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Sterbehilfe: Britisches Paar will gemeinsam in Suizidkapsel sterben


Kontroverser Plan
Ehepaar will gemeinsam in Suizidkapsel sterben

Von t-online, aj

Aktualisiert am 09.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Sterbehilfe-Kapsel "Sarco" des australischen Aktivisten Philip Nitschke: Auf Knopfdruck füllt sich die Kapsel mit Stickstoff und verdrängt den Sauerstoff.Vergrößern des BildesDie Sterbehilfe-Kapsel "Sarco" des australischen Aktivisten Philip Nitschke: Auf Knopfdruck füllt sich die Kapsel mit Stickstoff und verdrängt den Sauerstoff. (Quelle: Exitinternational/Screenshot)

Ein ehemaliger Ingenieur und seine Frau haben einen außergewöhnlichen Plan gefasst: Sie wollen gemeinsam in einer speziellen Suizidkapsel sterben.

Ein britisches Ehepaar hat sich entschieden, gemeinsam in der Schweiz zu sterben. Peter und Christine Scott, die seit 46 Jahren verheiratet sind, haben sich für einen doppelten "Suizid-Pod" angemeldet. Ihre Gründe dafür nannten sie in einem Interview mit der britischen "Daily Mail".

Die 80-jährige Christine, eine ehemalige Krankenschwester, erhielt vor wenigen Wochen die Diagnose einer beginnenden Demenz. Ihr Mann, der ehemalige Ingenieur bei der britischen Royal Air Force, Peter, sagte: "Wir hatten ein langes, glückliches und erfülltes Leben, aber das Alter tut uns keine Gefallen." Nun möchten sie ihrem gemeinsamen Leben ein Ende setzen.

"Die Vorstellung, den langsamen Verfall von Chris' geistigen Fähigkeiten parallel zu meinem eigenen körperlichen Verfall zu beobachten, ist für mich schrecklich. Natürlich würde ich mich so sehr um sie kümmern, wie ich es noch könnte, aber sie hat im Laufe ihrer Karriere ausreichend Demenzkranke gepflegt und ist fest davon überzeugt, dass sie die Kontrolle über sich und ihr Leben behalten möchte. Die Euthanasie gibt ihr diese Möglichkeit und ich möchte nicht mehr ohne sie leben", so der 86-Jährige zu seiner Entscheidung.

Er äußerte auch Bedenken über den Zustand des britischen Gesundheitssystems. Die Chancen auf schnelle Behandlungen für Alterskrankheiten scheinen ziemlich gering zu sein, sagte er. Die Aussicht darauf, in einem Pflegeheim zu enden, sei für ihn unerträglich.

Ein kontroverser Plan

Das Ehepaar plant, mithilfe der sogenannten "Sarco"-Suizidkapsel zu sterben. Das Gerät wurde von dem australischen Arzt Philip Nitschke entwickelt und ist in der Schweiz zugelassen. Es funktioniert durch den Austausch von Sauerstoff gegen Stickstoff im Inneren der Kapsel und führt binnen weniger Minuten zum Tod.

Verdacht auf eine Depression? Hier finden Sie Hilfe

Bei Verdacht auf eine Depression ist professionelle Hilfe wichtig. Nicht nur die Betroffenen, auch die Angehörigen benötigen Unterstützung:
◾ Deutsche Depressionsliga e. V.
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Irrsinnig Menschlich e. V.
Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
Das Servicetelefon der Krankenkasse kann ebenfalls eine erste Anlaufstelle sein, um sich über mögliche Hilfsangebote zu informieren. Auch der Hausarzt ist ein wichtiger Kontakt. Verbände und Gesellschaften bieten ebenfalls Hilfe an.

Das Gerät kann per Knopfdruck aktiviert werden und ermöglicht es den Nutzern, friedlich einzuschlafen. Innerhalb von 30 Sekunden verliert der Mensch in der Kapsel das Bewusstsein, der Tod durch Sauerstoffmangel tritt nach fünf bis zehn Minuten ein. "Die Person fühlt sich ein wenig desorientiert und kann sich auch leicht euphorisch fühlen, bevor sie das Bewusstsein verliert", erklärt Nitschke. "Es gibt keine Panik, kein Erstickungsgefühl." Bislang gibt es das Gerät jedoch nur für eine Person. Das soll sich laut Nitschke bald ändern.

Trotz der liberalen Handhabung der Sterbehilfe ist die Selbsttötung durch "Sarco" auch in der Schweiz umstritten. "Wenn ein sterbewilliger und leidender Mensch nach Einnahme des Sterbemittels Natrium-Pentobarbital in einen Tiefschlaf verfällt und innerhalb weniger Minuten friedlich und ohne Schmerzen stirbt, kann von einem würdevollen Tod gesprochen werden", sagte Jürg Wiler vom Sterbehilfeverein Exit Schweiz dem Portal 20min.ch. "Ich stelle mir das angenehmer vor, als in einem engen und geschlossenen Plastiksarg zu sterben."

Auch die Sterbehilfe-Organisation Pegasus beendete die Zusammenarbeit mit Nitschke. Pegasus-Präsident Ruedi Habegger erklärte in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ), der Großteil der Betroffenen würde nicht auf die ärztliche Begleitung verzichten wollen.

Christine Scott plant ihren letzten Tag

Peter und Christine Scott sind sich dennoch sicher: Die beiden haben bereits mit ihrer Familie über ihre Pläne gesprochen. Ihre Kinder – eine Tochter und ein Sohn – respektieren ihren Wunsch trotz anfänglicher Bedenken. Christine plant schon ihre letzten Tage: "Ich würde gern mit Peter in den Schweizer Alpen spazieren gehen, an einem Fluss. Ich möchte einen schönen Teller Fisch als mein letztes Mahl haben und dazu eine große Flasche Merlot genießen."

Peter sagte zur Kritik an ihrem Vorhaben: "Wir respektieren, dass andere Menschen unsere Gefühle nicht teilen mögen." Beide hoffen darauf, dass ihr Schritt zur Legalisierung von assistiertem Suizid im Vereinigten Königreich beiträgt. Die beiden möchten ihre Asche nach ihrem Tod zurück nach England bringen und sie im Friedhof ihrer Gemeinde verstreuen lassen.

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