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Verräterische Erdbeben
Forscher weisen nach: Unter Eifel-Vulkan steigt Magma auf

Von Jens Skapski und Lars Wienand

Aktualisiert am 07.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Idyll, unter dem es rumort: Der Laacher See hat sich dort gebildet, wo vor 13.000 Jahren Magmamassen ausgeströmt sind. Wissenschaftler haben nachströmendes Magma in der Tiefe nachgewiesen.Vergrößern des Bildes
Idyll, unter dem es rumort: Der Laacher See hat sich dort gebildet, wo vor 13.000 Jahren Magmamassen ausgeströmt sind. Wissenschaftler haben nachströmendes Magma in der Tiefe nachgewiesen. (Quelle: Imago)
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Seit 2013 werden in der Eifel ungewöhnliche Erdbeben gemessen. Wissenschaftler glauben: Sie sind Folge von aufsteigender Magma unter dem Laacher-See-Vulkan.

Wissenschaftler fordern eine Neubewertung des Vulkanismusrisikos in der Eifel. Es gibt zwar keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Experten von Erdbebendienst Südwest, Deutschem Geoforschungszentrum Potsdam, Karlsruher Institut für Technologie und Landeserdbebendienst Nordrhein-Westfalen haben aber seit 2013 eine Reihe von Anzeichen festgestellt, die auf Magmabewegungen unter dem Vulkanfeld am Laacher See in Rheinland-Pfalz hinweisen.

Die Experten sprechen von niedrigfrequenten, schwachen Erdbeben: In Tiefen von acht bis 45 Kilometern ereigneten sich die Beben, die nicht tektonischen Ursprungs sein können, also nicht durch Verschiebungen von Erdplatten. Es sind Lebenszeichen des Vulkans, der dort vor rund 13.000 Jahren ausgebrochen ist und seine Magmakammer geleert hat. Der kreisrunde Laacher See ist dort entstanden, wo sich die Decke der leeren Magmakammer abgesenkt hat.

Magma liefert einzige Erklärung für Bebentyp

Und die könnte sich allmählich wieder füllen. Die gemessenen Mikroerschütterungen ließen sich nur damit erklären, dass flüssige Magma sich am umgebenen Gestein in der Erdkruste vorbeischiebt, so die im Geophysical Journal International veröffentlichte Studie. Dabei kann es zu den kleinen Erdbeben kommen.

Solche Beben wurden in den vergangenen Jahren an zahlreichen aktiven Vulkanen, unter anderem in Russland und auf Island, aufgezeichnet. Sie gelten aber nicht als Warnzeichen bevorstehender Vulkanausbrüche, sondern als normales Phänomen magmatischer Aktivität in Vulkangebieten.

Festgestellt wurden diese Erdbeben an vier Orten unweit des Laacher Sees in kleinen Schüben im vergangenen Jahr sowie 2017, 2015 und 2013. 2013 wurden sie erstmals gemessen, was aber auch an verbesserter Messtechnik liegen kann. "Es ist gut möglich, dass es diese Beben schon immer gab, sie aber nicht detektierbar waren", erklärte Joachim Ritter, einer der beteiligten Wissenschaftler bereits 2018 gegenüber t-online.de. Das Messnetz dort ist nach den ersten Entdeckungen 2013 deutlich ausgebaut worden.

Magma-Nachschub aus 45 Kilometern Tiefe

Die Orte, an denen die Mikrobeben gemessen wurde, dürften markieren, wo sich das Magma bewegt. Sie reihen sich entlang des Verlaufs der sogenannten Ochtendung-Störungszone. Das ist eine tektonische Bruchkante, ein 15 bis 20 Kilometer langer Riss in der festen, spröden Oberkruste, die zumindest bis in etwa 20 Kilometer Tiefe reicht. An der Störungszone ereigneten sich im vergangenen Jahr 18 Beben – zwei davon waren magmatischen Ursprungs.

Unter der Ober- liegt die Unterkruste, und darunter der Erdmantel, in dem in 45 bis 50 Kilometern der Plume endet. Das ist der senkrechte Strom heißen Materials aus der Tiefe. Die Hauptkammer ist wenige Kilometer unter der Oberfläche.

Die Beben deuten darauf hin, dass verschiedene Magmakörper zwischen dem Plume und der Hauptkammer in Bewegung sind. Mit dem Aufsteigen verringert sich auch der Druck und es kann sich Gas lösen. Auch das kann zu Beben führen.

Nächster Ausbruch noch nicht absehbar

Was die Forscher auch festgestellt haben: Es gab in dem Zeitraum keine Anzeichen, dass die kleinen Beben sich tendenziell nach oben verlagern. Das wäre ein Alarmzeichen für konstanten Zustrom. Ebenfalls beruhigend für die Menschen in der Region: In der Vergangenheit vergingen mehrere zehntausend Jahre, bis es wieder zu einem Ausbruch kam.

Demnach wäre der Vulkan noch lange nicht reif für einen Ausbruch. Grundsätzlich gilt es aber nur als Frage der Zeit, wann genug Magma angereichert ist für einen neuen Ausbruch rund 24 km von Koblenz und 40 von Bonn entfernt.

Weil ihre Ergebnisse zeigen, dass es in der Erde rumort, fordern die Wissenschaftler, dass dort genauer hingeschaut wird. Angesichts des Ausmaßes des Ausbruchs vor 13.000 Jahre empfehlen sie kontinuierliche Überwachung und stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit. Nötig seien weitere Messungen, um die Größe, Entwicklung und den gegenwärtigen Zustand potenzieller Magmaspeicher abzubilden und die Vulkangefahr weiter zu bewerten.

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