FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher ist tot
Der Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher, ist tot. Der Journalist und Intellektuelle ist völlig überraschend an einem Herzinfarkt verstorben. Das teilte der Verlag mit.
Schirrmacher wurde 54 Jahre alt und war seit 1994 einer der Herausgeber der "FAZ". Er gehörte zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands und machte sich auch mit zahlreichen Büchern einen Namen.
Voller Energie und Tatendrang für die FAZ
Schirrmacher studierte Germanistik, Anglistik, Literatur und Philosophie. 1984 machte er zunächst eine Hospitanz bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und wurde 1985 Mitglied der Feuilleton-Redaktion dieser Zeitung. 1989 wurde Schirrmacher als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki Leiter der Redaktion "Literatur und literarisches Leben", 1994 schließlich als Nachfolger von Joachim Fest einer der fünf Herausgeber. Schirrmacher galt als besessener Zeitungsmacher.
Mit seinen publizistischen Entscheidungen machte sich Schirrmacher einen Namen. So weigerte er sich, den Roman "Tod eines Kritikers" von Martin Walser vorab in der "FAZ" zu veröffentlichen und warf dem Autor ein "Spiel mit antisemitischen Klischees" vor. Im August 2006 veröffentlichte er ein Gespräch mit Günter Grass, in dem dieser eingestand, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein.
Bekannt wurde Schirrmacher auch als Autor von Büchern wie "Das Methusalem-Komplott", "Minimum", "Payback" und zuletzt "Ego", mit denen er in die intellektuelle Debatte der Bundesrepublik prägte.
"Gespür für Zukunftsthemen"
Die "FAZ" würdigte Schirrmachers Verdienste auf ihrer Internetseite: "Mit einem feinen Gespür für Zukunftsthemen und einer großen Gabe zur immer inhaltlich fundierten Zuspitzung ausgestattet, machte er die Zeitung früh zum Meinungsführer bei Fragen der gesellschaftlichen Bedeutung der Gentechnik, des demographischen Wandels und der Digitalen Welt."
"Sein analytischer Blick erfasste das Wesentliche im Wandel, seine Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte machte ihn zu einem führenden Intellektuellen unserer Zeit. Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes", so die Zeitung.
"Ein publizistisches Universalgenie"
Der Präsident der deutschen Sektion der Schriftstellervereinigung PEN, Josef Haslinger, nannte Schirrmacher einen "erstaunlich kritischen Geist", der seine Zeitung für viele kontroverse Themen geöffnet habe. Er habe dem Blatt, das als Wirtschaftszeitung bekannt war, ein ganz anderes Gesicht gegeben.
Auch Berufskollegen zollten Schirrmacher in ersten Reaktionen größten Respekt. So schreibt "Spiegel"-Chefredakteur Wolfgang Büchner auf "Spiegel Online": "Das ist ein Schock. Frank Schirrmacher war ein publizistisches Universalgenie. Seine Begeisterungsfähigkeit, seine Energie waren einfach überwältigend. Und ich bin dankbar für jede einzelne Begegnung, jedes einzelne Gespräch mit Frank Schirrmacher. Es gibt niemanden in dieser Generation, der ihm gleich kommt. Ich trauere um einen großartigen, großzügigen Kollegen."
"Er wird uns fehlen"
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) würdigte Schirrmacher als Wegbereiter einer offenen Debatte über das Internet. "Ohne Frank Schirrmacher wüssten wir weniger zum Thema Internet und die Debatte darüber wäre nicht halb so spannend und schön gewesen! Danke", teilte Altmaier über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zeigte sich erschüttert über den Tod von Schirrmacher: "Das ist eine fürchterliche Nachricht", erklärte der Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler in einer ersten Reaktion. "Deutschland hat einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. Und ich einen Freund", so Gabriel.
Grünen-Fraktionschef Katrin Göring-Eckardt twitterte: "Einer der wichtigen Intellektuellen und bedeutenden Journalisten ist tot."