieten haben Waldbrände zudem die Pflanzen zerstört, die die Böden normalerweise stabilisieren.

Die Folge sind Erdrutsche und Schlammfluten. Meteorologe Dietzsch gibt allerdings zu bedenken, dass die gewaltigen Regenmengen wohl ohnehin zu heftigen Überschwemmungen geführt hätten. "Das schafft kein Boden – egal, ob er gesättigt gewesen wäre oder nicht", sagte er dem "Spiegel".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • dw.com: "'Omega' sorgt für Flut in Griechenland und Türkei"
  • spiegel.de. "In wenigen Tagen so viel Regen wie in Deutschland in einem Jahr"
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