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Afrika: Wirbelsturm "Idai" in Mosambik – Flucht vor Flut und wilden Tieren


Unwetter-Katastrophe in Mosambik
Menschen auf Bäumen werden von Tieren angegriffen

Von dpa, afp, pdi

Aktualisiert am 21.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Der Sturm "Idai" richtet in Mosambik große Schäden an. Durch die Wassermassen sind in den betroffenen Regionen immer noch tausende Menschen in Lebensgefahr.Vergrößern des Bildes
Der Sturm "Idai" richtet in Mosambik große Schäden an. Durch die Wassermassen sind in den betroffenen Regionen immer noch tausende Menschen in Lebensgefahr. (Quelle: dpa)

Wirbelsturm "Idai" hat in Mosambik Hunderttausende obdachlos gemacht. Weite Landstriche stehen unter Wasser. Viele Menschen flüchten in ihrer Not auf Bäume, doch dort sind sie nicht sicher. Und die Pegel der Flüsse steigen weiter an.

Tausende Menschen in den überschwemmten Gebieten im Zentrum Mosambiks harren auf den Dächern ihrer beschädigten Häuser oder auf Bäumen aus. Retter versuchen die Menschen zu bergen, doch es fehlt an Hubschraubern. Wir retten so viele, wie wir können, doch sind das nicht alle", berichtete Ian Scher von der südafrikanischen Organisation Rescue SA, die sich an der Seite des südafrikanischen und mosambikanischen Militärs an den Bergungsarbeiten in Mosambik beteiligt.

"Wir müssen schwierige Entscheidungen treffen. Manchmal können wir nur zwei von fünf retten. Manchmal werfen wir nur Essen ab und retten jemand anderes, der in größerer Gefahr ist", berichtete Scher weiter. Allein auf einer mitten in den Fluten entstandenen "Insel" hätten sich 350 Menschen gerettet und warteten nun dringend auf Hilfe.

Die Helfer stünden derzeit vor allem vor zwei Problemen, berichtete Scher weiter: "Wir haben die Leute in den Bäumen, die gegen Schlangen, Insekten und Raubtiere kämpfen müssen - und wir haben die Menschen, die auf Hausdächern oder Inseln gestrandet sind und nichts zu essen haben". Die Helfer täten, was sie könnten. Diejenigen, die sie nicht retten können, "werden umkommen".

Dämme sind voll

Unterdessen steigen die Pegel der Flüsse infolge des verheerenden Zyklons "Idai" weiter an. Es ist ein Rennen gegen die Zeit: Wie lange können die Menschen dort noch ausharren? Und wie stark wird das Hochwasser noch ansteigen? Die Vereinten Nationen warnten, dass die nächsten 72 Stunden entscheidend sein würden, um noch viele Leben zu retten.

"Die Sorge ist, dass sich die Lage immer mehr zu einer großen Flutkatastrophe entwickelt", sagte Unicef-Sprecher Daniel Timme in Mosambik. "Der Regen lässt nicht nach und die Dämme flussaufwärts sind voll und müssen bald Wasser ablassen."

Die starken Regenfälle in Simbabwe, Malawi und dem Hinterland der Hafenstadt Beira infolge des Zyklons ließen die Flüsse immer weiter über die Ufer treten. Es gebe schon jetzt nicht genügend Hubschrauber, um die Tausenden wegen Überschwemmungen festsitzenden Menschen zu bergen, sagte Timme. Es brauche dringend mehr internationale Hilfe.

400.000 Menschen zeitweise obdachlos

Das Ausmaß der Katastrophe sei immer noch unklar, aber es sei sicher, dass die Zahl der Opfer "noch erheblich ansteigen" werde, so Timme. Das Rote Kreuz warnte unterdessen, infolge des Zyklons und den heftigen Überschwemmungen seien bis zu 400.000 Menschen zeitweise obdachlos geworden. Präsident Filipe Nyusi hatte am Montag gesagt, es könnte mindestens 1.000 Todesopfer geben.

Eine Sprecherin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf sagte, "Idai" habe im Küstenbereich eine Sturmflut von 3 bis 4 Metern Höhe ausgelöst. Sollten sich die Opferzahlen bewahrheiten, sei vom bislang schlimmsten Zyklon der südlichen Hemisphäre auszugehen.

Helfern bietet sich in der Großstadt Beira mit rund 500.000 Einwohnern und den angrenzen Gebieten ein Bild der Verwüstung. Weite Landstriche stehen unter Wasser, zahllose Straßen und Häuser wurden schwer beschädigt. Auch die Notaufnahme des wichtigsten Krankenhauses wurde schwer beschädigt.

Jetzt gehe es darum, die Infrastruktur schnell wieder herzustellen, erklärte Unicef. "Straßen in das Gebiet, das vom Zyklon getroffen wurde, sind komplett von umgestürzten Bäumen und Schutt blockiert", sagte der Landesdirektor der Hilfsorganisation Care, Marc Nosbach. "Die Infrastruktur ist komplett zerstört."

Sturmfluten und massive Überschwemmungen

In der Provinz Sofala und der Hafenstadt Beira gab es weiterhin keinen Strom, kein stabiles Kommunikationsnetz und keine reguläre Trinkwasserversorgung. Der Stromversorger EDM erklärte, es gebe keinen Kontakt zu den Teams vor Ort. Deswegen könne man auch nicht vorhersehen, bis wann die Versorgung wiederhergestellt werden könne.

Der Zyklon mit der Stärke vier von fünf war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometern pro Stunde vom Indischen Ozean her nahe der Großstadt Beira auf Land getroffen. Es folgten Sturmfluten und massive Überschwemmungen.


Beira ist derzeit nur noch aus der Luft zu erreichen. Ein Nothilfeteam von Ärzte ohne Grenzen sollte dort am Dienstag eintreffen. Beim Welternährungsprogramm hieß es, die Lage sei "zum Verzweifeln". Die EU stellte 3,5 Millionen Euro Soforthilfe bereit. Mosambik gehört einem UN-Index zufolge zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die Regierung dürfte mit der Bewältigung der sich nun abzeichnenden humanitären Katastrophe überfordert sein.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtengenturen dpa und AFP
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